Die oberfränkischen Schäfer machen sich Sorgen um ihre Zukunft

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Schäfer Georg Distler blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. Fotos: Löwisch
Schäfer Georg Distler blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. Fotos: Löwisch
Schäfer Georg Distler mit Lebensgefährtin Alexandra Schwarz
Schäfer Georg Distler mit Lebensgefährtin Alexandra Schwarz
 
 
Alexandra Schwarz mit einem Zicklein
Alexandra Schwarz mit einem Zicklein
 

Der Beruf des Schäfers hat heute nicht mehr viel mit einer naturnahen Idylle zu tun. So machen ihm heute Konkurrenten aus dem Ausland das Leben schwer. Und auch mit der Energiewende hat Schäfer Georg Distler ein Problem.

Georg Distler ist ein besonnener Mensch. Er ist so heimatbewusst wie naturverbunden. Und Distler ist Schäfer und das bereits in dritter Generation. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Vereinigung Oberfränkischer Schafhalter, die heute in Stegaurach tagen, ist er guter Dinge. Er spricht von 2013 als "einem guten Jahr" in der Schafzucht und freut sich derzeit über den milden Winter ohne Schnee.

Das ermöglicht es den Schafen, draußen zu sein und dort auf der Wiese auch ausreichend Futter zu finden. Wie ein Rohrspatz ins Schimpfen kommt Distler allerdings dann, wenn er an die Zukunft seiner Zunft denkt. Die Energiewende, die Bürokratie und die Konkurrenz aus dem Ausland machen ihm und seinen zehn oberfränkischen Kollegen, die wie er Schäfer sind, das Leben schwer.

Eine Tradition liegt im Sterben

Deshalb gebe es auch immer weniger junge Menschen, die sich für den Beruf des Schäfers entscheiden. Die Verdienstmöglichkeiten seien häufig einfach zu gering. "Die Alten sterben weg und mit ihnen die Tradition", klagt Distler.

Auf der anderen Seite hat auch die Energiewende für Distler ihren Anteil daran, dass Schafe inzwischen weniger Gras auf den Wiesen finden. "Sogar das Altgras, das nur noch wenig Verwertbares fürs Schaf enthält, wird mittlerweile gemäht und kommt in die Biogasanlage", sagt er.

Das habe zur Folge, dass Gras heutzutage viel öfters gemäht wird, als dies früher üblich gewesen sei. Ganz grundsätzlich würden die herkömmlich genutzten Wiesen von Jahr zu Jahr geringer.

Diesen Eindruck kann Alexandra Schwarz, die Lebensgefährtin von Distler, nur bestätigen. Gemeinsam haben sie zwei Söhne im Alter von neun und zehn Jahren. Um 30 Prozent, so schätzt Distler, sind die Schafszahlen in Oberfranken im vergangenen Jahr zurückgegangen. Distler wertet diese Entwicklung als ein Alarmsignal und auch als Beweis dafür, dass er mit seinen Thesen richtig liegt.

Zu viel Bürokratie

Probleme bereitet Distler zudem auch die Bürokratie. Immer mehr Kontrollen gebe es, sagt er.
Als besonders grelles Beispiel nennt er den Fall, dass er ein Schaf zu einem Bock bringt, um es befruchten zu lassen. Alleine darf das Schaf selbst in einem dafür extra ausgestatteten Viehwagen nicht reisen. Also muss ein
zweites mit. Damit fange es schon einmal an.

Über den Transport und dessen Zweck müssen Schäfer anschließend ein Begleitdokument in zweifacher Ausfertigung anlegen und bei Kontrollen vorzeigen. Außerdem sind sie angehalten, die beiden Schafe in der Internet-Datenbank der betreffenden Herde auszutragen und beim Bock-Eigentümer als "Eingang" im Herdbuch zu verbuchen.

Ist die Befruchtung dann geglückt, sei die gleiche Prozedur für den Rücktransport notwendig.
Das ist ein riesiger Aufwand, schimpft Distler: "Da hast du bald keine Lust mehr, weiterzumachen."

Fleisch aus Neuseeland

Der Rückgang an Schafen ist aus Distlers Perspektive zudem auch der Konkurrenz aus dem Ausland geschuldet. Die Hälfte der Nachfrage bedienen mittlerweile Anbieter aus dem Ausland, sagt er.

Sogar aus Neuseeland werde Schaffleisch importiert. Das rechne sich deshalb, weil dieses Fleisch immer noch billiger angeboten werde als Fleisch von hier lebenden Schafen. "Die haben dort nicht so viel Vorschriften wie wir", mutmaßt Distler.

Generell hat sich Distler damit abgefunden, dass "unsere kleinräumigen Bauernhöfe nicht konkurrenzfähig" sind. Deshalb hält er es auch für gerechtfertigt, dass die Politik seine Arbeit subventioniert.