Bürgermeister soll Synagogen-Grund verkaufen

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Atilla Karabag, Marita Obermeyer-Simsekly, Patrick Schroll sowie der Lokalhistoriker Rolf Kiessling und FW-Stadtrat Ludwig Preusch (von links) diskutieren zwischen dem Gedenkstein und dem als Parkplatz genutzten ehemaligen Synagogengrundstück (im Hintergrund). Foto: Andreas Oswald
Atilla Karabag, Marita Obermeyer-Simsekly, Patrick Schroll sowie der Lokalhistoriker Rolf Kiessling und FW-Stadtrat Ludwig Preusch (von links) diskutieren zwischen dem Gedenkstein und dem  als Parkplatz genutzten ehemaligen Synagogengrundstück (im Hintergrund). Foto: Andreas Oswald

Vor der heutigen Stadtratssitzung, in der es auch um das Synagogen-Grundstück geht, traf sich die Initiative "Bunt statt Braun" und forderte eine Gedenkfläche statt einer Bebauung .

Das Bündnis gegen Rechtsextremismus "Bunt statt Braun" hat sich mit vier Mitgliedern am ehemaligen Synagogen-Grundstück eingefunden, um vor der heutigen Stadtratsitzung noch einmal Druck zu machen gegen die von Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) als Privatperson beantragte Bebauung der Häuserlücke in der Wiesentstraße.

Zur Unterstützung hatte die Initiative um Atilla Karabag den Forchheimer Lokalhistoriker und Autor Rolf Kiessling mitgebracht. Der verwies darauf, dass es zum Schicksal der Juden im Dritten Reich drei Säulen des Erinnerns gebe: die Geschichtsbücher, die Zeugnisse in Museen und die Orte des schrecklichen Geschehens. "Wir fordern, dass auf dem Synagogen-Grundstück keine Bebauung stattfindet, sondern eine Gedenktafel mit den Namen der Opfer aufgestellt wird", erklärte deshalb Atilla Karabag. Dazu solle der Oberbürgermeister das Grundstück "zum normalen Verkehrswert" an die Stadt verkaufen. "Er soll ja keine finanziellen Einbußen erleiden", ergänzte Bündnis-Mitglied und FW-Stadtrat Ludwig Preusch.

Zu schnell vergessen


Mit Bedauern stellte er fest, dass in den Schulen immer weniger über das Dritte Reich informiert werde - gleichzeitig nähmen die rechtsextremen Aktivitäten zu.
Dies belegte Bündnismitglied Patrick Schroll mit einem Flugblatt der in Nürnberg agierenden rechten "Bürgerinitiative Ausländerstopp". Es werde viel zu schnell vergessen, betonte Atilla Karabag. Es sei traurig, dass man in Forchheim noch groß über eine Gedenkfläche auf dem Synagogen-Grundstück diskutieren müsse. Im Landkreis gehe man damit anders um, so Marita Obermeyer-Simsekly, die auf die Synagoge Ermreuth verwies.

Auf die Frage, warum von jüdischer Seite das Thema wesentlich entspannter gesehen werde - der Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde in Nürnberg, Arno Hamburger, hat keine Einwände gegen eine Bebauung - meinte Rolf Kiessling, dass dies die falsche Adresse gewesen sei. Eigentlich sei die Gemeinde in Bamberg zuständig.

Außerdem, so Kiessling wörtlich: "Zwei Juden, drei Meinungen!"