Die Baiersdorferin Carmen Köber zeigt in den Forchheimer Rathaushallen Gemälde unter dem Motto "...könnten Spuren enthalten". Bis Sonntag, 3. Februar, sind die Bilder zu sehen.
Hat Kunst nur etwas zu tun mit "können" im Sinne von Kunst-studiert-Haben oder spielt das Sich-einlassen-auf-Farben, das Ausdrücken dessen, was das Herz sehr bewegt und genau durch das Malen gleichermaßen für den Kopf (auch beim Betrachter) zum Thema wird, eine ebenso große Rolle? Offenbar hat das Kulturamt der Stadt Forchheim letzteres für richtig und wichtig gehalten und Carmen Köber - die nach eigener Angabe bis heute keinerlei "Profi-Ausbildung" gemacht hat - die Ausstellung bis zum Sonntag, 3. Februar, ermöglicht.
Die sehr natürlich, gefühlvoll und ganz uneitel wirkende Frau aus Baiersdorf, 46 Jahre, erzählt, wie sie vor etwa sechs Jahren zum Malen gekommen ist: nachdem sie einen Kasten Ölfarben geschenkt bekommen hatte und "irgendwo sogar ein Stück Leinwand aufgetaucht war". Eine Zeit lang glaubte sie, nichts damit anfangen zu können. Doch nachdem sie diese Dinge immer wieder "angegrinst" hatten, nahm sie eines Tages einfach einen Kuchen- bzw. Fettpinsel aus der Küche und setzte nach und nach (natürlich später mit richtigen Malpinseln) ihre Freude, ihre Sorgen um die Gesellschaft sowie überhaupt ihre eigenen Gedanken zum Leben und die berühmter Menschen in meist kräftige Farben und auch in oft schwungvolle Linien um.
Die Gier Da sieht man in leuchtenden Blau-Violett-Tönen die "Unendlichkeit" - von der Form her eine Mischung aus Spiralen und Schneckenhäusern - oder auf gelbem Hintergrund eine quasi sengende Sonne in Orange-Rot, zu der sich kleine schwarze Menschen hochangeln; der Titel lautet: "Gier".
Eins der größten, buntesten Bilder der Ausstellung - mit aber geraden und jeweils akkurat aneinander grenzenden Einzelformen - hat zum Thema den Fleckerlteppich von so vielen Regelungen, der (angeblichen) Notwendigkeit von Gutachten und Zertifikaten für alles; aber einige sich hervorhebende, tatsächlich greifbare aufgeklebte textile (Schlangen-)Linien, die sich teilweise über das Bild ziehen, brechen dieses Gefüge auf, weil Carmen Köber davon überzeugt ist, dass sich die Natur, das Lebendige letztlich doch durchsetzt.
Großstadtgewirr Ein einziges Bild, eine Zeichnung, ist (mit kleinen Ausnahmen) in Schwarz-Weiß gehalten, was schon eine Grundinterpretation zulässt: Es geht um den "Fortschritt". Ein Großstadtgewirr mit Gebäuden, Maschinen und dicht aneinander gedrängten Köpfen und Gestalten, die mehr Ameisen als Menschen ähneln, eingesperrte stilisierte Tiere - und eine Abbruchkante nach einer Seite vermitteln einen unübersichtlichen, grundsätzlich trostlosen Eindruck; die Kante mit nur eben erkennbarem roten Rand mit dem dahinter liegendem Freiraum (der etwa auf eine noch bestehende Wiese hinweist) kann genauso auf Blut im Sinne des Verletzt-Seins wie im Sinne des Lebens und damit der noch bestehenden Hoffnung deuten.
"Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit" ist ein Zitat, das Carmen Köber besonders schätzt und durch das sie auch zusätzlich Mut erhält, ihre Bilder zu gestalten - und sie möchte auch andere Menschen, die genauso wie sie selbst einen (nach ihren eigenen Worten) ganz normalen Beruf (Sekretärin an der Uni-Klinik Erlangen) haben, ermutigen, sich künstlerisch zu betätigen.