Das EGF bietet eine Rocky-Horror-Show

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Verwirrt landen Brad und Janet (Bildmitte) auf der Party der Außerirdischen vom Planeten Transsexual.Fotos: Kolja Lücking
Verwirrt landen Brad und Janet (Bildmitte) auf der Party der Außerirdischen vom Planeten Transsexual.Fotos: Kolja Lücking
Der angebetete Meister Frank N. Furter (Jan Nittka)
Der angebetete Meister Frank N. Furter (Jan Nittka)
 
Völlig verstört: Brad und Janet (Antonia Keck und Milan Lukaschek)
Völlig verstört: Brad und Janet (Antonia Keck und Milan Lukaschek)
 

Das P-Seminar "Dramatisches Gestalten" des Forchheimer Ehrenbürg-Gymnasiums bringt unter der Leitung von Bernd Pillipp das Kultmusical der 70er-Jahre auf die Bühne. Für die Live-Musik sorgen Jens Wimmers und Band.

"Boring!" tönt es durch den Theatersaal, als der überaus korrekt gekleidete Erzähler vor den Bühnenvorhang tritt. Nicht, dass sich das Publikum schon in den ersten Minuten gelangweilt hätte. Nein, gleich am Eingang des Jungen Theaters hatte jeder Besucher einen Zettel erhalten, mit welcher Aktivität er sich am Stück beteiligen müsse.

Die geforderten Rufe waren leicht zu zelebrieren. Klopapier und Konfetti werfen oder gar das Rubbeln mit Gummihandschuhen braucht Requisiten. Und die hatten recht viele im Zuschauerraum dabei. Die Eltern der Akteure, gewiss, wenn sie instruiert worden waren. Dem Fan des verfilmten Musicals sowieso, auch wenn er "im Dienst" die Schüler in Kunst unterrichtet. Gut gerüstet und teilweise mit Bildern von der Nürnberger Wiederaufnahme vor einem Jahr im Kopf wartete das Publikum auf die Version der Schüler.


"In der Brainstormingphase stellten die 15 Mitglieder des P-Seminars je zwei Theaterstücke vor; schnell fand die Rocky Horror Show allgemeine Zustimmung", berichtet Bernd Pillipp vom Anfang des Projekts. Und dann wurde die gemeinsame Arbeit mit der Musicalvorlage von Richard O'Brien zum Selbstläufer. Viele Stunden ihrer Freizeit opferten die jungen Leute für die überzeugende Aufführung. Fast jeden Tag in den Weihnachtsferien probten sie mit dem Tänzer Silvan Rupprecht vom Ballettförderzentrum Nürnberg.

Songs im Auto gelernt

Nicht "verschont" wurde auch die Mutter von Antonia Keck. Die junge Frau hatte die schwierige Rolle der Janet Weiss übernommen.

Die etwas unbedarfte junge Frau landet mit ihrem Frisch-Verlobten Brad Major in einem Schloss und mitten in den Aktivitäten der Außerirdischen vom Planten Transsexual. Während des Stücks muss sie ihren Charakter vom schüchternen Mädchen zum frivolen Girl mit Korsage und Netzstrümpfen wandeln. Und natürlich die Songs singen.

Dazu hatte sie eine CD im Auto ihrer Mutter eingelegt und ließ sie bei gemeinsamen Fahrten laufen. Durch einen technischen Defekt musste sie die Mutter eine Weile dauernd hören. Was sie aber geduldig hinnahm und zur Aufführung im kultigen Outfit erschien. Es ist nicht bekannt, wie viele Kleiderschränke durchwühlt oder schräge Boutiquen heimgesucht wurden, um die Requisiten und die Kleidung für die Transvestiten zusammenzufinden.

Glatze scheren lassen

Als Beispiel für das Engagement sei nur Magnus Gschossmann genannt, der sich für die Rolle des Riff Raff, Adlatus des Meister Frank N. Furter, den Kopf kahl scheren ließ.

Wie sich die jungen Männer gefühlt haben, als sie zum ersten Mal ihre Rollen als Transvestiten in Netzstrümpfen und Spitzenhemdchen probten? Pillipp verriet nur so viel: "Der Schauspieler nahm ihnen die letzten Hemmungen." Und das war durchaus positiv zu nehmen.

Professionell reproduzierten sie auf der Bühne des Jungen Theaters die stilistischen Übertreibungen und Überzeichnungen vor allem der Filmfassung "Rocky Horror Picture Show", die ihrerseits Science-Fiction-B-Movies und die in den 70ern aufkommenden Travestie-Shows auf die Schippe nimmt. Ein ungewöhnliches Genre für Schultheater - und eine absolut gelungene Umsetzung.