Zwar muss auch die zweite Planung noch dem kritischen Blick der Forchheimer Bürger Stand halten. Jedoch scheint der Bebauung des Jahn-Geländes mit 286 Wohnungen seit Dienstag nichts mehr im Wege zu stehen.
Tilman Rütters wurde am Dienstag noch eindringlicher, behutsamer und detailversessener, als er es bei seinen bisherigen Auftritten in Forchheim ohnehin schon war. "Sehr juristisch und sehr fachspezifisch" würden seine Ausführungen werden, kündigte der Chef des Hamburger Immobilienentwicklers Dignus den neugierigen Bürgern und Politikern an. Die waren in die Schulstraße gekommen, um sich zum wiederholten Male mit der Bebauung des Jahn-Geländes zu befassen.
Der sogenannte Aufstellungsbeschluss für dieses neue Quartier nördlich der Friedrich- Ludwig-Jahn-Straße liegt nun schon über vier Jahre zurück. Seitdem hatte es nervenaufreibende Streitereien um die Ausmaße der Bebauung gegeben - und zuletzt einen bedrohlich wirkenden Clinch um den Lärm.
Wie berichtet, hatte sich die Firma Infiana vertraulich an die Stadträte gewandt: Sie fürchte um ihren Betrieb, falls künftige Bewohner wegen der "Lärm-Immissionen" klagen. Öffentlich dazu äußern wollte sich Infiana nicht. Das war auch am Dienstag so: Zwar saß ein Infiana-Vertreter im Planungsausschuss, doch Stellung bezog er nicht. Der Weg ins Philosophen-Viertel scheint aber endgültig freigeräumt zu sein. Die Hoffnungen von Bauamtschef René Franz, "dass wir heute einen sehr weiten Schritt vorangehen können", erfüllte sich.
Tilmann Rütters legte nicht nur einen zweiten Entwurf für die Bebauung vor, er zerlegte auch die 17 Einwände der Firma Infiana. Punkt für Punkt erörterte der Investor die technischen und juristischen Antworten, die von den Planern der Forchheimer Stadtverwaltung und von den zahlreichen Gutachtern und Experten gefunden worden waren, die sich seit Jahren mit der Planung beschäftigen. Das Resümee aus Sicht der Forchheimer Bauverwaltung und des Hamburger Investors: Es gebe eine "übergreifende Verständigung", was die Übersiedlung der Sportvereine betreffe; auch das Rückübertragungsrecht des Jahn-Geländes an die Stadt sei gelöst. "In keiner Wohnung wird es zu laut sein", betonte René Franz. Jene zehn Prozent der Bewohner, die mit leicht überhöhten Werten leben müssten, seien durch bauliche Maßnahmen "schützbar".
26 sogenannte Träger öffentlicher Belange hatten sich zu dem Entwurf geäußert. Darunter der Bund Naturschutz (Rütters: "Nicht gerade der natürliche Freund eines Investors") - und es habe keine Einwendungen gegeben. Lediglich zwei Bürger (die Firma Infiana zählt in diesem Verfahren als Bürger) hatten etwas auszusetzen.
286 neue Wohnungen
Ob diese Einwände nach den Begründungen vom Dienstag befriedet sind, wird die erneute Auslegung der Pläne zeigen. Die Stadträte jedenfalls stellten sich zufrieden und einstimmig hinter das Projekt. Weil nicht nur 286 Wohnungen gebaut werden; sondern weil zudem 70 Plätze in einem Boardinghaus entstehen; weil rund 1000 Quadratmeter für Kitas geschaffen werden; weil knapp dreihundert Quadratmeter für Gewerbe und über 800 Quadratmeter für Arztpraxen bereit stehen und darüber hinaus Areal für Seniorenwohnen und ein Nachbarschaftscafé.
Wenn nun noch die Zahl der geförderten Wohnungen von 72 auf 90 erhöht werde, stehe er "voll hinter der Planung", sagte Holger Lehnard (CSU) zu Tilmann Rütters. "Dazu sagen wir Ja", so dessen prompte Reaktion.