Hohe Temperaturen und geringer Niederschlag treiben vielen Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn.
"Eigentlich sät ein Landwirt vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Es ist ein ständiger Kreislauf", sagt der Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV) von Oberfranken, Hermann Greif, am Abschluss eines Pressegespräches.
Zusammen mit BBV-Kreisgeschäftsführer Werner Nützel steht er in der Nähe des Pinzberger Bahnhofes und lässt seinen Blick über die Felder schweifen. Viele gehören ihm selbst. Einige davon sind abgeerntet. Wo Getreide stand, sät er auf rund zwölf Hektar Zwischenfrüchte. Dazu zählen Pflanzen wie Senf, Ölrettich, Klee, Lupinen oder Raps.
Zeitpunkt ist wichtig
Zwischenfrüchte bieten auch Schutz für das Wild, Äsungsmöglichkeiten und Blühflächen. Das Gelingen der Zwischenfrüchte hängt weitgehend vom Zeitpunkt des Ausbringens ab.
Gerade die vergangenen, extrem trockenen und heißen Wochen machten es der Saat schwer, sich zu entwickeln.
Hermann Greif deutet auf ein Feld, das nur mühsam wachsen kann. Baldiger Regen könnte die Hitzeschäden noch mildern. Daneben liegt sein Feld, das jeden Naturfreund zum Schwärmen bringen kann. Acht verschiedene Pflanzen gedeihen hier als Zwischenfrüchte prächtig. Neben einem schönen Naturbild mit dem Walberla im Hintergrund verströmen die Blüten ein verlockendes Aroma. Die Bienen, Falter und viele andere Insekten haben dies längst entdeckt. Es ist ein munteres Summen und geschäftiges Fliegen zu vernehmen.
Daneben steht der Mais bereit zum Ernten. Er beherrscht durch seine Größe über weite Fluren zurzeit das Landschaftsbild. Wie schon bei der Kirschernte oder der Getreideernte beschleunigt das heiße, trockene Wetter die Erntephase.
Die schnellere Reife verlangt eine kürzere Erntezeit. So steht als Nächstes die Maisernte an. Ein Produkt, das laut Greif nicht immer die nötige Wertschätzung erfährt. Nach der Saat bieten die Maisfelder einen lichtdurchfluteten Lebensraum mit offenem Boden. Wintergetreide und Raps haben zeitgleich schon geschlossene Bestände. Der Kiebitz findet hier seinen Brutstandort. Nach der Getreideernte finden die Tiere im Maisfeld bis in den Herbst Deckung. Zudem suchen Insekten den Rand der Maisschläge bis 50 Meter ins Innere auf.
Vorwurf der Jäger
Im Rheintal beobachtete man, dass Maispollen für Bienen bis zu 80 Prozent ihres Sammelgutes bilden. Den Einwurf der Jäger, Mais fördere auch die Mehrung von Wildschweinen, mag Hermann Greif so nicht stehen lassen.
In Landkreisen wie Kronach, Wunsiedel oder Hof sind die anteiligen Maisflächen deutlich niedriger als im Kreis Forchheim. Der Bestand an Schwarzkitteln ist dort aber höher als im südlichen Oberfranken. Offensichtlich spielen auch weitere Einflussfaktoren in der Natur eine Rolle. Zudem habe man längst gute und erfolgreiche Gesprächskreise mit Jägern, Bauern und Waldbesitzern gebildet. Greif zeigt eine Tabelle.
Die Gesamtanbaufläche betrug in Oberfranken im Jahr 2005 noch 210 946 Hektar. Davon wurde auf 20 542 Hektar oder 9,7 Prozent Mais angebaut. 2016 zählt die Maisanbaufläche 35 111 Hektar. Im Landkreis Forchheim betrug die Anbaufläche 16 341 Hektar im Jahr 2005, wovon 2614 Hektar auf Mais entfielen. In diesem Jahr werden 3495 Hektar mit Mais bewirtschaftet.
Die Biogasanlagen haben eine stabile Größe erreicht.
Greif sieht hier kein Wachstumspotenzial mehr, so dass sich die Maisflächen auf dem jetzigen Niveau einpendeln dürften. Dies belegen auch die Zahlen der vergangenen drei Jahre. Greif und Nützel führen zahlreiche Argumente für den Maisanbau an: Nährstoffbindung, Humusbildung, Blütezeiten, die es längst anderweitig nicht mehr gibt oder Erosionsvermeidung.
Unterm Strich so die BBV-Vertreter, produziere der Bauer das, was von der Gesellschaft gefragt und benötigt wird. Auf die in vollem Gange stattfindende Maisernte eingehend, bittet Werner Nützel um Verständnis in der Bevölkerung. Die Hitze und Trockenheit bauen viel Druck auf, die Maisernte muss schneller eingebracht werden. "Ruft nicht gleich die Polizei, wenn es einmal 22 Uhr ist. Drückt ein Auge zu!", bittet Nützel.