Die Stammtischfreunde aus Egloffstein ließen eine Sau großziehen, die nun im Januar geschlachtet werden soll.
"Liebe gute Pflegemutter, jeden Tag gibst Du mir Futter, gibst mir auch noch was zu trinken, streust mir Stroh - muss nicht so stinken." So beginnt eine Hommage an ein Schwein, das der Stammtisch "Beim Hansela" im Frühjahr gekauft hat und das im Januar während eines großen Schlachtfestes gegessen werden soll.
Kreative Köpfe gibt es viele in Egloffstein. Sie treffen sich allwöchentlich am Sonntagabend zum Stammtisch im Gasthaus Schäfer, wobei naturgemäß Geselligkeit im Mittelpunkt steht. Bei solch einer Männer-Runde wurde auch von früher gesprochen.
So vom "Schwarz-Hans" der den Stammtisch vor mehr als 40 Jahren ins Leben gerufen hat.
Manch einer erinnerte sich mit Wehmut in der Stimme an die Zeit, als ein aus dem Klingelbeutel herabhängender Bindfaden, dem "eingeweihten" Stammtischler schon früh in der Kirche "sagte", dass es heute Abend beim Stammtisch etwas zu Essen gibt, weil eines der Mitglieder Geburtstag hat.
Bei der Gelegenheit wurden auch Schnapsrunden gegeben und dazu die bekannten "Sprüche" gesungen. Die Anfänge der 16 Strophen (jede Strophe bedeutet ein Runde Schnaps), hängen zur Erinnerung an der Wand.
Bei solch einer Runde entstand die Idee, das schon etwas in Vergessenheit geratene Hausschlachten neu zu beleben, indem man ein Ferkel kauft, es groß zieht, um es dann zu schlachten.
Im März kam das Schwein bei Günter Polster in den gefliesten Stall.
Mit dem "Nesthäkchen" Walter Betz, 87 Jahre jung, war auch schnell ein "Sau-Pate" gefunden, dessen Hauptaufgabe darin besteht, die Sau zu umsorgen, indem er sich um die Sau-Pflegemutter, in dem Falle die "Staffels-Erika" kümmert, damit es dem Schwein wirklich gut geht.
Eine Ehre für den Ältesten Von Walter Betz stammt übrigens das eingangs zitierte Gedicht. Es wird bei den wöchentlichen Besuchen der Stammtischbrüder im Stall vorgetragen und anschließend ein Schnaps auf das Wohl des Schweines und der Schweine-Pflegemutter getrunken. Außerdem muss der Pate auch das Schwänzchen halten, wenn die Sau dann geschlachtet wird.
Wie man Sau-Pate wird, auch dafür hat Betz einen Spruch parat: "Man darf kein Grufti sein und auch kein Komposti, man muss schon ein wieder Ausgegrobener sein, um Pate werden zu können". Gemeint ist, dass der älteste Stammtischbruder
diese Ehre übertragen bekommt.
Noch knapp drei Wochen lang kann das Schwein Fett ansetzen. Am 24. Januar wird es, dann etwa 125 Kilogramm schwer, geschlachtet und dazu ein Fest gehalten. Früh wird es ein "Kesselfleischessen" geben, nachmittags die frischen Kraut- und Leberwürste sowie Küchla.
Am Abend werden die "Wörschtfohrer" im Wirtshaus erwartet, die dann verkleidet und musikalisch unterstützt, die besten Stücke der Sau unerkannt stibitzen wollen. Ach ja, das Gedicht. Es hat je drei Strophen. Hier kommt nun der Rest: "Doch bald kommt jetzt ein Tag heran, an dem ich mich bedanken kann. Zum Weihnachtsfest, dem Fest der Freude, möchte ich Dir etwas schenken heute. Ich gebe Dir statt einem Kuss, die kleinen Tröpfelchen in Nuss (Schnaps, die Redaktion). In deiner Pflege, deinen Sorgen, bin ich behütet und geborgen. Ich fühl mich wohl in deinem Bau, ich arme, kleine Stammtisch-Sau. Doch weiß ich, wenn dein Werk vollbracht, dann wird ich arme Sau geschlacht."