Die Leutenbacher Gläubigen können es kaum erwarten, wieder die Glocken von St. Jakobus bimmeln zu hören. Nach knapp einjähriger Sanierungsarbeit soll es zur Adventszeit endlich soweit sein.
Mit dem Beginn dieses Jahres schwiegen in Leutenbach die Glocken der Pfarrkirche St. Jakobus. Allzu lange müssen die Gläubigen aber nicht mehr auf das Gebimmel verzichten. Spätestens zur Adventszeit werden die Glocken von St. Jakobus wieder erklingen.
Die Restaurierungen am gesamten Gotteshaus waren mit 542 000 Euro veranschlagt und sind in der Zwischenzeit weitgehend erledigt worden. Dies hat jetzt der zuständige Architekt Hartmut Schmidt aus Hollfeld versichert. Völlig unerwartet ist allerdings ein zweites Projekt im historischen Turm der Kirche hinzugekommen. Dort sollten zunächst nur die Joche der Glocken und die Klöppel erneuert werden.
Bei der Inspektion stellten die Experten allerdings Beschädigungen an der Turmsternbalkenanlage fest. Wo ursprünglich einmal drei Glocken platziert waren, ist vor Jahrzehnten eine weitere kleinere Glocke hinzugefügt worden.
Um Platz für sie und ihr Geläut zu schaffen, hatte man Balken aus der Sternkonstruktion entfernt und dabei auch die Balken geschwächt.
Weitere 35 000 Euro Anschließend hat man Statiker des Ingenieurbüros Blank aus Ebermannstadt hinzugezogen. Sie erkannten darin eine Gefahr für den Bestand des Turms, der im ungünstigen Falle durch die Last auseinandergepresst worden hätte können.
Dazu kam die Sanierung des Glockenstuhls. Für die Sanierung im Turm mussten somit nochmals 35 000 Euro in die Hand genommen werden.
Die Leutenbacher Pfarrkirche atmet Geschichte. Der Turm selbst geht in das 15. Jahrhunderts zurück. Der Neubau des Kirchenschiffs mit Chorraum datiert auf die Zeit zwischen 1884 und 1889 und ersetzte eine frühere Kirche an gleicher Stelle. Der historische Glockenstuhl wurde zwischen 1884 und 1886 eingebaut.
Das Amt für Denkmalpflege bat darum, den Glockenstuhl fachgerecht zu sanieren, was die Firma David Lauer aus Hollfeld als Restaurator, geprüft im Zimmermannshandwerk, auch zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt hat.
Im Gegenzug förderte das Amt die Maßnahme mit 10 000 Euro. Pfarrer Alfred Beißer sagte bei der Begehung, dass ein komplett neuer Glockenstuhl wohl nicht teurer gewesen wäre. Dank der finanziellen Unterstützung ist laut Beißer aber auch die jetzige Variante finanziell tragbar. Besonders interessant scheint der Raum zu sein, in dem die Glocken ihren Platz haben. Drei sind dort provisorisch aufgehängt.
Durchmesser: 108 Zentimeter Die gegossene Jahreszahl 1703 auf einem Glockenkörper, auf ihm ist auch St. Jakobus als Namenspatron abgebildet, macht neugierig.
Heimatpfleger Georg Knörlein aus Kirchehrenbach erweist sich als kundiger Gesprächspartner und kann das Rätsel lösen. Manches verraten auch die Glocken selbst mit ihren Abbildungen und Schriften. Die Glocke von 1703 hat einen Durchmesser von 108 Zentimeter.
Konrad Roth aus "Vorchheim", so die damalige Schreibweise, hat sie gegossen. Zwei weitere Glocken wurden von Engelbert Gebhard 1955 in Kempten gegossen.
Eine davon zeigt das bekannte Motiv mit dem Heiligen Heinrich und dem Dom auf dem Arm. Mit der Aufschrift "Den gefallenen Söhnen der Pfarrei Leutenbach" und einem tröstenden Jesus auf der Rückseite erinnert die zweiten Glocke an die Leiden und Verluste des Kriegs. Alle drei vorhandenen Glocken mussten im Turmraum so weit wie möglich restauriert werden.
Die Schallöffnungen des Turmes waren nicht weit genug, um die Glocken ohne größeren Aufwand in die Werkstatt zu schicken.
Unten neben dem Turm findet sich eine weitere, die älteste Glocke. Sie stammt aus dem Jahr 1635. Auf ihr abgebildet sind die vier Evangelisten. Mit 63 Zentimeter Durchmesser ist sie wesentlich kleiner. Sie konnte deshalb abgelassen und in der Fachwerkstatt restauriert werden.
Viel Freud, viel Leid Pfarrer Beißer deutet im Turm auf die Abnutzungsflächen an den Glockenkörpern. Eingesetzt wurde neue Klöppel aus weicherem Material. Sie werden so ausgerichtet, dass sie an der verbliebenen dickeren Wandung anschlagen. Der Klang dürfte mit diesen Maßnahmen weicher und voller klingen. Die Joche, ursprünglich aus Stahl, werden durch hölzerne ersetzt.
Im Jahr 1942 waren die Glocken zu Kriegszwecken gelistet und abgenommen worden. Die zwei wertvollsten überstanden den Krieg und kamen zurück auf ihren angestammten Platz.
Zwei weitere ergänzten das Geläut dann in den 50er-Jahren.
"Die Glocken haben über die Jahrhunderte zu viel Freude, aber auch zu viel Leid die Christen ins Gotteshaus gerufen", meint ein Betrachter nachdenklich. Sie werden es schon bald wieder tun. Mit ihrem Stundenschlag werden sie auch die neue elektrische Turmuhr bedienen. "Die Leutenbacher freuen sich schon", sagt Pfarrgemeinderätin Lydia Heilmann.