Bilder von Berndt Fischer sind wie Erkenntnisblitze

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Fünf Jahre musste sich der Fotograf gedulden, bis ihm dieses Walberla-Bild glückte. Fotos: Berndt Fischer
Fünf Jahre musste sich der Fotograf gedulden, bis ihm dieses Walberla-Bild glückte. Fotos: Berndt Fischer
Fischadler
Fischadler
 
Dachse im Fichtelgebirge
Dachse im Fichtelgebirge
 
Raubwürger mit Maus
Raubwürger mit Maus
 
Siebenschläfer
Siebenschläfer
 
Berndt Fischer Foto: pr
Berndt Fischer Foto: pr
 

Wer die heimische Region für gewöhnlich hält, sollte sich mit der Sichtweise des Poxdorfers Berndt Fischer anfreunden. "Faszination" ist das Leitmotiv seiner fotografischen Suche.

Ob er Jaguare im brasilianischen Amazonas fotografiert oder Dachse im Fichtelgebirge - für Berndt Fischer macht das keinen Unterschied. "Faszination" ist das Leitmotiv seiner fotografischen Suche. Was er dabei entdeckt, hat er in bislang fünf Bildbänden und einem jährlich erscheinenden Franken-Kalender dokumentiert.
Immer wieder führt er verblüffend vor Augen, wie viel Wildheit und Exotik etwa in dieser scheinbar unspektakulären Landschaft Frankens steckt.

Im Hauptberuf war der gebürtige Amberger Gymnasiallehrer. Nebenbei hat er sich über drei Jahrzehnte hinweg den Ruf erworben, einer der herausragenden Tier- und Landschaftsfotografen Deutschlands zu sein. Mittlerweile ist der 62-Jährige im Ruhestand - und sehr selten in seiner Wahlheimat Poxdorf anzutreffen. Zu Jahresanfang reiste er in die Schweiz, um Steinadler und Bartgeier zu fotografieren; im Sommer gelang es Berndt Fischer, Bären in Slowenien vor die Linse zu bekommen; und im September waren es Jaguare in Brasilien.


Fotograf als Essayist



Zwischendurch war Berndt Fischer noch im Böhmerwald, im Bayerischen Wald und im Mühlviertel unterwegs, um sein engagiertes Projekt "Das Grüne Dach Europas" komplett zu machen.
Engagiert nicht nur, weil es Fischer gelungen ist, so seltene Motive einzufangen wie die Gebänderte Heidelibelle oder eine wie in der Luft stillstehende Schwebfliege; sondern weil "Das Grüne Dach Europas" auch die literarische Seite des Fotografen zeigt. Vier Essays begleiten diesen nun sechsten Fotoband des Poxdorfers: Die Texte umkreisen die Naturgeschichte dieses größten zusammenhängenden Waldgebietes in Mitteleuropa; sie spüren die literarischen Bezüge jener Gegenden auf und erzählen, wie die Menschen zwischen Oberfranken und Böhmerwald diese Landschaften geprägt haben.


Wenn Berndt Fischer Einblicke gibt in seine Bilder und in die Geschichten hinter den Bildern, dann tut sich ein sehr eigenes, manchmal irritierendes Tier- und Menschenbild auf. "Ich genieße es nach wie vor, den Tieren gegenüber zu stehen", sagt der 62-Jährige. Die Begegnung mit Füchsen, Schlangen, Spinnen, Vögeln und Bären habe ihn gelehrt, dass selbst scheue Tiere den Menschen akzeptieren, wenn man sich ihnen gegenüber "offen und klug verhält". Dort, wo nicht gejagt werde, hätten die Tiere ein unbefangenes Verhältnis zu den Menschen, erzählt Fischer. In Jagdgebieten dagegen gerieten die Tiere in Panik, wenn sie Menschen nur riechen.


Manchmal ist das "Hass"



Berndt Fischer ist ein politischer Fotograf. Er begeistert sich nicht nur für die Schönheit der Natur. Er engagiert sich auch gegen den Raubbau und für ein neues Jagdrecht in Deutschland.
Der Fotograf ist nicht nur mit Objektiven, sondern auch schreibend unterwegs; beliefert Zeitschriften wie den Regenwaldreport oder stellt Umweltorganisationen kostenlos seine Bilder zur Verfügung. Berndt Fischer scheint mitzuleiden unter dem Druck, der auf der Tierwelt lastet. Etwa wenn er in Brasilien aller Orten den Geruch von Rauch in der Nase hat, weil Wald gerodet wird, um Sojaplantagen Platz zu machen. Dass in Deutschland jährlich tausende Füchse "weggeschossen" werden, "das ist deutsche Logik", wettert Fischer. Die Baubejagung bezeichnet er als "grausam und primitiv" - und solche Themen könnten bei ihm "Frust und Hass" auslösen: "Ich darf das gar nicht so an mich ranlassen. Ich trage da einen Zwiespalt in mir."


Bilder im Acht-Sekunden-Takt



Es ist auch dieser Zwiespalt, der die Bilderauswahl für den Franken-Kalender 2013 bestimmt hat: Er zeigt Naturschönheit ohne die Natur zu verklären - es sind Bilder "jenseits von Romantik und Klischee", wie Fischer sagt. Und es sind Bilder, die auch die Besessenheit des Fotografen ahnen lassen. Schon auf dem Deckblatt des Kalenders. Es zeigt das Walberla bei Forchheim im Gewitter. "Fünf Jahre bin ich diesem Bild hinterhergerast", sagt der Poxdorfer.
In diesem Sommer erwischte er dann endlich den idealen Zeit- und Standpunkt: Er konnte jenseits des Gewitters fotografieren, stand also nicht im Regen; gleichzeitig tobte und blitzte das Unwetter über der Langen Meile.
Im Acht-Sekunden-Takt drückte Berndt Fischer auf den Auslöser. Hunderte Bilder entstanden - und genau ein einziges sah dann so aus, wie es der Fotograf seit Jahren vor seinem geistigen Auge hatte.