In Ebermannstadt soll ein ehemaliger Bolzplatz in ein Wohnprojekt für ältere Menschen umgewandelt werden. Das Vorhaben ist einmalig im Landkreis. Die Gesundheitskontrolle läuft dann via Mail ab.
Betreut sein im Alter, ohne dass jemand direkt Betreuung braucht. Was wie ein Widerspruch klingt, will die Stadt Ebermannstadt mit dem Projekt "Sophia" (steht für "
Soziale
Personenbetreuung -
Hilfen
im
Alltag") realisieren. Als Gelände, auf dem das Modellprojekt verwirklicht werden könnte, will die Stadt den ehemaligen Bolzplatz "Mühlgraben" auf Erbpacht-Basis zur Verfügung stellen. Darauf einigte sich der Bauausschuss der Stadt in seiner jüngsten Sitzung.
Alt werden in eigener Wohnung Auf die neuen, vernetzten Wohnformen für Senioren waren die Vertreter der Stadt durch die Mitarbeit im Moro-Projekt (Modellvorhaben der Raumordnung), bei dem innovative Lösung für das Leben im Alter gesucht werden, aufmerksam geworden.
Bei den vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung geförderten Projekten geht es unter anderem um die Integration altersgerechter Assistenzsysteme, die einen möglichst (lebens-)langen Verbleib älterer Menschen in der eigenen Wohnung gewährleisten.
Die Stadt Ebermannstadt unterstützt das vernetzte Wohnen in Modulbauweise nachdrücklich. "Das eröffnet neue Möglichkeiten des Zusammenlebens", verdeutlichte Bürgermeister Franz Josef Kraus. Die Wohn-Module haben eine Mindestgröße von 45 Quadratmetern und können bei Bedarf wieder abtransportiert oder weiter verkauft werden.
Musterbeispiel Bamberg "Wir sehen hier die Chance, durch Verdichtung auf bestehenden Wohngrundstücken altersangemessenen Wohnraum zu schaffen , den Siedlungsdruck zu minimieren und auch Menschen mit Handicaps in ihrer gewohnten Wohnumgebung zu
belassen", erklärt Geschäftsstellenleiter Herbert Herlitz. Interessenten empfiehlt er den Besuch eines Musterhauses der "Sophia living network" in Bamberg. Dieses Wohnlabor mit seiner vielseitigen Technik wurde übrigens bereits vor drei Jahren in einer internationalen Studie als Musterbeispiel (Best-Practice) für intelligentes Wohnen bewertet.
Barrierrefreies Wohnen ist hier selbstverständlich. Weder Haus- noch Balkontüren haben Schwellen. Eine Videostation an der Haustüre zeigt, wer klingelt, und Fotos dokumentieren, welchen Besuch ein Bewohner verpasst hat. Die Kontrolle dieser und weiterer Funktionen sind auch aus der Ferne über Smartphone möglich. Türen und Fenster sind mit Sensoren ausgestattet, die erkennen ob ein Fenster geöffnet, geschlossen oder gekippt ist.
Beim Verlassen des Hauses können alle gewünschten Verbrauchsgeräte und alle Lampen mit Hilfe eines Abwesenheitstasters ausgeschaltet werden.
"Intelligente Küchengeräte" informieren akustisch über ihren Zustand und warnen, wenn auf der Herdplatte brennbare Gegenstände liegen. Die Geräte sind mit einer zentralen Bedienoberfläche verknüpft, so dass eine angeschaltete Herdplatte oder ein Backofen auch über einen web-Zugriff abgeschaltet werden kann. Bei unbekannten Geräuschen im Garten kann jemand virtuell einen Hund bellen lassen oder den Außenbereich in grelles Flutlicht tauchen.
Gesundheits-Kontrolle via Mail Rauch und Wassermelder sorgen für Sicherheit. Nachts wird über Bewegungsmelder der Weg zum Bad oder zur Toilette automatisch beleuchtet.
Auf Wunsch können sich die Bewohner sogar an ein Gesundheits-Netzwerk anschließen lassen, das Blutdruck, Puls, Gewicht, und Blutzucker überwacht. Diese Daten können per Mail an den behandelnden Arzt oder einen Betreuungsperson übermittelt werden.
Ganz billig ist das Angebot aber nicht. Rund 115 000 Euro kostet eine Wohneinheit mit rund 45 Quadratmetern. Auf dem Grundstück am Mühlgraben könnten sechs Senioren-Appartements untergebracht werden. Erschlossen wird das Grundstück aber erst bei entsprechender Nachfrage.