Einen Monat ohne Auto hat unser Reporter geschafft, ohne Fahrrad (fast) unmöglich. Radfahrer haben es aber auch in Forchheim nicht leicht. Der ADFC stellt der Königsstadt ein gemischtes Zeugnis aus - aber es wird besser.
Vom Auto aufs Rad umsteigen - das ist gut fürs Klima. Doch Fahrradfahren kann im Verkehr schnell zum Frust werden, wenn sich Radler oder Radlerinnen gegen Auto, Lkw und Motorrad behaupten müssen. Seit 34 Tagen kann ich täglich ein Lied davon singen: Während der Fastenzeit verzichte ich auf meinen privaten Pkw. Ohne mein Zweirad wäre das Autofasten im Kreis Forchheim für mich zweifellos undenkbar gewesen. Vom Fahrradsessel statt vom Autositz aus erlebe ich die Königsstadt von einer ganz anderen Seite.
Fahrradfreundlichkeit verbessert sich nur minimal
Wie ist also das "Fahrradklima" in Forchheim? Das wollte auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) wissen und startete eine große Umfrage: In ihrem deutschlandweiten Städtetest bekam Forchheim die Schulnote 3,9. Im Ranking der ähnlich großen Städten liegt Forchheim damit, sowohl in Bayern als auch Deutschland, ziemlich genau im Mittelfeld. Im Vergleich zu 2016 verbesserte sich Forchheim bei der Fahrradfreundlichkeit nur minimal (damals Schulnote 4,0). 105 Forchheimer beteiligten sich am Fahrradklima-Test.
Viel Positives für die Radler
Für Fahrrad-Experten wie Frank Wessel vom ADFC Forchheim ist das Ergebnis keine Überraschung: "Es gibt allerlei Positives aus Forchheim zu berichten", betont er. Zum Beispiel wurden durch die "Milkabrücke" (die lilafarbene Fuß- und Radfahrerbrücke an der Sportinsel) gleich mehrere Stadtteile erreichbar gemacht. Burk wurde mit den Gymnasien verbunden und Radfahrer können nun über die Trubach-Brücke in das Gewerbegebiet im Forchheimer Süden fahren. "Ebenso kann die Innenstadt über einen Weg an der Ostseite der Autobahn gut erreicht werden", lobt Wessel. Auch der Steg über die Bahntrasse, zwischen Gebsattel- und Neuenbergstraße, binde den Osten gut an.
Konflikte mit Autofahrern
Dennoch gibt es aus Sicht der Radler in Forchheim einiges zu bemängeln: Wie gefährlich Radfahren in der Stadt sein kann, zeigt das Beispiel von Renate Boml. Die Forchheimerin fährt regelmäßig mit ihrem Rad auf der Äußeren Nürnberger Straße in Richtung Königsbad. Auf Höhe des Gründelbachs, direkt vor der FT-Lokalredaktion am Kolpingsplatz 7, haben Radfahrer und Radfahrerinnen seit Neuem das Recht, auf der Straße weiter zu fahren.
Die Stadt hat in der Tempo-30-Straße einen Fußgängerweg ausgewiesen, der auch für Radfahrer frei ist. Radlerinnen wie Renate Boml dürfen sich demnach entscheiden, ob sie auf der Straße oder dem Fußweg weiterfahren. Das sorgt immer wieder für Konflikte mit Autofahrern. "Da ich nach dieser Stelle links abbiege, nutze ich trotz großem Unbehagen die Straße. Oft werde ich von Autofahrern sehr aggressiv von hinten angehupt." Sie findet, diese Stelle solle besser ausgewiesen werden.
Sorgen: Baustellen, rote Ampeln und hohe Kanten
Auch Frank Wessel hält die Radwege-Markierungen teilweise für verbesserungsbedürftig. Bei Radwegen, die in beide Richtungen befahrbar sind, sollte die Abgrenzung zur Fahrbahn mit einem weißen Streifen markiert werden, fordert der Vorstandssprecher des ADFC Forchheim.