Der Fünf-Seidla-Steig im Kreis Forchheim zieht das Publikum an. Mit einem Erlebnispfad wird der Bierwanderweg im Jubiläumsjahr noch attraktiver.
Mit dem Massenpublikum hatte vor zehn Jahren bei der Entstehung des Fünf-Seidla-Steigs niemand gerechnet. Auch die fünf beteiligten Wirte nicht. So freundlich und kooperativ wie heute war die Situation unter den Wirten damals nicht. "Sie standen zueinander in Konkurrenz", weiß Regionalplanerin Julia Endres.
Sie war von dem Weißenoher Bierbrauer Urban Winkler angesprochen worden, ein Konzept zu erstellen, das vom Handwerk gefördert wurde. Zeitlich ein wenig früher saß Renate Krause, die Kulturbeauftragte der Stadt
Gräfenberg, mit den drei Brauerinnen am Tisch und überlegte, wie man das "Bier aus zarter Hand im Frankenland" besser bekannt machen könnte. Ein Wanderweg war da schon der Gedanke.
Ursprung: warme Küche
Es war dann Julia Endres, die alle Verantwortlichen der fünf Brauereien in Weißenohe, Gräfenberg, Hohenschwärz und Thuisbrunn ins Boot holte. Der Auftrag an die Planerin lautete, die Auslastung der Wirtshäuser so zu steigern, dass auch unter der Woche durchgehend warme Küche angeboten werden kann. Der Fünf-Seidla-Steig war geboren.
Es entstand eine Zusammenarbeit, eine Freundschaft unter den Brauern, die auch bei anfänglich schwierigen Gästen wie bei Junggesellenabschieden zusammenhielten. In den ersten drei Jahren boten die Gräfenberger Altstadtfreunde an den Wochenenden bierhistorische Stadtführungen an. "Der Fünf-Seidla-Steig fußt auf diesen Themen. Wir sind nicht nur Alkoholregion", erklärt Endres. Das sahen auch die Wanderer und Gäste so, gut besucht waren die Führungen. Aber den Altstadtfreunden wurde es einfach zu viel.
Auf der anderen Seite wollten auch die Gäste von den Brauern immer wieder wissen, wie deren Handwerk funktioniert, wo die Zutaten herkommen, wie gebraut wird. Das den vielen Gästen ausführlich zu erklären, diese Zeit haben die Wirte nicht. Um ihre Gäste dennoch über das Brauhandwerk zu informieren und um die Lücke der Stadtführungen zu schließen, wurden zum Jubiläumsjahr neue Angebote geschaffen: der "bierige Erlebnispfad" und eine eigene Homepage.
Farbige Infotafeln
Auf farbig illustrierten Infotafeln wurde der Brauprozess festgehalten, ebenso Informationen über das bayerische Reinheitsgebot und darüber, was das Brauhandwerk für einen Familienbetrieb bedeutet.
Das fränkische Wort Seidla im Namen Fünf-Seidla-Steig stammt wahrscheinlich von dem lateinischen Situla ab, einem kleinen, eimerartigen Gefäß, das häufig aus Bronze gefertigt war. Dann ist auf den Tafeln ein Barcode abgebildet, über den man noch mehr Informationen abrufen kann.
Parallel dazu wurde eine Internetseite erstellt. Zwar konnten sich die Bierwanderer vorher über die Homepage des Verkehrsverbundes VGN informieren, doch nun können sich die Touristen über weitere Angebote in der Nähe informieren.
"Manche wollen nur einen halben Tag auf dem Fünf-Seidla-Steig verbringen, sie können dann noch das Turmuhrenmuseum in Gräfenberg besichtigen", nennt Julia Endres ein Beispiel. Oder man kann einen Gäste- und Wanderführer haben oder eine Kräuterpädagogin für eine Kräuterwanderung auf dem Bierweg.
Finanziert werden die beiden Projekte über mehrere Quellen, auch die Kommunen Gräfenberg und Weißenohe beteiligen sich sowohl finanziell als auch mit den Leistungen der Bauhöfe bei der Errichtung. Die Brauereien bringen 40 Prozent der Mittel auf.
40 Seiten druckfrisch
Und ein weiteres Schmankerl gibt es zum doppelten Zehnjährigen - zehn Jahre Fünf-Seidla-Steig und zehn Jahre Kooperation mit dem VGN: eine druckfrische, 40-seitige Jubiläumsausgabe mit Fahrplan, einer Karte und einer Chronik über die Geschichte des erfolgreichen Brauereiwanderwegs. Denn es ist einzigartig, dass man nicht den ganzen Tag wandern muss, sondern bei einer Brauerei hängen bleiben kann, um mit der Buslinie 229 wieder zum Bahnhof und somit nach Hause zu kommen.