Couch-Gespräche statt langer Reden bei der CSU

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MdL Michael Hofmann interviewte Jürgen Schleicher, Irmgard von Traitteur und Gregor Schmitt (v. l.). Foto: Franz Galster
MdL Michael Hofmann interviewte Jürgen Schleicher, Irmgard von Traitteur und Gregor Schmitt (v. l.). Foto: Franz Galster
Die Gäste hörten aufmerksam zu. Foto: Franz Galster
Die Gäste hörten aufmerksam zu. Foto: Franz Galster
 

Sein 70. Gründungsjubiläum beging der CSU-Kreisverband Forchheim in einer kleinen Feierstunde - mit Pep, aber ohne lange Reden und Ehrungen.

Sein 70. Gründungsjubiläum beging der CSU-Kreisverband Forchheim in einer kleinen Feierstunde. MdL Michael Hofmann (CSU), der auch die kurzweilige Veranstaltung moderierte, begrüßte im Gasthaus "Hotel Ehrenbürg" zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen der parlamentarische Staatssekretär Thomas Silberhorn, Landrat Hermann Ulm (beide CSU) und der ehemalige Oberbürgermeister von Forchheim, Franz Stumpf (CSU/WUO).

Eine besondere Note bekam die Veranstaltung mit der Idee von Hofmann, keine langen Festreden zu halten und auch keine Ehrungen vorzunehmen. Stattdessen bat er die beiden Urgesteine Irmgard von Traitteur und Gregor Schmitt sowie Jürgen Schleicher zum Interview auf die Couch.

Einleitend betonte Hofmann, Volksparteien seien der Kitt für die Gesellschaft, keine Klientelpartei und kein Spielball der Politik. Gregor Schmitt nahm als erster auf der Couch Platz. 1952 trat er in die Partei ein, 1963 rückte er im Kreistag nach und war ab 1985 stellvertretender Landrat. Dazu setzte er Meilensteine in der Gemeindearbeit in Bärnfels und nach der Gemeindereform in der Kommune Obertrubach. Nach seinem frei gewählten Ausscheiden aus der Politik habe er freilich Entzugserscheinungen gehabt. Nach den schlimmen Erfahrungen des Weltkrieges sei er in die Volkspartei eingetreten mit dem Vorsatz, nie wieder so etwas erleben.

Die heutige politische Entwicklung mache ihm Sorge. "Das Volk denkt anders", sagt er nachdenklich. Er zeigt Verständnis für die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin. "Helfen ja, aber dabei nicht das eigene Volk zurücklassen", sagt er. Warum nicht die CSU in ganz Deutschland, wird er gefragt. "Sie hat Bayern ganz gut getan und ihm eine gewichtige Stimme verliehen", antwortet Schmitt.

Als das soziale Gewissen der Partei begrüßt Michael Hofmann anschließend Irmgard von Traitteur, die sich mit 90 Jahren in verblüffender Fitness den Fragen stellte. "Ich habe mich nie nach einem Amt gedrängt, verweigerte mich aber nicht", sagt sie im Rückblick. Das habe in der Schule mit der Klassensprecherin schon begonnen. Sie engagierte sich über Jahrzehnte in der Sozialarbeit in ganz Oberfranken und war Gründungspräsidentin des Caritas-Verbandes Stadt und Landkreis Forchheim. 1982 bis 1990 gehörte sie dem Bayerischen Landtag an.

Die Rolle der Frau war in der damaligen Männerwelt anders definiert als heutzutage. Nicht der Emanzipation redete sie das Wort, sondern schlicht der Gerechtigkeit, wie sie betont. Freilich sei der Spagat von Frauen zwischen Beruf und Familie nicht einfacher geworden.

Beim Thema Flüchtlinge hat sie klare Vorstellungen, möchte die Bedenken der Bürger ernst nehmen. "Wenn ich einen Menschen in mein Haus aufnehme, erwarte ich auch, dass er meine Regeln akzeptiert", sagt sie unter großem Beifall der Zuhörer und bekennt sich zur abendländischen Leitkultur. Eine Auseinandersetzung mit den Kirchen in Deutschland würde sie dabei nicht scheuen.

"Wie geht es weiter nächstes Jahr mit der CSU", fragt Hofmann in die Runde. Damit leitete er auf die Zukunft über und stellt als Beispiel Jürgen Schleicher, Dritter Bürgermeister in Heroldsbach und Fraktionsvorsitzender im Kreistag, vor. "Bayern, wo die CSU Regie führt, geht es gut, deshalb bin ich in der JU", erklärt dieser seine Überzeugung. Auch er betrachtet es als eine Aufgabe, mit viel Ausdauer junge Menschen als Mitstreiter für die Politik zu gewinnen. "Der erste Schritt ist immer ein hartes Brot", sagt er.

Ehrlichkeit, offene Diskussion und eine faire Streitkultur sind Schleicher besonders wichtig. "Keine christliche Politik, sondern Politik aus christlicher Überzeugung", definiert Hofmann zusammenfassend das Ziel der CSU. Dazu gehöre es, das Volk nicht zu überstrapazieren und eine Sprache zu pflegen, die dem Volk und der CSU gut zu Gesicht stehe. Der Rest des Abends gehörte einem regen Gedankenaustausch in losen, kleinen Kreisen.