Ärger mit dem Linienbus 206

2 Min
Haltestelle Am Schellenberg in Burk: Um 11.42 Uhr hätte der Linienbus 206 fahrplanmäßig da sein müssen. Um 11.45 Uhr kommt er - und fährt ohne anzuhalten weiter. Obwohl jemand - und zwar unser Reporter - an der Haltestelle steht. Foto: Andreas Oswald
Haltestelle Am Schellenberg in Burk: Um 11.42 Uhr hätte der Linienbus 206 fahrplanmäßig da sein müssen. Um 11.45 Uhr kommt er - und fährt ohne anzuhalten weiter. Obwohl jemand - und zwar unser Reporter - an der Haltestelle steht.  Foto: Andreas Oswald

Eine Kundin beklagt die permanente Unpünktlichkeit des ÖPNV auf der Route zwischen Zeckern und dem Forchheimer Bahnhof. Das Busunternehmen weist die Vorwürfe zurück. Es mangelt an routinierten Fahrern.

"Die Hälfte seines Lebens wartet der Mensch vergebens"- es ist immer das alte Lied, besonders bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Bahnkunden sind Kummer gewohnt, denn was die Schiene an Regelmäßigkeit bietet, das sind die Verspätungen. Aber auch auf der Straße ist der öffentliche Personennahverkehr nicht immer pünktlich. Das muss eine Benutzerin der Buslinie 206, die zwischen Zeckern und dem Bahnhof Forchheim verkehrt, anscheinend immer wieder erfahren.

"Wer regelmäßig mit der Buslinie 206 fährt, kennt die ständigen Verspätungen", klagt Karola Kuhn in ihrer Beschwerde, die sie per Mail an die Stadt Forchheim, das Landratsamt sowie das Busunternehmen schickte - und die sie auch unserer Zeitung zuleitete.

Ein oder zwei Minuten seien sicherlich tolerabel, gesteht die verärgerte Frau zu.
Aber wenn es wieder einmal acht Minuten später seien, dass der Bus Burk erreiche - und diese Verspätung bis zum Paradeplatz bereits elf Minuten betrage - "dann hört jegliches Verständnis auf", zürnt Karola Kuhn. Denn: "Umsteigen ist dann nicht mehr möglich."


Ein permanentes Ärgernis

Durch die ständigen Verspätungen sei diese Buslinie ein permanentes Ärgernis, betont die Beschwerdeführerin und fügt an: "Bei keiner anderen Buslinie im Landkreis Forchheim gibt es diese Negativmeldungen."
Außerdem beklagt sich Karola Kuhn darüber, dass die Fahrerin des Busses nicht einmal in der Lage gewesen sei, die hinteren Türen zu öffnen, wenn Fahrgäste im rückwärtigen Teil aussteigen wollten. Die Busfahrerin sei offensichtlich völlig überfordert gewesen. Harte Vorwürfe richtet die aufgebrachte Nahverkehrs-Kundin an das Busunternehmen: Beschwerden seien nutzlos, von der Firma Kraus kämen nur "fadenscheinige Ausreden".

Kaum hatte die verärgerte Kundin dem Busunternehmen ihre Klagen zugemailt, antwortete Prokurist Florian Kraus auch schon auf die "freundliche Beschwerde über den Linienverkehr". Man lege größten Wert auf Pünktlichkeit und bedauere, dass Anschlussverbindungen verpasst worden seien. "Auch Busfahrer fangen mal an", erklärt Florian Kraus in seinem Schreiben. Leider gebe es nicht ausschließlich Busfahrer mit jahrelanger Berufserfahrung auf dem Arbeitsmarkt. "Aus meiner Sicht haben auch Neulinge eine Chance verdient", betont Florian Kraus in seinem Antwortschreiben.

Auf Nachfrage unserer Zeitung präzisiert er: "Leute, die von der Fahrschule kommen, beherrschen nur die Grundlagen - die brauchen noch mindestens drei Monate, um die Praxis sprichwörtlich zu erfahren." Dies funktioniere nur durch "learning by doing". Die Führerscheinneulinge seien jedoch nicht alleine unterwegs, sondern stets in Begleitung eines routinierten Kollegen.


Personal tut not

Generell gebe es auf dem Arbeitsmarkt nur wenige Busfahrer mit langjähriger Erfahrung. Den Mangel erklärt Kraus damit, dass ein Busfahrer seinen Führerschein selber bezahlen müsse - und die Ausbildung koste immerhin 15 000 Euro. "Und danach fahren Sie für einen Stundenlohn von zirka 13 Euro brutto."

Kraus gibt unumwunden zu: "Aus meiner Sicht viel zu wenig, angesichts der Verantwortung und der vielen Aufgaben, die ein Busfahrer hat." Der Chauffeur müsse nicht nur den Bus steuern, er müsse Fahrscheine verkaufen und auch Fahrplanauskünfte geben. Er würde seine Fahrer gerne höher entlohnen, betont Kraus - aber mehr sei aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht drin. "Der Markt erlaubt nicht mehr - der Preisdruck ist zu groß."


80 Prozent Pünktlichkeit

Was den Vorwurf der Unpünktlichkeit betrifft, weist Kraus die Beschwerde über "permanente Verspätungen" zurück. "Unsere Linien fahren zu 80 Prozent pünktlich." Der Prokurist des Busunternehmens gibt zu bedenken: "Wir fahren auf der Straße - wir können nicht fliegen." Außerdem: Der Fahrplan sei "sehr eng gestrickt". Dies sei aber nicht Sache des Busunternehmens, sondern Aufgabe der Abteilung für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Landratsamt.

Stellvertretend für Abteilungsleiter Klaus Hummel erklärte Kathrin Peschke, dass dies mit Hilfe eines Planungsbüros geschehe.
"Wir sind bedacht, einen regelmäßigen Takt über den ganzen Tag zu haben", versichert die ÖPNV-Mitarbeiterin. "Von regelmäßigen Verspätungen kann man nicht sprechen." Verzögerungen von ein bis zwei Minuten könne es schon geben - "von zehn Minuten zu sprechen, das halte ich für übertrieben", betont Kathrin Peschke. In einer Rückschau auf das zurückliegende Jahr bilanziert sie: "Die Beschwerden halten sich in Grenzen. Im Großen und Ganzen sind die Kunden zufrieden."