Während manche Wirte den Zapfhahn streichen, rüsten die "Brauwastl" am Kupferkeller auf . Die "eigenbräulerischen" Bierfreunde bauen ein festes Schankhaus.Zum Kellerauftakt am Wochenende gibt's Bier gegen Spenden.
"Felsenkeller, Eichenwald, urgesunder Aufenthalt. Schon die Ahnen saßen, aßen, tranken Annafestbier-Maßen", so reimte einst der Forchheimer Heimatdichter Dr. Hans Jann. Das war so und das bleibt auch so - und jedes Jahr tut sich Neues zum Kellerauftakt. Wirte kommen, Wirte gehen. So hat der zwischenzeitlich verwaiste Schindler Keller seit acht Tagen einen neuen Pächter. Noel Heuschkel aus Uttenreuth löst Lisa Zametzer ab, die gastronomisch jetzt auf's Gleis 364 nach Gosberg gewechselt ist. "Der Schindler-Keller wird, wie gehabt, die ganz Sommersaison offen haben", betont Besitzer Hans Schmitt, der zusammen mit seiner Frau Ingeborg eigens übers Annafest seinen Keller selbst betreibt. "Wir machen das schon seit 45 Jahren", erzählt er. Der Burker Keller bleibt, abgesehen vom Annafest, weiterhin verwaist. Der frühere Pächter hat dem Vernehmen nach keine Sehnsucht mehr nach einer Rückkehr.
Und der Betreiber des Kaiser-Kellers, Christoph Kauer, öffnet nur noch für vorgebuchte Feiern.
Brauwastl eröffnen Keller Doch im hintersten Winkel des unteren Kellerwaldes gibt es einen kleinen Stamm eingeschworener Bierfreunde, die nicht an Rückzug denken sondern ihren Keller-Kult sogar noch ausbauen: Die "Brauwastl". Die fröhliche Hopfenrunde um Fritz Zirnsack hat ein festes Schankhaus für den Kupferkeller beantragt, der von nun an Brauwastl-Keller heißt. Im vergangenen Jahr ist mit der Stadt ein Zehnjahres-Pachtvertrag geschlossen worden. Das feste Schankhaus habe den "logistischen Vorteil", so erklärt Fritz Zirnsack, "dass wir auch außerhalb des Annafestes Feierlichkeiten gestalten können". In loser Folge soll es zu Bier und (mitgebrachter Brotzeit) das ein oder andere musikalische Event geben.
Einen Vorgeschmack gibt's beim nostalgischen Kellerauftakt am kommenden Wochenende. Das Besondere hier: "Unser Bier gibt's auf Spendenbasis", betont Fritz Zirnsack. Seit Januar haben die Brauwastl drei bis vier Mal auf althergebrachte Art Bier angesetzt, das nun zur Verkostung kommt - gegen einen freiwilligen Obulus deshalb, weil die Bierfreunde keinem Gewerbe sondern lediglich ihrem Hobby nachgehen! "Die Spenden kommen nachweislich einem guten Zweck zu Gute", versichert Fritz Zirnsack. Die letzten beiden Jahre sei damit die "Kinderarche" für Schwerbehinderte in Hirschaid unterstützt worden.
Die Brauwastl wollen beweisen, "dass man mit spartanischen Mitteln, im Waschkessel, gutes Bier herstellen kann".
Beim Kellerauftakt sollte man sich aber ranhalten: Nur 300 Liter wurden gebraut- mit Reserve. Brotzeiten dürfen auf dem Brauwastl-Keller natürlich mitgebracht werden.
Zum Annafest wird das kulinarische Angebot erweitert : dann gibt es Steaks vom Grill und andere Spezialitäten. Das Geheimnis der Brauwastl ist Ihr Zusammenhalt. Personalprobleme kennen sie nicht.
Servicekräfte Mangelware Auf ehrenamtliches Engagement können die anderen Kellerwirte nicht zurückgreifen. "Wir würden liebend gerne eher heute als morgen aufmachen, wenn es Service- und Küchenpersonal geben würde", erklärt Christoph Kauer, der seinen Kaiserkeller außerhalb der Annafestzeit nur noch auf Bestellung öffnet. "Wir fahren schon seit zwei Jahren mit dem Personal auf Sparflamme - man bekommt ja keine Hilfskräfte mehr".
Kauer fährt zweigleisig: in der Fußgängerzone hat er mit dem "Stadtlockal" seinen Hauptstandort. "Hier im Zentrum herrscht eine sichere Besucherfrequenz", betont er.
Auf den Kellern seien die Unwägbarkeiten zu groß und die Gewinnspanne zu klein. Kauer nimmt sich kein Blatt vor den Mund: "Die einzigen, die da oben verdienen, sind die Brauereien".
"Die haben alle zu kämpfen da droben", bestätigt Manfred Mauser aus seiner eigenen Erfahrung - hatte er ja selbst einmal den Kaiser-Keller betrieben.
In seiner Funktion als Stadtrat (FBF) ließ er erst kürzlich mit einem Vorschlag aufhorchen: "Wenn man die Keller beleben will, dann müssen auch ältere Leute bequem nauf kommen". Deshalb sollte man die Fläche beim Riesenrad wieder als Parkplatz freigeben.
Bei Bürgermeister Franz Streit schlagen diesbezüglich zwei Herzen in der Brust: Einerseits sei der Kellerberg tatsächlich für ältere Leute eine schlecht überwindbare Barriere, was für einen Parkplatz im mittleren Bereich spreche. Andererseits habe ein autofreier Kellerwald auch seine Vorteile - für Kinder und die Natur!