Es ist Kirschen-Zeit in der Fränkischen Schweiz. Was viele nicht wissen: Die regionalen Obstbauern geraten zunehmend unter Druck durch Kirschen-Importe. Vermarkter schlagen Alarm und appellieren an die Politik.
Die runden, saftig-süßen Früchte sind aktuell in aller Munde: Die Kirschen-Ernte in der Region Forchheim ist in vollem Gange. Die meisten Sorten sind geerntet, in wenigen Wochen geht die Saison in Europas größtem zusammenhängenden Kirschenanbaugebiet zu Ende. Beim Blick in die Supermärkte und Discounter, wo ein Großteil der fränkischen Kirschen verkauft werden, hat die Ernte für viele regionale Obstbauern einen zunehmend faden Beigeschmack: Sie beklagen den ihrer Meinung nach unfairen Preiskampf mit den günstigeren Import-Kirschen.
Zwei Kirschenbauern haben sich hilfesuchend an den Fränkischen Tag Forchheim gewandt: Der angebliche "nicht-mögliche Absatz der heimischen Kirschen" an die lokalen Filialen der Lebensmittelketten Rewe und Edeka sei ein "großes und akutes Problem". Das liege vor allem an den türkischen Kirschen, die in den Filialen mit den heimischen Kirschen konkurrieren. Was steckt dahinter?
Zu wenig Geld für die Ernte
Mehre regionale Obstbauern bestätigen uns, dass der Konkurrenzdruck sie zunehmend belastet. Kein Landwirt möchte jedoch namentlich in der Zeitung genannt werden, weil sie wirtschaftliche Nachteile befürchten. "Es kann schon einmal sein, dass die Auszahlung für meine Kirschen geringer ist als der Anbaupreis", meint ein Obstbauer aus der Fränkischen Schweiz, der anonym bleiben möchte.
Bei den regionalen Obstgenossenschaften kennt man die Sorgen der Landwirte. Der Geschäftsführer von Franken Obst, Ronny Trägner, spricht Tacheles: "Die türkischen Kirschen sind das größte Problem." In den Läden würden diese importierten, weit gereisten Früchte zu "Kampfpreisen" angeboten. "Unsere Kirschen werden heute gepflückt und liegen morgen schon im Einkaufsmarkt - aber die deutschen Kirschen kosten deutlich mehr", erklärt Trägner.
Das habe mehrere Gründe: Die deutschen Obstbauern zahlen ihren Erntehelfern zum Beispiel den Mindestlohn von 9,19 Euro pro Stunde. Zudem seien in der Türkei 38 Spritzmittel beim Kirschenanbau zugelassen, in Deutschland nur acht. "Darüber wird viel zu wenig gesprochen."
Rund 1500 Tonnen Süßkirschen vermarktet Franken Obst in diesem Jahr. Die Früchte stammen von Obstbauern aus der Fränkischen Schweiz, Ober- und Mittelfranken. Zum allergrößten Teil landet das fränkische Tafelobst von Igensdorf aus über Zentrallager in bayerischen Einkaufsläden, Supermärkten und Discountern.
Welche Auswirkungen hat der Konkurrenzdruck auf das Kirschenanbaugebiet Fränkischen Schweiz? "Grundsätzlich sind wir bestrebt, alle Kirschen zu verkaufen. Aber durch den Preiskampf müssen wir mit unseren Preisen heruntergehen", erklärt Trägner.