Andere mitnehmen - Benzinkosten teilen

3 Min
Foto: dpa; Montage: Beetz
Foto: dpa; Montage: Beetz

Holger Bender ist Taxifahrer. Doch er nimmt über Mitfahrgelegenheiten auch privat fremde Menschen in seinem Auto mit - gegen Geld. Gründe dafür gibt es gleich mehrere: das Geld, die Umwelt, die Unterhaltung. Allerdings muss der Heroldsbacher dabei auch immer das Finanzamt im Blick haben.

In der Nacht, so gegen 1 Uhr, wollte das Mädchen mit zwei Koffern in der Hand an einem Parkplatz bei Bamberg aussteigen. Der Parkplatz lag mitten im Nirgendwo. Ein Fußmarsch von vielleicht 20 Minuten lag vor dem Mädchen. Sie war ziemlich unbedarft.

Holger Bender (Name geändert) war nicht recht wohl bei der Sache. Trotzdem ließ er das Mädchen wie gewünscht auf dem Parkplatz aussteigen. Er hat so etwas aber nie wieder getan. Weil es zu gefährlich gewesen wäre und manchmal auch zu umständlich. "Manche haben schon die Erwartung, dass man sie da und dort hinfährt", sagt der 37-Jährige aus Heroldsbacher.

Aber er ist ja Taxifahrer, und Lust auf große Umwege hat er auch nicht. Bender bietet stattdessen in seinem Auto eine Mitfahrgelegenheit an.

Am Anfang nach Dresden

In der Regel definieren er und sein Mitfahrer im Vorfeld eindeutig, wo und wann dieser einsteigt und wo er hinausgelassen werden möchte.

Außerdem legt Bender Wert darauf, sich zuvor mit denen, die in seinem Auto mitfahren möchten, zu unterhalten. "Da merkt man schon, ob Sympathie dabei ist", sagt er. Erst zweimal hat er eine Anfrage abgelehnt. Schlechte Erfahrungen hat er in den eineinhalb Jahren, in denen er jetzt andere im Auto mitfahren lässt, noch nicht gemacht.

Als er die Sache mit den Mitfahrern das erste Mal ausprobierte, fuhr Bender jedes Wochenende nach Dresden, um dort eine Freundin zu besuchen. "Zum einen vergeht die Zeit schneller, wenn man nicht alleine fährt, und andererseits musste ich die Benzinkosten nicht alleine tragen", erklärt Bender seine Motive. Zur Arbeit nach Würzburg fuhr er selbst bei einem Bekannten mit. Bis dieser die Arbeitsstelle wechselte. Einen anderen kannte er nicht, um eine Fahrgemeinschaft zu bilden. Also bot Bender ab und zu über die Mitfahrgelegenheit auf infranken.debis zu drei freie Plätze an.

Keine kleine Rolle spielte bei alledem auch der Umweltgedanke. "Wir haben erst kürzlich in der Arbeit gesprochen, dass in Indonesien Menschen am Straßenrand stehen und sich fürs Mitfahren bezahlen lassen. Denn dort darf man erst dann mit dem Auto zur Arbeit fahren, wenn es mit drei bis vier Leuten besetzt ist", erzählt Bender.
So viele Leute fahren bei dem Heroldsbacher allerdings nur sehr selten mit. In der Regel sind es deutlich mehr Frauen, die sich bei dem Heroldsbacher melden: "Die Jungs fahren scheinbar lieber selbst."

Was die Benzinkostenbeteiligung betrifft, gibt es verschiedene Modelle. Entweder werden die Benzinkosten durch die Anzahl der Mitfahrer geteilt. Oder ein Festpreis wird vereinbart, wobei auf den einschlägigen Portalen zwischen zwischen fünf und sieben Euro pro Hundert Kilometer vorgeschlagen werden. "Das ist den meisten lieber. Ich bekomme fünf Euro", sagt Bender.

Das Finanzamt Forchheim meint dazu: Im steuerlichen Reisekostenrecht ist geregelt, wie die Fahrten von der Wohnung zur Arbeitsstätte beim Finanzamt geltend gemacht werden können. Hier kann die Entfernungspauschale, im Volksmund auch Kilometerpauschale, in Anspruch genommen werden. Dies gilt auch für Fahrgemeinschaften.

Grundsätzlich kann hier jeder die Entfernungspauschale beantragen. Wer jedoch regelmäßig gegen Entgelt Arbeitskollegen auf der Fahrt zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mitnimmt, muss aufpassen.

Denn das Entgelt für die Mitnahme kann zu Einkünften führen, die in der Steuererklärung angeben werden müssen. Dies hat der Bundesfinanzhof bereits im Jahr 1994 so entschieden. 256 Euro im Jahr bleiben aber in jedem Fall steuerfrei.

Kein Rechtsanspruch

Für Bender ist das kein Problem. Ein anderer kniffliger Punkt ist die Frage der rechtlichen Absicherung. Bender hat sich einen Vorabdruck besorgt, der ihn im Fall eines Unfalls von den rechtlichen Ansprüchen der Mitfahrer befreit.

Maximal fünf Minuten wartet Bender am ausgemachten Ort auf seine Mitfahrer. Wer sich noch stärker verspätet, hat Pech. Dann bekommt er einen Anruf von Bender, der ihm mitteilt, jetzt loszufahren. Im Zweifel eben allein. "Was gar nicht geht ist ein Anruf kurz vor dem vereinbarten Zeitpunkt, um mitzuteilen, dass man später kommt", sagt er. Pünktlichkeit setzt Bender voraus, das kennt er kein Pardon.

Die Fahrten selbst verlaufen ganz unterschiedlich. "Manche setzen sich rein und schlafen oder bereiten sich auf die Vorlesungen in der Uni vor. Meist wird der übliche Small Talk gehalten. Die üblichen Fragen: Wer bist du, was machst du und wie gefällt es dir?", sagt Bender. Manchmal vergewissern sich auch die Eltern, mit wem ihre Kinder da mitfährt und bringen sie selbst zum Treffpunkt.

Für die meisten Beifahrer ist diese Mitfahrgelegenheit nicht nur günstiger, sondern einfach eine Zeitersparnis - gerade frühmorgens, wenn die Busse noch nicht regelmäßig fahren.