Obwohl sie in einem gut gesicherten Haus lebt und sich nicht leichtsinnig verhielt, wurde eine Forchheimer Familie zum Opfer.
Der Einbrecher war entweder äußerst kaltblütig oder er hatte einfach nur unglaubliches Glück. Für seinen Raubzug hatte er sich ein Reihenhaus im Forchheimer Osten ausgesucht. Er kam am Morgen gegen 6.30 Uhr, als es gerade noch dunkel war.
Der Hausherr Thomas K. (Namen von der Redaktion geändert) will an diesem Morgen verreisen und ist kurz vor der Tür gewesen, um sein Auto zu bepacken. Seine Frau Maria K. und die beiden Kinder schlafen noch im oberen Stockwerk. Thomas K. kehrt noch einmal in das Haus zurück, zieht die Tür zu, geht in den Keller und schaltet den Computer ein, um mit dem Routenplaner die Strecke zu berechnen und sie dann auszudrucken.
Vielleicht hatte der Täter den Hausherrn durch das Wohnzimmerfenster beobachtet. Jedenfalls öffnet er, während Thomas K. im Keller vor dem PC sitzt, die Haustür mit einem professionellen Einbruchswerkzeug und geht ins Wohnzimmer.
In ungefähr fünf Minuten rafft er die Beute zusammen: Den Geldbeutel von Thomas K. mit mehreren hundert Euro; zwei Mobiltelefone, einen MP3-Player und die beiden roten Sparschweine der Kinder mit je 100 Euro. Außerdem lehrt er die Handtasche von Maria K.
Aufgerissene Schränke Als Thomas K. aus dem Keller hochkommt, sieht er die offene Haustür und im Wohnzimmer: Aufgerissene Schränke und Schubladen. Er verspürt "Wut". Er weckt seine Frau und läuft vors Haus. Er sieht einen Mann, der ihm verdächtig erscheint. Thomas K. spricht ihn auf den Einbruch an - der Mann ergreift die Flucht. Zwar kann der Flüchtende seinen Verfolger Thomas K. abschütteln, indem er in die Wiesent springt; aber wenig später wird der 44-Jährige völlig entkräftetet und stark unterkühlt gestellt.
Er hatte sich in die Notaufnahme der Klinik gerettet.
"Ich hätte nie geglaubt, dass ich jemals die 110 wählen würde" - dieser Gedanke schießt Maria K. durch den Kopf, als sie den Notruf der Polizei wählt, während ihr Mann dem Täter folgt. Die Polizeibeamten kommen, sichern Spuren.
Fehlende Beweise Dem Verdächtigen sei jedoch die Tat bislang nicht nachgewiesen, erzählt Maria K., als sie drei Wochen nach dem Einbruch in ihrem Wohnzimmer sitzt und sich an jenen Freitagmorgen erinnert. Zwar ist der 44-Jährige ein von der Polizei gesuchter Einbrecher. Und es wurden auch genau dort, wo er in die Wiesent sprang, die beiden Sparschweine (eines war noch nicht geknackt) der Kinder gefunden; dennoch sei ihm die Tat bislang nicht zwingend nachweisbar.
Mittlerweile fühle sie sich wieder "relativ entspannt", erzählt die zweifache Mutter. Doch in den ersten Tagen habe sie der Vorfall permanent beschäftigt. "Nicht auszudenken, wenn eines der Kinder zufällig nach unten gegangen und dem Einbrecher begegnet wäre", sagt die Forchheimerin. "So sind wir aber noch glimpflich davongekommen." Zu ihrer Beruhigung habe auch das Beratungsgespräch mit dem Polizisten Helmut Eßel beigetragen, dem Fachberater für Einbruchschutz. Helmut Eßel habe der Familie K. bestätigt: Sie habe nichts falsch gemacht, sie habe nicht leichtsinnig gehandelt, sie habe sich nichts vorzuwerfen.
Nachgeschmack unbefriedigend Das vor acht Jahren gebaute Haus ist auch ziemlich gut gesichert. Dennoch sind Maria und Thomas K. einigen Vorschlägen von Helmut Eßel gefolgt.
"Es geht nicht darum, das Haus in einen Hochsicherheitstrakt zu verwandeln", sagt die Forchheimerin. Aber die Familie werde nun die Kellerfenster vergittern; wird an zwei Fenstern zusätzliche Zapfen anbringen; wird Rollläden mit mit gekippten Lamellen nutzen.
Ein "unbefriedigender Nachgeschmack" sei nach dem Einbruch dennoch geblieben, sagt Maria K. Nicht wegen des Schadens von 2000 Euro. Sondern wegen der "Rennerei", weil Ausweis, Führerschein, Geldkarte und Versicherungskarte wieder beschafft werden müsse. Unbefriedigend sei aber vor allem, dass der Täter nicht überführt ist. "Dadurch ist die Sache nicht abgeschlossen."