Der Redakteur muss Schritt halten mit technischen Entwicklungen

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Symbolfoto: Ronald Rinklef
Symbolfoto: Ronald Rinklef
Michael Busch Foto: Thomas Geiger
Michael Busch Foto: Thomas Geiger
 

Der Bayerische Journalisten-Verband wählt am Samstag in Bamberg einen neuen Vorstand. Vorsitzender Michael Busch im Interview.

Lügenpresse, Fake-News oder das Kaputtsparen von Redaktionen - das sind einige Themen, mit denen sich heute in der Kongresshalle in Bamberg rund 150 Journalisten beim Treffen des Bayerischen Journalistenverbandes (BJV) befassen. Der BJV vertritt 7600 hauptberufliche Journalisten und Pressesprecher. Im Interview mit dieser Zeitung spricht Vorsitzender Michael Busch auch über die "Digitalisierung".

Die Digitalisierung verändert das Informationsverhalten der Menschen. Zeitungsauflagen sinken. Zahl und Reichweiten digitaler Informationsangebote steigen. Die Bereitschaft, im Netz für journalistische Inhalte zu zahlen, ist noch gering ausgeprägt. Durch den Mindestlohn steigen die Kosten für das Printprodukt. Was hat das für Konsequenzen für den Journalismus?
Michael Busch: Es darf eine Konsequenz nicht haben: Dass der Qualitätsjournalismus den schwierigeren Rahmenbedingungen geopfert wird. Und damit ergibt sich, dass eine Chance darin besteht, den Kunden zu überzeugen. 08/15-Nachrichten gibt es vermutlich kostenlos und die sind auch nicht unbedingt von Journalisten zu erarbeiten. Der BJV und die verantwortlichen Medienmacher werden weiterhin Ideen entwickeln, um die Inhalte dann auch monetär umsetzen zu können.

Der Nordbayerische Kurier in Bayreuth baut Stellen ab. Was sagt der BJV dazu?
Wir können die wirtschaftlichen Zwänge nachvollziehen, halten es aber für völlig falsch, dass gespart wird, wo Inhalte erstellt werden. Die sind, egal ob digital oder analog ausgespielt, die Kernkompetenz eines Verlages. Mit kleiner Mannschaft und austauschbaren Inhalten spart man am falschen Ende, der Kunde wird das irgendwann merken und die Zeitung nicht mehr beziehen.

Der Bayerische Journalistenverband tagt in Bamberg. Welche Themen bewegen den Verband am intensivsten?
Dauerthemen sind leider die Tarifflucht der Verlage, das Kaputtsparen in den Redaktionen und die schwierige Situation der freiberuflichen Kollegen durch zu niedrige Honorare. Aber auch Lügenpresse, Fake-News und Alternative Fakten machen auch vor dem BJV nicht halt. Schwerpunkte sind dann darüber hinaus die Frage der Aus- und Weiterbildung der Kollegen sowie die Vermittlung von Medienkompetenz für die Kunden.

Was muss der Redakteur tun, damit guter Journalismus eine Zukunft hat?
Der Redakteur muss sich intensiv auf die Veränderungen in der Medienlandschaft vorbereiten. Das heißt: Schritt halten mit den technischen Entwicklungen und Anforderungen, verschiedene "Ausspielplattformen" kennen und benutzen. Ideal ist es sicher, thematisch Nischen zu besetzen oder sich selber als Marke zu etablieren. Am sichersten ist es aber, auf alle Fälle die originären Aufgaben eines Journalisten nicht zu vergessen. Wir berichten, wir ergründen die Hintergründe und überprüfen den Wahrheitsgehalt. Darauf hat der Leser ein Recht.

Die Fragen stellte Frank Förtsch.

Der Bayerische Journalisten-Verband engagiert sich für feste und freie Journalisten, Fotografen, Fernsehreporter und Pressesprecher. Er hat zurzeit nach eigenen Angaben rund 7800 Mitglieder.

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