Die Suche nach der versunkenen Königsstadt

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Im Pilatusfeld graben Archäologen nach Relikten einer alten Siedlung. Gibt es hier Zeichen für den ehemaligen Königshof?

Auf Spurensuche vor den Toren Forchheims sind die Mitarbeiter des "Büros für Ausgrabungen und Dokumentationen" (BfAD) von Dieter Heyse in Schwarzach am Main. Witterungsbedingt ruht derzeit die Grabungsstelle im Pilatusfeld. "Wir sind auch erst ganz am Anfang", bestätigt Andreas Büttner vom Landesamt für Denkmalpflege in Bamberg.

Und wonach suchen die Archäologen? "Das Areal ist bekannt als Siedlungsgebiet aus der Urnenfelderzeit", erklärt Andreas Büttner. Bereits beim Bau des Hausener Kreisels, der neuen Bundesstraße 470 und der Anbindung der Südumgehung hätten sich bei den Grabungen vor zwei Jahren deutliche Hinweise auf eine Besiedlung dieses Areals ergeben. "Für den Laien aber unspektakulär", findet der Archäologe. Er ist sicher, dass sich bei den anstehenden Grabungen weitere Hinweise auf die Siedlung aus der Zeit um 1200 vor Christus ergeben.


Siedlungsspuren

Hoffnungen, den Königshof oder Hinweise auf die in der "Pilatus-Sage" erwähnte "versunkene Stadt" zu finden, hat Andreas Büttner nicht. Auch wenn es sich um eine vorgeschichtliche Siedlung handelt und der Sage nach ein Hahn durch sein Kratzen die Spitze des Kirchturms frei legen kann. Die Grabungen sind nämlich kaum tiefer als einen Meter.

Spuren auf die Vergangenheit liegen unter der 30 bis 40 Zentimeter mächtigen Humusschicht, die bereits abgetragen ist. Hier sind im anstehenden Untergrund dunkle Spuren sichtbar. Sie verraten die frühere Besiedelung. "Hätte es keine Erosion gegeben, ließen sich sämtliche Grundrisse der Besiedelung vor mehr als 3000 Jahren komplett rekonstruieren" erklärt Andreas Büttner.

Wie groß war die Siedlung?

Gespannt ist der Archäologe vor allem auf das Ausmaß der Siedlung. Von den rund 10 000 Quadratmetern, auf denen später Sand abgebaut werden soll, sind bislang nur rund ein Fünftel untersucht. Deshalb hielten sich die Funde auch sehr in Grenzen. Sobald es die Witterung erlaube, sollen die Grabungen fortgeführt werden. "Der Besitzer drängt", gibt Büttner zu.

Andererseits wusste der Unternehmer, dass es sich bei dem Sand-Abbaugebiet Pilatusfeld um ein archäologisches Bodendenkmal handelt. So genannte Lesefunde, Scherben die bei der Bodenbearbeitung zu Tage gefördert wurden, hätten bewiesen, dass es hier einst eine Siedlung gab", erklärt Grabungsleiterin Linda Borrowdale.
Die Funde seien letztlich nur "Mittel zum Zweck", betont Andreas Büttner. Ihre Form und die Art der Bearbeitung erlaube exakte Rückschlüsse auf die Zeit, in der die jeweilige Keramik hergestellt wurde. Da sich bereits vor tausenden von Jahren die Mode änderte, könnten bestimmte Scherben bestimmten Epochen zugeordnet werden.

Alles wird dokumentiert

Dies gilt auch für die Steingeräte, die damals verwendet wurden. Je einfacher die Werkzeuge, desto älter die Siedlung, bringt Borrowdale die Erkenntnisse auf den Punkt. Glück hat das sechs- bis achtköpfige Grabungsteam, weil der Sandboden leicht zu bearbeiten ist. "Tiefer als einen Meter mussten wir bislang nicht hinunter", resümiert Borrowdale, die an der Universität Bamberg Ur- und frühgeschichtliche Archäologie studiert hat. Auf Grund der Bodenbeschaffenheit ist auch klar, dass bei den weiteren Untersuchungen keine tiefen Grabungen notwendig sein werden.

Alles was wir finden, wird erst einmal dokumentiert, bestätigt Borrowdale. Alle Funde gehören der Stadt Forchheim, die ja die Untersuchung in Auftrag gegeben hat. Je nachdem wie spektakulär die Funde sind, wird entschieden ob und wie sie präsentiert werden. Für die Archäologen ist dies alles eher Routine. Richtig interessant wird es für sie, wenn sich ein Student der Ergebnisse annimmt und sie in Form einer wissenschaftlichen Studie aufarbeitet.