Vor dem Bau eines neuen Radwegs nahm ein Archäologen-Team den Boden im Kreis Forchheim genauer unter die Lupe. Zutage traten Beweise für keltisches Leben in Franken.
In dem zu Eggolsheim gehörenden Dorf Rettern fanden im Juli archäologische Grabungen statt. Südlich von Rettern wird ein Kreuzungsbereich mit einem Geh- und Radweg ausgebaut, wie Andreas Büttner, Referatsleiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) für den Landkreis Bamberg, inFranken.de erklärt. Vor dem Bau wurde die Firma In Terra Veritas beauftragt, den etwa vier Meter breiten Streifen zu untersuchen.
"Der Radweg führt ziemlich nah an einem bekannten Bodendenkmal vorbei", so Büttner. Forschern sind bereits seit Jahrzehnten auf der Anhöhe zwischen dem Schloss Jägersburg und der Retterner Kanzel Hinweise auf Leben vor 2500 Jahren bekannt. Erst jetzt gibt es aber echte Gewissheit.
"Erst jetzt haben wir Befunde": Archäologen finden Beweise für keltische Siedlung im Kreis Forchheim
"Man kann nie hundertprozentig sagen, wie groß diese Bodendenkmäler eigentlich sind", erklärt Büttner. Ab dem 10. Juli 2024 wurde der Oberboden auf dem betroffenen Streifen abgetragen. "Da hat man tatsächlich keltische Befunde festgestellt" - etwa 2150 Jahre alt. In diesem Zeitraum begann die sogenannte späte Latènezeit, fügt er hinzu. Laut dem Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz wird mit der Latènezeit die jüngere Eisenzeit in Mitteleuropa beschrieben. Hier wurden Waffen und andere Gerätschaften vorwiegend aus Eisen hergestellt.
Konkret wurden laut Büttner Pfostenstellungen von Häusern gefunden. "Jetzt haben wir präzisere Hinweise über die Lage dieser Siedlung." Vorher hätten Ehrenamtliche in den 1980er Jahren nur Scherben und eine Fibel an der Oberfläche abgetragen, die noch nicht zu hundert Prozent auf eine Siedlung hätten schließen lassen. "Erst jetzt haben wir Befunde der baulichen Strukturen", so der Archäologe. Die Neugier, was jenseits des Radwegs liegt, werden die Wissenschaftler vorerst nicht stillen können. "Wir graben immer nur das aus, was zerstört wird, um den Bereich zu sichern", informiert Büttner weiter.
Laut Julian Decker von In Terra Veritas stehe eine "abschließende Beurteilung zur Bedeutung der Strukturen" noch an. Die Grabung ist bereits abgeschlossen, die Funde sind geborgen. Gemeinsam mit der Dokumentation der Grabungsfirma gingen sie dann an das BLfD. "Die Funde gehören dem Freistaat Bayern und werden dann in einem Museum eingelagert", schildert Andreas Büttner die kommenden Schritte. Für Aufsehen sorgte in diesem Jahr auch der größte Pestfriedhof, der in Deutschland je gefunden wurde. Er liegt in Nürnberg. Weitere Nachrichten aus Forchheim und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.