Zwar sind im Gemeindegebiet rund 300 noch unbebaute Grundstücke vorhanden, diese befinden sich jedoch in Privatbesitz und sind damit nicht verfügbar. Die Mehrfamilienhäuser sollen durch die Josefsstiftung bebaut werden, so dass in kurzer Zeit 24 Wohneinheiten ausschließlich für die einheimische Bevölkerung zur Verfügung stehen würden.
Angepasste Bebauung
Das Bürgerbegehren hat erreicht, dass durch eine andere Anordnung der Mehrfamilienhäuser der Baumbestand zum großen Teil erhalten bleiben kann. Die Bebauung der Gärten ist allein deswegen notwendig, weil bereits Vereinbarungen zum Baulandmodell getroffen wurden und der Kaufvertrag längst abgeschlossen ist. Die Bebauung wird an das gegenüber befindliche Seniorenzentrum angepasst: "Wir sind froh, dass wir mit der Josefsstiftung den gleichen Bauträger gewinnen konnten", so Schwarzmann.
Das Bürgerbegehren sah dagegen genügend vorhandene Bauplätze, sie fordern, dass bis 2024 keine neuen Gebiete ausgewiesen und stattdessen aktives Leerstandsmanagement betrieben werden solle. Auch sei der Abstand von 15 Metern zum Friedhof zu gering, sie sahen die Pietät verletzt. Hier widersprach Erich Weis (Oberer Eggerbachbund) ganz energisch, schließlich wohne er direkt neben dem Friedhof und dieser habe ihn bisher nicht beeinträchtigt.
Setzt sich das Bürgerbegehren durch, steigen die Kosten für die Erschließung von 117 Euro auf dann 170 Euro, rechnete Bürgermeister Claus Schwarzmann vor. Der Baulandpreis läge in diesem Fall bei 300 Euro pro Quadratmeter. Martin Albert vom Bürgerbegehren identifizierte Straßenbau, Kanalbau und Wasserversorgung als Preistreiber: "Wird weniger gebaut, dann kostet es auch weniger". Nach seiner Rechnung koste eine Erschließung höchstens 135 Euro pro Quadratmeter.
Moderator Stefan Loch wies darauf hin, dass bei den Aufstellungen der Kosten die Gemeinde eher defensiv gerechnet habe und vermutet aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit Tiefbaumaßnahmen: "diese werden in den nächsten ein bis zwei Jahren eher teurer".
Zwei Millionen Euro Schaden
Den Schaden für die Gemeinde bezifferte Bürgermeister Schwarzmann mit anderthalb bis zwei Millionen Euro. Stefan Pfister wurde deutlicher: "Wir sehen uns als Gemeinderäte dem Wohl der Kommune verpflichtet. Werfen wir jetzt das Geld zum Fenster raus, fehlt es beispielsweise bei der Sanierung des Sportheims!"
Als sich Astrid Amon-Bollenbeck gegen diesen Vergleich wehrt, verwies Pfister auf die öffentliche Verabschiedung des Haushaltsplanes durch die Marktgemeinderäte, in der die geplanten Investitionen und die notwendigen Mittel bereitgestellt werden. Gerade der Geschosswohnungsbau sei wichtig: "Den können wir woanders nicht realisieren", fuhr Pfister fort, schließlich sei es auch Aufgabe des Gemeinderates, den Bedarf an günstigem Wohnraum zu decken. Wird günstiger Wohnraum durch das Bürgerbegehren verhindert: "schaden wir der Gemeinde massiv", sagt Pfister. Kommt das Bürgerbegehren, ist ein neues Verfahren notwendig und die Grundstücke auf dem einen Teil werden frühestens 2022/23 bebaubar, schätzte Stefan Loch. Martin Albert sah die Dauer einer Umplanung bei maximal einem Jahr, seiner Meinung nach könnten die Grundstücke ab Sommer/ Herbst 2021 bebaut werden.
Die Initiatoren des Bürgerbegehrens wollten sich nach dem Runden Tisch beraten und Anfang dieser Woche ihre Entscheidung kundtun.
Bürgerbund und Freie Wähler zeigen sich enttäuscht nach Rundem Tisch
Der Bürgerbund (BB) zeigt sich in einer Pressemitteilung enttäuscht vom runden Tisch. Mit der Erwartung, dass die Betreiber des Bürgerbegehrens Stellung zum Kompromissvorschlag der Gemeinde beziehen würden, seien der Vorstand und die Marktgemeinderäte des BB erschienen.
Keine Rückmeldung bekommen
"Wir sind überzeugt, dass der jetzige Vorschlag allen Belangen mehr als gerecht wird. Es würde dringend benötigter Wohnraum geschaffen - für uns dabei entscheidend, dass nicht ausschließlich Einfamilienhäuser entstehen, sondern alle Wohnformen Platz finden. Ökologische Aspekte wurden mehr denn je berücksichtigt, ebenso die Gemeindefinanzen", heißt es im Schreiben des BB. Weiter: "Leider haben wir nicht erfahren, ob der Vorschlag für die Betreiber des Bürgerbegehrens akzeptabel ist oder aber mit weiteren Nachbesserungen ein Bürgerentscheid abgewendet werden kann. Für uns ist dieses Hinhalten nicht nachvollziehbar. Es ist an den Betreibern des Bürgerbegehrens, dazu nach mehr als zwei Wochen eine Position zu verkünden und damit klarzustellen, ob es zu einem Bürgerentscheid kommt oder nicht."
Das Baugebiet war zuvor auch Thema bei den Freien Wähler Markt Eggolsheim, die in das Feuerwehrhaus Rettern zum politischen Frühschoppen eingeladen hatten.
FW befürwortet die Bebauung
Ulrike Nistelweck sagte, dass ein besonderes Augenmerk auf eine Anpassung der Vergaberichtlinien für Wohnbaugebiete gelegt werden müsse. Dabei sollten vor allem die Interessen der einheimischen Bauwilligen geschützt werden. Diesen Punkt nahm Marcus Rziha auf und stellte den Standpunkt der Freien Wähler zum Bürgerbegehren dar: "Wir als Freie Wähler sprechen uns für das Baugebiet und gegen den Vorschlag des Bürgerbegehrens aus." Aus Sicht der Freien Wähler weise die Gemeinde die Umweltverträglichkeit der Neuerschließung mit einem Konzept zum Erhalt eines Großteils der Baumbestände und einer Ausweisung von Ersatzflächen nach. Zusätzlich ergebe sich durch die Investition der Josef-Stiftung ein Mehrwert im sozialen Wohnungsbau für Eggolsheim.
Im Artikel fehlt leider, dass die Eggolsheimer Grünen, die einen Kompromissvorschlag vorgelegt hatten, kurzfristig vom Runden Tisch von allen Parteien ausgeladen wurden. Schade, dass dies nicht erwähnt wurde.