Die unablässigen Regenfälle haben aus Feldern Seenlandschaften gemacht. Die Landwirte befürchten hohe Ernteeinbußen. Beim Spargel wird mit Ertragsrückgängen von bis zu 70 Prozent gerechnet. Die Bauern fordern ein Hilfsprogramm.
Hermann Greif hat Galgenhumor: "Das Wasser quillt aus jedem Mauseloch - wir Bauern brauchen Schwimmflügel statt Schlepper." Und tatsächlich: Die Maisfelder sehen aus wie Reisfelder. Der Landwirt aus Pinzberg rechnet mit Ernteeinbußen zwischen 20- und 30 000 Euro. So wie ihm geht es den meisten Bauern.
"Wir sind extrem betroffen von den Überschwemmungen", klagt Hermann Greif - und weil er auch Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) ist , hat er am Freitag beim Bauerntag in Marktleuthen (Wunsiedel) den Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) gleich um ein Hilfsprogramm für Landwirte gebeten, die in wirtschaftliche Not geraten sind.
So viele Niederschläge am Stück habe man noch nie erlebt, betont Hermann Greif und verdeutlicht dies mit den Messungen der Wetterstation in Bammersdorf: Dort seien im Mai 203 Liter pro Quadratmeter verzeichnet worden - normalerweise liege der Durchschnittswert in dieser Jahreszeit bei 67 Liter. "Wenn ich in Pinzberg aus meinem Fenster schaue, dann seh' ich unten im Tal 'Karpfenweiher', wo eigentlich Felder sein sollten", stellt Greif resigniert fest. Das bedeutet: Ernteausfälle.
Weizen im "Winterschlaf" Die Pflanzen gehen unweigerlich kaputt. Und es ist fast alles bestellt auf den Feldern: Raps, Wintergerste, Weizen, Roggen - die Winterfrüchte stehen im Wasser und wachsen nicht weiter. In Kombination mit den kühlen Temperaturen sei das wie eine Art "Winterschlaf", erklärt der Landwirt.
Ein weiteres Übel ist programmiert: Eine Pflanze, die nicht trocken wird, entwickelt Pilzkrankheiten.
Auch um die Sommerfrüchte - wie Kartoffeln, Erdbeeren und Mais - ist es schlecht bestellt. "Die brauchen jetzt vor allem Sonne - aber keine Überschwemmung", erklärt Greif. Die derzeitige Wetterlage wirke bei den Pflanzen wie eine "Depression": Sie verharren in Kümmernis.
"Weißes Gold" hat Glanz verloren Die ganze Welt scheint wie verhext: Auch die Spargelbauern klagen, dass das "weiße Gold" nicht wächst. "Wir sind mit der Ernte auf einem Minimum - wir stechen heute überhaupt nicht", berichtet Friedhelm Zenk vom gleichnamigen Spargelhof in Hausen. "Wir pumpen laufend Wasser aus den Feldern" - aber wenn die Feuchtigkeit länger stehen bleibe, bilde sich ein Pilz namens Fusarium.
Der befalle die Wurzeln - "und die Pflanze ist kaputt".
Futtermangel droht Auch der Obstbau ist in extremem Maße von Pilzkrankheiten betroffen, erklärt Hermann Greif. Man hoffe zumindest, dass die Befruchtung richtig gelaufen sei, denn auch die Bienen hätten nicht richtig "arbeiten" können. Der Blick auf den Herbst erfüllt Hermann Greif schon jetzt mit Sorge. Wie schaut es dann mit dem Futter für's Vieh aus? Denn Mais ist eine Futterpflanze. Doch die Stengel, die schon Kniehoch stehen sollten, sind gerade mal Fingerlang gewachsen und schauen wie Bonsais aus der trüben Brühe.