Bahnausbau: Kersbacher bleiben skeptisch

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Auch damit die ICEs bessere Bedingungen haben, sollen bei Kersbach vier Gleise nebeneinander entstehen.
Auch damit die ICEs bessere Bedingungen haben, sollen bei Kersbach vier Gleise nebeneinander entstehen.
Thomas Sulzer warb für die Pläne der Bahn. Fotos: Gerhard Hoch
Thomas Sulzer warb für die Pläne der Bahn. Fotos: Gerhard Hoch
 

Durch den Ausbau der Bahntrasse sollen ICEs mit bis zu 230 Stundenkilometern an Kersbach vorbeifahren. Die Anwohner befürchten mehr Lärm und stören sich auch an den deutlich verlängerten Zugangswegen zu den Bahnsteigen.

Alle Sitz- und Stehplätze im Kersbacher Sportheim waren besetzt, als Forchheims Bürgermeister Franz Streit (CSU) am Mittwochabend eine Informationsveranstaltung zum Ausbau der Bahntrasse am Ortsrand eröffnete. Streit betonte gleich zu Beginn, dass die Stadt Forchheim noch keinerlei Zusagen an die Bahn gemacht habe und stellte fest, dass der erste Flächennutzungsplan von 1996 sei. Dass die Kersbacher noch viele Fragen haben, zeigte das Interesse aus allen Altersschichten, gleich ob alteingesessen oder zugezogen.
Thomas Sulzer, der bei der Deutschen Bahn für den Ausbau zuständig ist, erklärte zu Beginn, dass es der Bahn wichtig sei, eine umfangreiche Bürgerbeteiligung zu haben.
Dann stellte er die Planung vom März 2013 vor, die sich unter anderem wegen vieler Gesetzesänderungen deutlich von der ersten aus 1996 unterscheidet.

Zwei Gleise für die S-Bahn

Geplant sei ein vierstreifiger Ausbau des Gleiskörpers. Auf den beiden mittleren Spuren wird der S-Bahn-Verkehr abgewickelt und auf den beiden äußeren Gleisen der Schnellbahnverkehr und der Güterverkehr. Die Schnellbahnstrecke werde eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h haben, dies bedeute auch eine höhere Streckendurchlässigkeit. Für den Bürger bedeutet dies, dass aktuell etwa 120 Züge fahren und nach dem Ausbau 250 Züge.
Durch neue verkehrsrechtliche Bestimmungen ist eine Erneuerung der Brücke mit ein Meter hohen Leitplanken notwendig. Dies bedeute, dass die Busse nicht mehr auf der Brücke halten, sondern auf dem jetzigen Parkplatz einen Fahrgastwechsel vornehmen sollen. Behinderte und Familien mit Kinderwagen müssen längere Wege wegen des in der Mitte des Gleiskörpers liegenden Bahnsteiges in Kauf nehmen. Der Zugang ist zwar barrierefrei, aber rund 800 Meter sind für einen Rollstuhlfahrer ein langer Weg.
Der Vertreter des Architektenbüros Möhler und Partner zeigte den Anwesenden die Berechnung des Lärms im Bereich des Haltepunkts Kersbach. Gemäß der geltenden Lärmschutzverordnung sind am Tag 59 db(A) und in der Nacht 49 db(A) zulässig. Entlang der Trasse werden Lärmschutzwände sowohl an den Außenseiten als auch in der Mitte zwischen den Gleisen angebracht. Die Höhe der Lärmschutzmaßnahmen beträgt zwischen drei und fünf Meter.

"Leise wie Flüsterasphalt"

Der Gleiskörper ist ein sogenannter "besonders überwachter Gleiskörper", was bedeutet, dass er ständig in einwandfreiem Zustand gehalten wird und keinerlei Riefen oder Rillen unnötigen Lärm verursachen können. Die Gleise seien annähernd dem Flüsterasphalt auf den Autobahnen in den bewohnten Bereichen gleichzusetzen. Der Planer stellte fest, dass die Lärmschutzmaßnahmen höher sind als in der ersten Planung.
Sulzer stellte den Zeitplan für den Ausbau Baiersdorf-Forchheim vor, demzufolge 2013/2014 die Planfeststellung, 2015 die Ausschreibung des Projekts und 2016 bis 2018 der Ausbau stattfinden solle. 2019 bis 2022 solle dann der Ausbau Forchheim-Eggolsheim stattfinden.
Eine rege Diskussion brachte viele Fragen der Bürger auf. Besonders erregten der Zugang zu den Bahnsteigen und damit die langen Wege die Gemüter der Anwesenden. Auch die Frage nach Ausgleichsflächen oder ob es denn schon eine Kosteneinschätzung gebe, kam auf. Außerdem befürchteten die Anwohner, dass sich der Güterverkehr wegen des geringeren ICE-Aufkommens vor allem nachts bewege und dass diese Züge mehr Lärm verursachen.
Auch die Frage nach Parkplätzen und Fahrradständern wurde aufgegriffen. Sulzer stellte hier fest, dass dies nach einem Regierungsbeschluss in München Aufgabe der Kommunen sei. Bei der ersten Planfeststellung 1996 waren noch 196 Parkplätze eingeplant, nun nur noch 150.
Um den Zugang zu den Bahnsteigen etwas einfacher zu machen, kam von den Anwesenden der Vorschlag, eine Unterführung, einen Aufzug und Treppen zu den Bahnsteigen zu bauen. Ein Aufzug auf die Brücke, meinte Sulzer, sei dann wiederum die Aufgabe der Kommune.
Der ÖPNV-Beauftragte des Forchheimer Landratsamtes Klaus Hummel machte deutlich, dass von Seiten des Landratsamtes ebenfalls noch keine Zugeständnisse gemacht wurden. Ob es noch Sinn macht, den Busverkehr über Kersbach zu leiten oder gleich nach Forchheim, sei zu prüfen.
Am Ende verließen die Zuhörer das Sportheim nicht ganz zufrieden, denn für ihren Geschmack waren zu viele Fragen offen geblieben. Jetzt sind die Kersbacher gespannt, wie ernst es die Bahn mit ihrer Bürgerbeteiligung meint, war zu hören.