"Das erregt schauderhafte Furcht"

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Die Schottersmühle auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1910privat
Die Schottersmühle auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1910privat
Die Schottersmühle auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1903privat
Die Schottersmühle auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1903privat
 

Seit 150 Jahren hat die Schottersmühle die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft. Wegen ihrer Lage wurde sie als Schaudermühle bezeichnet.

Seit 150 Jahren gibt es in der Schottersmühle neben Strom auch eine Gastwirtschaft, die in der touristischen Hochzeit des vergangenen Jahrhunderts sehr gut besucht, ja sogar als Kneipe einer Erlanger Studentenschaft diente.

1599 erstmals schriftlich als "Schädermül" erwähnt, erhielt die Mühle heute vor 150 Jahren, am 27. Februar 1869, vom Königlichen Bezirksamt Ebermannstadt die "Conceßionsurkunde", also die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft. Die Urkunde hatte folgenden Wortlaut: "Vom Königlichen Bezirksamt Ebermannstadt wird hiermit beurkundet, dass durch Beschluß vom 15. dies Monats dem Mühlbesitzer Johann Stengel von der Schottersmühle die persönliche Concession zum Ausschank von Bier, Wein, Kaffee und anderen geistigen und warmen Getränken, dann zur Verabreichung von Speisen und anderen Erfrischungen für die Gemeinde Engelhardsberg ertheilt worden ist".

Echo brach sich an Felsen

Dass Schottersmühle auch als Schaudermühle bezeichnet wurde, liegt an der einsamen Lage im Wiesenttal und an dem Umstand, dass sich das Echo an kahlen Felsen brach. So konnte man Pferdegetrappel hören, schon lange bevor die Kutsche in Sicht war.

"Einen engen Grund vor sich, einen andern hinter und einen dritten neben sich, drey Berge rund umher, mit dustern Wäldern, graue hohe Felsen, über sich den Himmel zu sehen, unter sich stark rauschendes Wasser zu hören, das erregt gewiss nie gefühlte Empfindungen und schauderhafte Furcht, wenn man allein ist und von Niemand gesehen noch gehört wird, schrieb Johannes Roppelt 1801 in sein Reisetagebuch (Historisch topografische Beschreibung des Hochstifts Bamberg) unter dem Stichwort Rabeneck.

Seit 1799 befand sich die Mühle im Besitz der Familie Bergeat, die aus der Nähe von Reims nach Franken kam. Um 1685 wanderten die Bergeats zur Zeit der Religionswirren nach Deutschland aus und ließen sich unter anderem auch in der Gegend von Bayreuth nieder. Nicolaus Bergeat, der 1815 in Reims verstarb, war ein bekannter französischer Dichter.

Riesige Pfannkuchen

1869 mit der Gastwirtskonzession und mit dem Ausbau der Straße von Doos nach Behringersmühle im gleichen Jahr kam auch der Tourismus in diesen Teil des Wiesenttales. Der Schottersmüller betätigte sich als Führer zur nahen Riesenburg und war als unterhaltsamer Wirt bekannt. Das Haus machte sich einen Namen durch seine riesigen Pfannkuchen in der Größe einer Familienpizza und wegen der leckeren Forellen und Aale, die es dort immer zu essen gab.

Im Jahre 1896 wurde dem Wirtshaus auch eine Pension angegliedert. Im gleichen Jahr erkor die Studentenverbindung Fridericana aus Erlangen (eine akademische Gesangsverbindung) die Schottersmühle zu ihrer Exkneipe. Die Studenten waren laut Aufzeichnungen im Gästebuch auch während der Kriege zuverlässige Gäste. Im Jahre 1925 ließ Hans Bergeat an Stelle einer Holzlaube neben der Mühle eine Fachwerkhalle errichten, die sich jedoch nach einigen Jahrzehnten auch als zu klein erwies, so dass sie 1963 einem modernen, dem heutigen Speisesaal wich.

Kletterfelsen und Wanderweg

1951, als die Talstraße weiter ausgebaut wurde und die Scheune auf der anderen Seite des Flusses neu erstand, und 1968, als nach dem Ableben von Müller Bergeat die Mühle für immer stillstand - eigener Strom wird bis heute erzeugt -, entschloss man sich, weiter in den Tourismus zu investieren.

1980 wurden neun Fremdenzimmer modernisiert, neun weitere ein Jahr später gebaut, so dass in der Mühle 18 Doppelzimmer zur Verfügung standen. Seither wechselten die Besitzer und auch die Pächter und es wurde weiter renoviert und modernisiert.

Die Mühle liegt an einem sehr gut besuchten Wanderweg, der auf der anderen Flussseite entlangläuft, und neben einem bekannten Kletterfelsen. Davon kommen mittlerweile die meisten Besucher, die sich im Sommer gerne im Biergarten, neben dem Wegkreuz von 1836 niederlassen und die romantische Stimmung am plätschernden Fluss genießen.