Wirte und Hoteliers in der Fränkischen Schweiz buhlen mit Kampfpreisen um die "Schäuferla-Touristen". Der Gewinn reicht langfristig kaum zum Überleben. Zusätzliche Einnahmen durch Unterbringung von Flüchtlingen können helfen.
Peter Hübschmann hat richtig viel zu tun. "Am Wochenenden kochen wir wieder für viele Hundert Gäste", sagt der quirlige Koch, Metzger und Hotelier am Mittwochmorgen. Genug zu tun hat Hübschman also. Trotzdem muss auch er jeden Groschen zwei Mal umdrehen, um sich im Hinterland der Fränkischen Schweiz auf Dauer über Wasser halten zu können.
Mit seinem Catering-Service
www.foodplanet.de hat der 56-Jährige schon für Mode-Ikonen in Paris und Fußballprofis in München gekocht. Man kann schon sagen, dass Peter Hübschmann gut im Geschäft ist. Doch kämpfen muss auch er, damit seine zahlreichen Mitarbeiter und seine Familie gut leben können. Das Stammhaus der Hübschmanns ist die alteingesessene Metzgerei in Ebermannstadt.
Vor einem Jahr hat der Mann mit dem kulinarischen Daumen vis-a-vis das Gasthaus "Sonne29" mit einem fränkisch-modernen Restaurant und 14 Fremdenzimmern eröffnet.
Finanzielle Überlegungen Derzeit hat er zwei Drittel der Gästezimmer vorübergehend an Jugendliche vermietet, die alleine und unbegleitet nach Deutschland geflohen sind. Freilich haben auch finanzielle Überlegungen zu dieser Entscheidung geführt, das räumt Hübschmann ohne Umstände ein.
Der Vorteil liegt auf der Hand. "In den nächsten Monaten sind wir mit dem Hotelbetrieb praktisch vollständig ausgelastet. Vorher hatten wir nur eine Bettenbelegung von rund 30 Prozent.
Das hilft uns insgesamt wirtschaftlich über die Runden zu kommen", erklärt der Gastronom die wirtschaftlichen Hintergründe.
So wie Peter Hübschmann geht es offensichtlich derzeit vielen Besitzern von Gasthäusern, Hotels und Pensionen im Herzen der Fränkischen Schweiz. "Acht Hotels sind mir schon angeboten worden", berichtet der Forchheimer Unternehmer Stefan Schick, der zwei Hotels im Landkreis zu Unterkünften für Asylbewerber umfunktioniert hat.
"Einige Hotel- und Gaststättenbesitzer denken jetzt über einen Verkauf nach", berichtet Schick. Weil überall Unterkünfte für Flüchtlinge gesucht sind, habe sich hier ein großer Markt entwickelt. Derzeit sind im Landkreis 470 Asylbewerber dezentral untergebracht. 127 Menschen leben davon in vier ehemaligen Gasthäusern und 58 Flüchtlinge in ehemaligen Pensionen, erklärt Holger Strehl. Er ist Sprecher des Landkreises.
Stefan Schick macht den großen Investitionsstau im Hotel- und Gaststättengewerbe für den schleichenden Niedergang der heimischen Tourismusbranche verantwortlich. "Viele haben zu lange immer nur auf günstig gesetzt", ist sich Schick sicher.
Qualität hat seinen Preis In die gleiche Kerbe schlägt Corinna Brauer. "Regionalität hat seinen Preis. Der Verbraucher muss einfach für einen guten Schweinebraten mehr bezahlen", sagt die Autorin der bekannten "Gscheitgut"-Reisekochbücher aus dem Erlanger Michael Müller Verlag.
"Uns geht es bei ,Gscheitgut` darum, beim Verbraucher das Bewusstsein für die Wertigkeit der regionalen Lebensmittel zu wecken. Deswegen unterstützen wir regionale Gasthöfe, die regionale Küche mit regionalen Zutaten anbieten", sagt Brauer.
Die Autorin kennt den ständigen Kampf der Wirtshäuser gegen die Niedrigpreispolitik. "Uns fällt derzeit schon auf, dass viele Gaststätten ums Überleben kämpfen", sagt Brauer. Zu viele Wirte würden immer noch auf billig und nicht auf gut setzen, ist sich die Autorin sicher.
Über das schlechte Image ärgert sich auch Peter Hübschmann. "Die Fränkische gilt als Billigland. Wir haben hier den Schäuferla-Tourismus", kritisiert Hübschmann den beliebten Volkssport vieler einheimischer und auswärtiger Gäste, sich ständig auf die Suche nach dem billigsten Bratenstück zu begeben.
Nur beim Bier habe sich die Fränkische zuletzt einen guten, weil qualitätsbewussten Ruf erarbeitet, findet Hübschmann. Alle Wirte sind freilich nicht von den Folgen des "Bier-Tourismus" begeistert. "Die Bierwanderer machen viel kaputt.
Die haben mir schon zwei Zimmer ruiniert", sagt Marcus Müller vom Landgasthof Lahner in Veilbronn. Die Fränkische müsse aufpassen, findet der junge Küchenchef aus Veilbronn, dass sie nicht zum "Bier-Paradies à la Ballermann" verkomme. Zu allem Überfluss belaste die ausufernde Bürokratie die Betriebe, ärgert sich Müller.
Freilich gibt es auch die "Superstars" in der Fränkischen Schweiz, denen es wirtschaftlich blendend geht. Die angesagten Brauereien genießen nicht selten sogar Kultstatus. Ihre Biergärten sind regelmäßig gut bis sehr gut besucht. "Viele Gasthäuser in der Fränkischen leben vom eigenen Bier. Da wird das Essen quasi quersubventioniert", erklärt Corinna Brauer.
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Es wird schon bald einen Qualitätsschnitt geben.
Die die weiterhin auf billig setzten, werden in den nächsten Jahren kein Erfolg mehr haben", sagt die Autorin aus Erlangen voraus und begründet ihre finstere Prognose wie folgt: "Langfristig kann man mit sechs Euro irgendwas pro Schäuferla nicht wirtschaften. Das bleibt nichts hängen", sagt Brauer.
Jungesellen und Promille Gastronomen wie Peter Hübschmann und Marcus Müller setzen darauf, dass man gemeinsam am Image der Fränkischen arbeitet. Dass man den guten Namen, den man sich beim Bier gemacht hat, auf die ganze Region überträgt. Ohne freilich zum Eldorado für Promille-Touristen und zur Top-Destination für Junggesellen-Abschiede zu mutieren.
"Die neue Chefin der Tourismuszentrale hat es doch schon bei ihrem Amtsantritt vor drei Jahren auf den Punkt gebracht. Damals ist Sandra Schneider dann leider dafür abgewatscht worden. Aber sie hat heute noch mehr recht als damals mit ihrer Aussage, dass die Fränkische Schweiz zu billig ist", ist sich Hübschmann sicher.