Für Patienten, die an Fettleibigkeit leiden, kann der Schluck-Ballon eine wirksame Hilfe sein, sagt Chefarzt Bernhard Drummer. Das neue Verfahren zur Gewichtsreduktion macht eine Operation überflüssig.
Kein Wundermittel ist der "Schluck-Ballon", den Chefarzt Bernhard Drummer vom Klinikum Forchheim seinen Adipositas-Patienten verordnet. Dennoch hat diese nicht operative Lösung zur Gewichtsreduktion eine Menge von Vorteilen, findet Oberarzt Michael Sturm, der seit zwölf Jahren der Fettleibigkeit und ihren Folgen den Kampf angesagt hat.
"Das Verfahren ist ganz einfach", erklärt Bernhard Drummer. Erst bekommt der Patient ein Glas Wasser. Dann schluckt er die Kapsel, eine etwas größere Pille, die sich im Magen auflöst. Dann wird in den frei gelegten Ballon über das mitgeschluckte Kabel 250 Milliliter medizinischer Stickstoff hineingeblasen. Fertig. Die ganze Prozedur dauert gerade mal 20 Minuten, kann also ambulant durchgeführt werden, ersetzt aber keine Gastroskopie.
"Die sollte im Vorfeld gemacht werden, um Risiken und andere Probleme wie ein Magengeschwür auszuschließen", erklärt Oberarzt Michael Sturm.
Um auf Nummer sicher zu gehen, dass der Patient die Kapsel auch hinunter bekommt, wird ihm in einem Probedurchgang ein Plazebo verabreicht. "Wir könnten dafür auch ein Bonbon von Piasten nehmen", scherzt Drummer. Im Gegensatz zu den bislang bekannten, mit einer Flüssigkeit gefüllten Magenballons, die mit bis zu 700 Milliliter übrigens deutlich mehr Volumen aufweisen, ist der in Österreich entwickelte Schluckballon federleicht.
"Es gibt kein Druckgefühl; die Patienten verspüren weder krampfartige Schmerzen, noch Übelkeit. Ich hab' da ein sehr gutes Gefühl", erzählt Bernhard Drummer. Um die gleiche Wirkung wie bei den gefüllten Ballons zu erreichen, muss der Patient zwei Wochen später einen zweiten Ballon schlucken. In der Zwischenzeit konnte sich der Patient an die Reduktion seines Magens gewöhnen.
Nicht zu unterschätzen sei die Gefahr, dass der Patient wieder rapide zunimmt, wenn nach zwölf Wochen der Ballon entfernt wird. Da werden bei einer Gastroskopie die Ballons angestochen und heraus gezogen. Um den dauerhaften Erfolg dieser Abnehm-Methode zu gewährleisten, bietet die Klinik Ernährungsberatung an. Außerdem raten die Mediziner dazu, Sport zu treiben, zumindest damit anzufangen. Überdies gibt es die Adipositas-Selbsthilfegruppe, die sich monatlich einmal trifft. Nächster Termin: 21. März.
An den ersten Patienten wird das neue Verfahren wohl Mitte März angewandt. Voranfragen seien bereits da, erklärt Bernhard Drummer, der aber keine allgemeine Empfehlung abgeben will, für welchen Personenkreis diese Art der Therapie geeignet ist. "Da entscheidet immer der Einzelfall", unterstreicht Oberarzt Michael Sturm.
Übrigens: Mit dem neuen Verfahren hat das Klinikum Forchheim eine Art Alleinstellungsmerkmal in der Region. Außer in Forchheim wird der Schluckballon in Bayern nur noch in München angeboten.