55 Jahre lang war der Weißenoher Ehrenbürger Hans Schütz der Nikolaus in der Fränkischen Schweiz. Nun sucht er jemanden, der ihn als Weihnachtsmann beerbt.
Ein angstmachender Nikolaus, dessen Gehilfe Krampus die unartigen Kinder in den Sack steckt und mitnimmt, wollte Hans Schütz nie sein. "Das kenn ich noch aus meiner Kindheit", erinnert er sich kopfschüttelnd. Eigentlich hatte er nie daran gedacht, überhaupt mal Nikolaus zu sein. Jetzt war er es 55 Jahre lang und will den großen Gabensack an einen Nachfolger weiterreichen.
An wen, ist noch nicht bekannt. Aber: "Ich kümmere mich um einen würdigen Nachfolger", verspricht der Weißenoher Ehrenbürger. Er war ein ganz ungewöhnlicher Nikolaus, der immer ein gutes, aufmunterndes Wort parat hatte. Auch ältere Menschen, von denen er wusste, dass sie in Armut leben, hat er nie vergessen. Auch sie erhielten - wie selbstverständlich - eine der kleinen Geschenktüten mit Obst und Süßigkeiten, ohne sie zu brüskieren.
Der Ehrenbürger kennt fast alle Legenden über den Nikolaus, die in seinem Weihnachtsbuch stehen, das er für jeden Auftritt unter den Arm klemmt. Auch Hans Schütz hat einen Gehilfen, oder besser, eine Assistentin. Begleitet wird er beim Weihnachtsmarkt immer von einem Engel - ein Kommunionskind in weißem Kleidchen. Wenn die beiden zusammen aus der Kirche kommend auf den Platz treten und der Engel seinen Prolog vorgetragen hat, ist der Weihnachtsmarkt eröffnet. Die Kindergartenkinder singen ein Lied, bevor Hans Schütz seine Tütchen verteilt.
Im Sinne des echten Nikolaus
Geschenke gesammelt hat Schütz aber auch - ganz im Sinn des echten Nikolaus, der den Armen geholfen hat. 15 Jahre lang machte das der Weißenoher Weihnachtsmann in der Igensdorfer Grundschule. Die Idee, Spielwaren für Bedürftige zu sammeln, war damals Rektor Erhard Hanauer gekommen. Die Erst- und Zweitklässler besuchte Schütz zu dieser Zeit im Klassenzimmer, die älteren Kinder brachten ihre Spiele in der Pause. Immer betonte Schütz, nicht der echte Nikolaus zu sein. Aber er erteilte keine Ratschläge und hielt keine Vorträge, sondern bezog die Kinder ein. "Ich ließ mir die Nikolausgeschichten erzählen", sagt Schütz. Auch bei Schulauftritten wurde musiziert und gesungen. Und am Nikolausabend selbst besuchte er so manches Kind daheim. Als braver Nikolaus, der den Kindern keine Angst macht.
Doch mit 80 Jahren ist Schluss, sagt Schütz. Im April hat er Geburtstag, weshalb die Auftritte in den aktuellen Adventswochen seine letzten sind. "Wenn ich die kleinen Zwetschger sehe, freue ich mich." Mit dieser Freude begann Schütz seine Nikolauskarriere. Sie wird ihm bleiben - auch, wenn er kein Nikolaus mehr ist.