Asyl: Obertrubacher finden den richtigen Ton

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Elke Stein (r.) berichtet über ihre Erfahrungen, die sie in der ehrenamtlichen Arbeit mit den Flüchtlingen gemacht hat. Fotos: Franz Galster
Elke Stein (r.) berichtet über ihre Erfahrungen, die sie in der ehrenamtlichen Arbeit mit den Flüchtlingen gemacht hat.  Fotos: Franz Galster
Gruppenbild in Obertrubach mit Bürgermeister Grüner, MdB Koschyk und Landrat Ulm (r.)
Gruppenbild in Obertrubach mit Bürgermeister Grüner, MdB Koschyk und Landrat Ulm (r.)
 

Im Umgang mit Asylbewerbern gilt die Gemeinde Obertrubach vielen als ein besonders positives Beispiel. Dies hat sich bis zum MdB Hartmut Koschyk herumgesprochen. Bei seinem Besuch spendet auch er der Gemeinde viel Lob.

In einer Zeit, in der täglich Asylbewerber in fränkischen Gemeinden unterkommen, entwickelt sich Obertrubach in den Augen vieler zu einem Musterbeispiel gelingender Willkommenskultur.
Dies war auch MdB Hartmut Koschyk (CSU), dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten im Bundesinnenministerium, nicht entgangen. Er reiste deshalb nach Obertrubach, um sich über das vielfältige Engagement der Obertrubacher zu informieren.


Mit viel Idealismus

Vor dem Besuch der Asylunterkunft stand ein kurzes Treffen im Rathaus an. Bürgermeister Markus Grüner (CSU) begrüßte unter anderen auch Landrat Hermann Ulm (CSU) und Frithjof Dier als zuständigen Bereichsleiter im Landratsamts Forchheim.
Die Ehrenamtlichen waren mit Elke Stein und Thomas Laitsch vertreten, die mit viel Idealismus die Betreuungsarbeit koordinieren.
"Ich habe die Entwicklung verfolgt und muss den Obertrubachern ein großes Kompliment machen", verbeugte sich Koschyk vor den Helfern. Er dankte Obertrubachern für ihre Offenheit und ihr Zugehen auf die fremden Menschen. Nur durch gegenseitiges Kennenlernen könne man auch Verständnis für die Menschen in Not entwickeln und Vorurteile abbauen.


Appell an europäische Nachbarn

Koschyk hob ferner die glückliche Verbindung von politischer Gemeinde, dem örtlichen Pfarrer und den vielen freiwilligen Helfern hervor. "23 Asylbewerber aus dem Irak, Nigeria, der Ukraine, aus Albanien und Bosnien wohnen hier in Obertrubach", erläuterte Bürgermeister Grüner. Ihre Zahl wird in den kommenden Wochen bis auf 60 steigen. Koschyk verurteilte die gewaltsamen Ausschreitungen in Sachsen, wo ein rechter Mob am Wochenende vor einer Asylbewerberunterkunft demonstriert und dabei auch Polizisten attackiert hatte.

An verschiedenen Stellen seiner Rede forderte Koschyk innereuropäische Solidarität ein. "Zwei Millionen Asylsuchende und mehr, das schafft Deutschland nicht", sagt Koschyk. Gleichzeitig forderte er eine klare Trennung zwischen Asylsuchenden aus den Balkanstaaten, deren Menschen hier kaum eine Bleibeperspektive haben, sowie aus Kriegsgebieten wie Syrien, Irak oder Libyen. Bei einer anschließenden Begehung des Asylbewerberheims verwies Stefan Schick als Hausherr auf den Sonderfall eines speziellen Hauses. Hier herrschten im ehemaligen Hotel günstige Voraussetzungen.


Enge Zusammenarbeit

Jeder Raum hat seine eigenen sanitären Einrichtungen und einen Balkon. Allein damit würden viele Konflikte vermieden. Lediglich die Küche müssen sich alle teilen. Eine umfangreiche Diskussion folgte zum Abschluss im Gemeinschaftsraum, der auch die Asylsuchenden so gut wie möglich folgten.

Schick verwies darauf, dass er immer wieder Hotels und Liegenschaften angeboten bekomme. Er betont das enge Zusammenarbeiten von Landratsamt, Gemeinde, den freiwilligen Helfern und dem Vermieter. Dafür sei Obertrubach das beste Beispiel, es mache hier einfach Spaß. Alle am Tisch waren sich einig, dass die Asylanträge schneller bearbeitet werden müsste. Der lange Prozess schaffe nur Resignation bei allen Beteiligten. Thomas Laitsch wie Elke Stein monierten ein Übermaß an Bürokratie. "Warum müssen Asylbewerber von Obertrubach zu Behördengängen ins Landratsamt nach Forchheim oder nach Zirndorf fahren", fragen sie. Es sollte ihrer Meinung nach mehr auf das Rathaus in der jeweiligen Gemeinde verlagert werden.

Aser aus der Nähe von Mariopol in der Ukraine spricht ein wenig Deutsch und möchte dabei noch viel besser werden. Sie betonte den starken Wunsch, hier möglichst bald arbeiten zu können. Damit möchte sie auch in Form von Steuern von dem etwas zurückgeben, was sie hier Gutes erfährt.
Sandra Meier unterrichtet die Flüchtlinge drei Mal in der Woche in Deutsch. Sie bemängelte ihrerseits den Mangel an geeignetem Lehrmaterial. So sei es schwer, die deutsche Sprache zu vermitteln. Gegen Ende der Aussprache meldete sich Nabil aus dem Irak in Englisch zu Wort. "Ihr seid Engel für mich und meinen Bruder. Wir möchten hier in Obertrubach bleiben. Wir möchten uns bei allen bedanken."