Die alte Kunst, Körbe zu flechten

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Thomas Steger, Tobias Schmitt, Markus Koch, Andreas Kern und Theo Kern testen die Körbe. Foto: Carmen Schwind
Thomas Steger, Tobias Schmitt, Markus Koch, Andreas Kern und Theo Kern testen die Körbe. Foto: Carmen Schwind
Das Schloss, die Verbindung zwischen Henkel und Korb, muss ordentlich gearbeitet sein.
Das Schloss, die Verbindung zwischen Henkel und Korb, muss ordentlich gearbeitet sein.
 

Der 79-jährige Theo Kern hat einer Gruppe junger Männer in Oberehrenbach das Korbflechten beigebracht. Das alte Wissen bleibt erhalten.

Früher waren Weidenkörbe nicht wegzudenken aus den Haushalten und Höfen der Fränkischen Schweiz. Es gab sie in unterschiedlicher Größe und Form, denn sie wurden für verschiedene Zwecke genutzt. Zum Beispiel wurde das Schürholz damit ins Haus geholt oder sie wurden bei der Kartoffelernte verwendet. In der Fränkischen Schweiz werden nach wie vor Körbe bei der Kirschenernte genutzt.

In Oberehrenbach sind die Körbe nicht einfach gekauft, sondern selbst geflochten worden. Denn hier hat der 79-jährige Theo Kern einer Gruppe junger Männer im Winter das Korbflechten beigebracht. Das Ergebnis wurde auch gleich bei der diesjährigen Kirschenernte benutzt. "Und die Körbe sind perfekt", beurteilt Thomas Steger das selbsthergestellte Produkt.

Tradition erhalten

"Wir, das sind Martin Schmitt, Markus Koch, Andreas Kern und Thomas Steger, hatten die Idee, dass wir zur Ernte eigene Körbe nutzen wollten", verrät Tobias Schmitt. Außerdem wollten die jungen Männer, dass die Tradition des Korbflechtens nicht verloren geht.

"Wir haben ja alle Kirschbäume daheim und wollten zur Ernte eigene Körbe verwenden. Deshalb baten wir Theo Kern, uns beizubringen, wie man Körbe macht", erzählt Schmitt. Bis vor einigen Jahren trafen sich im Winter im Ort noch einige Frauen zum Korbflechten. Das ist jetzt nicht mehr so. Stattdessen trafen sich die fünf jungen Männer im Keller von Theo Kern und ließen sich von ihm anleiten. "Wir haben uns an fünf Abenden zu je zwei Stunden getroffen. Und jeder hat eine Krätze gemacht", berichtet Markus Koch. Andreas Kern ergänzt: "Da wurde aber nicht nur gearbeitet. Das waren richtig schöne Abende."

Theo Kern verwendet keine Weiden, sondern Rattan: "Die Ruten sind länger, dünner und damit elastischer. Da bringt man mehr zusammen." Er kauft sie in einem Geschäft in Michelau.

Das Handwerk des Flechtens ist schon sehr alt. Im alten Ägypten beispielsweise wurde mit Papyrus oder Binsen geflochten. Rattan stammt von Kletterpalmen, die überwiegend in tropischen Regenwäldern wachsen. Sie sind sehr geeignet, wenn die Körbe hohen Belastungen ausgesetzt sind und lange halten sollen.

"Die haben wir dann erst in warmem Wasser eingeweicht, damit sie richtig biegsam werden", erklärt Tobias Schmitt. Theo Kern ergänzt: "Genau, bis sie windelweich sind." Dazu wurde ein alter Wurstkessel verwendet, denn die Männer benötigten einiges an Material. Dann ging es los mit dem Flechten. "A Krätzn muss stehen bleiben, wenn man sie ins Gras stellt", erklärt Theo Kern die nicht ganz halbrunde Form des Korbes. Da er nicht umfallen darf, stehen die beiden unteren Stäbe weiter auseinander.

In den Korb müssen mindestens sechs Kilo Kirschen passen. "Er muss auch von Frauen getragen werden können und muss am Baum auf der Leiter gut handhabbar sein", zählt Tobias Schmitt auf . Thomas Steger ergänzt: "Wichtig sind Henkel und ein ordentliches Schloss. Wobei das Schloss auch am schwierigsten ist." Das sogenannte Schloss verbindet den Henkel mit dem Korb. Markus Koch erklärt, dass der Henkel sehr wichtig ist, da er viel Gewicht halten muss. An diesen kommen dann noch eine Schnur und ein Haken. "Den haben wir auch selbst gemacht", erzählt Andreas Kern. Am Ende wird der Korb noch mit Leinöl behandelt, damit er witterungsbeständig ist. "Bei der Ernte kann es durchaus auch mal regnen", erklärt Tobias Schmitt.

Theo Kern erinnert sich, dass die Männer früher im Winter Besen gebunden oder Körbe geflochten haben, während die Frauen strickten oder nähten. Die Ruten von Weiden am Wegrand wurden abgeschnitten, der Länge nach sortiert und nach dem Trocknen bis zur Verarbeitung gelagert. "Ja, das war damals eine gute Winterarbeit", meint Theo Kern. Er freut sich, dass er die Tradition des Korbflechtens an junge Leute weitergeben kann.