Affen im Freizeitpark, das Schloss Thurn aus der Luft oder die Grundsteinlegung von "Klaa-Fürth": Werner Lindl zeigt in seinem Heroldsbach-Kalender ungewöhnliche Bilder der Ortschaft.
Schloss Thurn in den 30er-Jahren aus der Vogelperspektive betrachtet oder die Kirche St. Michael um 1900: Wer ungewöhnliche Blicke auf Heroldsbach sucht, wird bei Werner Lindl fündig werden. Rund 200 Postkarten hat der Sammler aus dem Internet oder bei Sammler-Börsen ersteigert. "Am Anfang war es nur für mich, jetzt hat es sich rumgesprochen", sagt der Heroldsbacher.
Weil sein Kalender im vergangenen Jahr überraschend einschlug, hat Lindl heuer nachgelegt. Der Kalender 2016 stellt den meisten historischen Motiven aktuelle Fotos des Sammlers gegenüber. Da sieht man, wie schlicht das Gelände des Erscheinungshügels einst war; wie historische Häuser, etwa in der Bürgermeister-Rösch-Straße 11, durch moderne Baumaterialien nicht unbedingt verschönert wurden; oder wie Flächen und Weiher durch die Bebauung komplett aus der Ortslandschaft verschwanden.
Lindls Sammelfreude richtet sich auf zweierlei: Entweder ersteigert er Karten mit seltenen Motiven oder Karten, die außer ihm kaum noch jemand besitzen dürfte. Zum Beispiel die Ansicht "Kolonialwaren Barbara Freund" aus dem Jahr 1955 - "eine ganz seltene Karte". Oder die Juli-Karte: Sie sei "ganz was Besonderes", schwärmt Lindl. Sie zeigt den Moment der Grundsteinlegung der St.-Josef-Stiftung aus dem Jahr 1953, bevor hier das legendäre "Klaa-Fürth" entstand, jene Siedlung für Heimatvertriebene, die in Fürth zur Arbeit gingen und in Heroldsbach ein neues Zuhause fanden.
Exotisch, die August-Seite des Kalenders. Sie erinnert daran, wie tierisch es schon im Freizeitpark Thurn nach der Eröffnung im Jahr 1975 herging: Bisons, Panther und Affen tummelten sich dort, wie die Postkarten belegen. "An den Leoparden und die Affen kann ich mich noch erinnern", sagt Lindl. "Manchmal war einer ausgerissen - und er saß auf irgendeinem Balkon in Heroldsbach. Und bei mir im Garten war einmal ein weißer Hirsch gestanden."
14 Euro kostet ein Lindl-Kalender; wer einen wolle, müsse nur bei ihm anrufen. Er habe genug interessante Postkarten auf Lager, um noch einige Jahre Kalender damit zu bestücken, freut sich Werner Lindl.
Aber er spüre auch, dass die Karten-Auswahl Heroldsbacher Motive auf dem Sammlermarkt "schon mau" werde: "Man findet nix mehr."