Seit Jahren schließen die Auszubildenden und Meisterprüflinge von Schuh Bögelein überdurchschnittlich gut ab. Das Geheimrezept des Erfolges ist simpel.
Schüchtern posiert Stefan Bühl für ein Foto. Seine Wangen färben sich rot, er dreht sich immer wieder fragend um. Vor lauter Aufregung vergisst er, wie seine täglichen Aufgaben in der Arbeit aussehen. Dabei hat der 28-Jährige aus Heroldsbach das Schlimmste bereits hinter sich. Mit zehn anderen Teilnehmern absolvierte Stefan Bühl im Juli seine Meisterprüfung und bestand die ersten beiden Teile - hier treten die Auszubildenden gegen andere ihrer Berufsgruppe an - als dritter Landessieger mit einer guten Note.
Mit dieser Leistung tut er es seinen Vorgängern bei Schuh Bögelein in Forchheim nach. Es ist ein Betrieb, der kontinuierlich Erfolge schreibt. Zwei Kammersieger, ein dritter Landessieger - auch Geschäftsführer Marc Bögelein schloss seine Meisterprüfung vor 18 Jahren als erster Landessieger ab.
Nun gehört auch Stefan Bühl zur Erfolgsgeschichte des Unternehmens. Anfang des Jahres entscheidet sich, wie er im Vergleich mit Auszubildenden aus anderen Berufsgruppen abgeschnitten hat.
Die Arbeit zahlt sich aus
Das Lernen in der Freizeit, die schlaflose Nacht vor der Prüfung und ein kräftezehrendes Ausbildungsjahr - der 28-Jährige erntet die Früchte seiner harten Arbeit. Als Orthopädie-Schuhmachermeister leitet er nun die Schuhtechnik-Abteilung und ist für die hausinterne Produktion verantwortlich. "Wir haben preisgekrönte Auszubildende. Bisher haben wir alle übernommen", zeigt sich Geschäftsführer Marc Bögelein stolz.
Sein Geheimrezept ist effektiv und simpel. "Ich muss ehrlich sagen, die Vorauswahl macht viel aus. Die Leistungsbereitschaft muss da sein. Schulische Noten sind zweitrangig. 80 Prozent sind Menschlichkeit, 20 Prozent Wissen, denn Wissen kann man sich aneignen", erklärt der 42-jährige Geschäftsführer seine Kriterien bei der Vergabe der Ausbildung.
Ebenfalls wichtig: Konsequenz. "Es gibt immer Höhen und Tiefen in der Lehre. Man muss eine Konsequenz an den Tag legen, um die Tiefen des Mitarbeiters auf ein normales Niveau zu heben", erklärt Bögelein.Diese Tiefen kennt auch Stefan Bühl. Seine Rettung: Der Spaß am Beruf. "Es ist eine kreative Arbeit. Ich interessiere mich dafür, den Menschen zu helfen." Und dafür arbeitet der Heroldsbacher hart - opferte während der Ausbildung viel seiner Freizeit. "Es hat mit meiner Erziehung zu tun. Man hat mir immer gesagt, ich soll meinen Weg gehen, aber es gescheit machen."
Seinen Weg ist Stefan Bühl sehr erfolgreich gegangen. Wie einzigartig seine Leistung ist, weiß Bernd Sauer von der Handwerkskammer in Oberfranken. "Er hat etwas ganz Besonderes geschafft. Es kommt nicht oft vor, dass ein Betrieb so erfolgreich ausbildet."
Für den Pressesprecher ist ein Zusammenspiel von Ausbildung und Talent entscheidend. "Es ist eine Sache, wenn ein Unternehmen auf einem hohen Niveau ausbildet, aber die Auszubildenden müssen dieses Niveau auch halten. Andererseits: Talent ist wichtig, aber man braucht jemanden, der es herauskitzelt."
Die Besten aus ganz Bayern
Wer bei der Handwerkskammer ausgezeichnet wird, gehört zu den Besten Bayerns. Je weniger Auszubildende in einer Berufsgruppe vertreten sind, desto einfacher ist es, Landessieger zu werden. Denn: Pro Beruf wird ein Landessieger ermittelt. Die Handwerkskammer zeichnet über 30 Berufe aus.
Die Ausbildung zum Orthopädie-Schuhmachermeister, sagt Sauer, wird bayernweit häufig angeboten. Mehr Auszubildende - mehr Konkurrenten. Nicht nur das ist eine Schwierigkeit, der sich Stefan Bühl stellen musste. So ist es bei der Abschlussprüfung kaum möglich, mit der Note "Sehr gut" abzuschließen, weiß Bernd Sauer.
"Die Gesellen werden wie Meister behandelt. Man kann kaum eine Eins schaffen, das ist wie die Champions League." Laut der Industrie- und Handelskammer Oberfranken Bayreuth gibt es derzeit 186 aktiv Ausbildungsbetriebe in der Region Forchheim. Jährlich beenden dort 300 Auszubildende ihr Lehre - rund ein Drittel mit den Noten Eins und Zwei. Die Prüfungsbesten stammen meist aus den Bereichen Metalltechnik und Handel.