Als Ebermannstadt komplett zerstört wurde

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Der Galgenbaum von Jaques Gallot, 1632. Eine berühmte Ansicht, die den Schrecken des 30-jährigen Krieges verdeutlicht Repro: Reinhard Löwisch
Der Galgenbaum von Jaques Gallot, 1632. Eine berühmte Ansicht, die den Schrecken des 30-jährigen Krieges verdeutlicht Repro: Reinhard Löwisch

Vor 400 Jahren brach der Dreißigjährige Krieg aus, der auch in der Fränkischen Schweiz verheerende Folgen hatte.

Nur vier von insgesamt 30 Jahren wütete der Krieg in Franken, den manche Fachleute den Dreißigjährigen Krieg, andere wiederum den "teutschen" Krieg nennen, und wieder andere sehen in der Zeit zwischen 1618 und 1648 insgesamt vier Kriege und einen europäischen Flächenbrand.

Einig sind sich jedoch alle darin, dass es eine fürchterliche Zeit war, geprägt von Mord, Raub, Zerstörung und der Pest, was in manchen Landstrichen zu einer Halbierung der Bevölkerungszahlen führte und zum kompletten Zusammenbruch der Wirtschaft.

Der Dreißigjährige Krieg war letztendlich ein Religionskrieg, der durch den berühmten Fenstersturz von Prag 1618, bei dem protestantische Adelige den Statthalter des deutschen, katholischen Kaisers aus dem Fenster warfen, und mit dem der Aufstand böhmischer Protestanten begonnen wurde.

Er endete erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden, der in Münster geschlossen wurde. Mit dem Aufstand sollten die Gegenreformationsbestrebungen bekämpft werden.


Hineingezogen

Die fränkischen Reichsstände, darunter auch die Markgrafen von Ansbach und Bayreuth, die sich schon 1608 zu einer protestantischen Union zusammengeschlossen hatten, wurden in den Konflikt hineingezogen. Deshalb kamen die Schweden 1631 als kriegerisches Volk nach Franken und verwüsteten den Landstrich vier Jahre lang. Vorher war Franken nur Durchzugsgebiet. Nachdem die Schweden 1634 in der Schlacht bei Nördlingen besiegt und vertrieben worden waren, hinterließen sie verbrannte Erde und ungezählte Tote.

Allein im Bistum Bamberg zählte man 3906 zerstörte Wohnhäuser, 2147 Städel, 32 Kirchen, 60 Mühlen. Oder anders ausgedrückt: Es wurden sechs Städte komplett zerstört, darunter Ebermannstadt, Waischenfeld, Hollfeld und Scheßlitz, 65 Dörfer und sieben Schlösser dem Erdboden gleichgemacht.


Hungersnot in Franken

In den Beschlussbüchern des Bamberger Domkapitels steht weiter geschrieben, "was nit verbrannt wurde, sind die armen Leut durch Hungersnoth gestorben, erbärmlich niedergemacht und hingerichtet worden", weshalb die intakten Gebäude nach und nach ebenfalls verfielen, weil keiner mehr da war, der sie unterhalten konnte.


Die Pest bricht aus

Die Menschen, die jetzt noch lebten, mussten gegen einen noch schlimmeren Gegner kämpfen: die Pest. 1634 starben in Bayreuth 1927 Menschen, "von denen nur 128 ordentlich beerdigt werden konnten", so ein Bericht. Eine achtköpfige Familie in Mistelbach ging an verdorbenen Brot zugrunde: "Sie starben auf der Stelle." Und in der Pfarrei Pegnitz zählte man im Jahr 1634 an die 800 Pesttote und in Nürnberg sogar mehr als 20.000. Ein Augenzeuge berichtete: In vielen Gegenden waren Felder und Wiesen mit Sträuchern überwuchert, manche Orte blieben Öde; alle Einwohner waren weg.


Mangel an Vieh

Durch den Mangel an Vieh, das von den Soldaten und Söldnern konfisziert wurde, mussten die Menschen den Pflug selber ziehen. Aber: "Oft brachte man aus zwei, drei Dörfern nicht die vierzehn Leute zusammen, die man dazu benötigte."

Die Menschen hausten aus Angst in Höhlen, ernährten sich von dem, was der Wald bot; die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal und Nährboden für die Pest. Feldmäuse hatten zudem so sehr die Überhand gewonnen, dass die Frucht auf den Feldern von ihnen komplett gefressen wurde.

In 150 Orten des Hochstifts Bamberg, so der Historiker Rudolf Endres, ging die Zahl der Haushaltungen zwischen 1636 und 1653 um rund 45 Prozent zurück, Städte und Märkte waren davon am stärksten betroffen und besonders die katholischen Orte. In ihnen musste sich die Bevölkerung aus eigener Kraft regenerieren, während zum Beispiel im protestantischen Fürstentum Ansbach gut 50.000 österreichische Glaubensflüchtlinge Aufnahme fanden und damit die Bevölkerungsverluste schnell ausgleichen konnten.


Wunden heilen langsam

Es dauerte viele Jahre, bis sich wieder normales Leben einstellte und die Wunden verheilten. Diese fürchterliche Zeit ist mit seinen Schrecken noch immer im kollektiven Gedächtnis vorhanden. Noch heute kennt man Strophen alter Schweden-Lieder, die in verschiedenen Variationen kursierten:

Die Schweden san kumma, ham alles mitgnumma, ham die Fenster neigschlong,
und es Blei davon trong, ham Kugeln draus goss'n, und die Bauern derschoss'n.

Oder das Kinderlied (Melodie "Schlaf, Kindlein, schlaf"):
Bet Kindlein bet, denn Morgen kummt der Schwed, Morgen kummt der Oxenstern, der frisst die kleinen Kinder gern. Bet Kindlein bet. (Oxenstierna war schwedischer Reichskanzler)