Die "Königin" erklingt 100 Jahre

2 Min
Regionalkantor Georg Schäffner, Johannes Bail, Christina Singer und Thomas Seiler (v.l.) bei der Orgelweihe Foto: privat
Regionalkantor Georg Schäffner, Johannes Bail, Christina Singer und Thomas Seiler (v.l.) bei der Orgelweihe Foto: privat
Beim Orgeljubiläum in Kirchehrenbach
Beim Orgeljubiläum in Kirchehrenbach
 
 
 

Die Gläubigen in St. Bartholomäus Kirchehrenbach freuen sich an ihrer Steinmeyer-Orgel. Dabei hatten sie vor dem Bau des Instruments ein Intermezzo, bei dem eine andere Orgel für viel Ärger sorgte.

Mit einem Festgottesdienst und einer feierlichen Orgelvesper erinnerte die Pfarrgemeinde St. Bartholomäus Kirchehrenbach an die Weihe ihrer Steinmeyer-Orgel vor 100 Jahren durch den damaligen Ortspfarrer, Geistlichen Rat Johann Nagengast.

Der Chronik, die der damalige Pfarrer, Geistlicher Rat Johann Nagengast verfasste, kann man entnehmen, dass 1875/76 eine neue Orgel von einer Nürnberger Orgelfabrik in die Pfarrkirche eingebaut wurde. Knapp 30 Jahre später stellte man fest, dass die Orgel große Mängel aufweist und auch eine größere Reparatur nicht den gewünschten Erfolg bringt.

Pfarrer Nagengast beauftragte seinen sehr musikalischen Kaplan Pabst und Hauptlehrer Schirner, bei wohlhabenden Bürgern, von ihm festgesetzte Geldbeträge einzufordern. Die Orgelbaufabrik Steinmeyer in Öttingen, die zu dieser Zeit die berühmteste Orgelfabrik im In- und Ausland war, erfuhr davon.
Die Orgelbauer gaben bei der Pfarrei Kirchehrenbach ein entsprechendes Angebot ab.


Der Weg durch die Instanzen

Am 10. Januar 1914 wurde ein Vertrag zwischen Kommerzienrat Steinmeyer und der Kirchenverwaltung über eine neue Orgel geschlossen. Nach Prüfung durch Domkapellmeister Dr. Klein in Bamberg, die königliche Regierung von Oberfranken und das königliche Konservatorium in München erteilte das königliche Bezirksamt Forchheim am 7. April 1914 der Kirchenverwaltung Kirchehrenbach die staatsaufsichtliche Genehmigung zur Erbauung einer Orgel in die Pfarrkirche.

Bereits am 14. Juli 1914 lieferte Steinmeyer die bestellte Orgel und stellte sie mit seinen fleißigen Helfern und unter Mitwirkung der Mitglieder der Kirchenverwaltung auf. Am 20. Juli 1914 wurde die Orgel von Domkapellmeister Klein, Vertretern der Bezirksregierung, Pfarrer Nagengast und Kaplan Pabst, der Gemeinde- und Kirchenverwaltung in Anwesenheit zahlreicher Gläubiger aus Kirchehrenbach und den umliegenden Pfarreien geprüft. Da die Prüfung sehr gut ausfiel, übergab Steinmeyer die Orgel.

Ihr Preis l betrug 7646 Mark und wurde wie folgt aufgebracht: 3000 Mark als Darlehen über 30 Jahre, 1264 Mark aus Sparguthaben, 500 Mark Darlehen der Kirchenstiftung Reifenberg, 1000 Mark von der "hiesigen Füllsackstiftung", 1000 Mark Spende von Geistlichem Rat Johann Nagengast und 882 Mark von einer Spendensammlung bei "wohlhabenden Bürgern".

Anschließend versammelte man sich in der "Pöhlmannschen Wirtschaft" zum Umtrunk. Regierungsrat Völker beglückwünschte die Pfarrgemeinde zu diesem Prachtwerk und sprach sein Erstaunen aus, dass in so kurzer Zeit ein so herrliches Werk geschaffen worden sei.Am 2. August1914 wurde die Orgel von Geistlichem Rat Johann Nagengast mit einem "feierlichen, musikalischen Hochamt" eingeweiht. Sein Wunsch dabei war, "dass die neue Orgel das Lob Gottes verkünden, den Gesang der Gläubigen begleiten und die armen Seelen trösten" möge.


100 Jahre allein zum Ruhm Gottes

Pfarrgemeindratsvorsitzender Josef Gebhardt begrüßte jetzt 100 Jahre später Domkapitular Prof. Peter Wünsche aus Bamberg, der mit Ortspfarrer Oliver Schütz den Festgottesdienst feierte. Er verwies dabei auf die Inschrift der Orgel: Soli Deo Gloria - Gott allein zur Ehre.

Wünsche fest, dass Dinge, die für uns heute wichtig seien, wie Computer, Autos oder andere technischen Gegenstände nur wenige Jahre halten, eine gute Orgel wie in Kirchehrenbach sei aber mit 100 Jahren noch "jung". Eine Orgel zu bauen, sei dabei schon immer eine große Kunst gewesen. Tausende Pfeifen und Einzelteilen verbinden sich durch die Fähigkeit des menschlichen Geistes und menschliche Geschicklichkeit zu einen Wunderwerk. Hinzu kommt die Fähigkeit des Organisten, dieses Instrument zu spielen. Da spielen nicht nur Hände und Füße, da werden Geist und Körper eins.

In der Orgelvesper setzten Regionalkantor Georg Schäffner, die Kirchehrenbacher Organisten Christina Singer und Johannes Bail sowie Solotrompeter Thomas Seiler musikalische Höhepunkte. Pfarrer Oliver Schütz ging auf das Leben und den Tod der Heiligen Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik ein.