Die Mitglieder der Weingartser Soldatenkameradschaft halten die Erinnerung an das Grauen der Weltkriege wach. Auf der anderen Seite haben sie auch schöne Jahre in der Bundeswehr erlebt.
Die Soldatenkameradschaft Weingarts kann in diesem Jahr auf ihr 90-jähriges Bestehen zurückblicken. Groß gefeiert soll aber erst in zehn Jahren werden, wenn die Kameradschaft 100 Jahre alt wird. Gleichwohl geben auch 90 Jahre Anlass genug zum Nachdenken und sich der eigenen Geschichte zu vergewissern.
Die Aufzeichnungen aus den Anfangsjahren des Vereins sind allerdings spärlich. Die Tragödie des Ersten Weltkrieges veranlasste die heimkehrenden Soldaten 1923 zur Gründung des "Krieger und MilitärvereinsWeingarts". Erster Vorsitzender war Johann Siebenhaar. 1928 erhielten die Weingartser unter der Patenschaft des Nachbarvereins aus Kunreuth ihre erste Fahne.
1948 wurden alle Soldatenvereine allerdings aufgelöst. 1953 erstand der Weingartser Verein wieder als Krieger- und Soldatenverein. 1962 führten die Weingartser dann ihren jährlichen Vereinstag ein. Dazu zählen ein Gottesdienst und die Ehrung am Ehrenmal.
Alle fünf Jahre verliest der Vorsitzende an dieser Stelle die Namen und das Alter aller 58 aus Weingarts kommenden Gefallenen der beiden Weltkriege.
Ergreifende Momente Vorsitzender Reinhard Spörl weiß, das ist immer ein ergreifender Moment. Ganz offensichtlich spielen viele persönliche Erlebnisse eine Rolle. "Meine beiden Opas sind im Krieg gefallen, ich durfte sie nie kennenlernen, das bewegt mich noch heute", sagt Spörl.
Für ihn ist es ein Grund, die Erinnerung wach zu halten. Ab 1966 öffnete sich der Verein auch für "Nicht-Gediente". 1978 gründeten die Weingartser eine Schützengruppe innerhalb des Vereins, dazu kam 1988 eine Schießanlage im Vereinslokal Erich Kohlmann.
Erzählungen wie die vom Zweiten Vorsitzenden Christian Götz sind heute selten geworden.
Götz hat 1991 als Wehrpflichtiger im Transportbataillon in Regensburg gedient: "Es war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben." Bei vier Manöver hat er in dieser Zeit teilgenommen. Vor allem die Zeit in Mecklenburg-Vorpommern habe ihn sehr beeindruckt.
Weniger gut hat er dagegen die Rückreise von dort in Erinnerung. Götz lief mit Kameraden in Uniform durch Berlin und wurde dabei als Soldat übel beschimpft. "Keine gute Erfahrung, die mein Bild von Berlin prägt", sagt er. In Franken gibt es heute kaum mehr Spuren von der Bundeswehr. Das hat natürlich auch Folgen für die Mitgliederstruktur in der Weingartser Kameradschaft.
Wieder einmal ein neuer Name Noch aber hat der Verein Reservisten in seinen Reihen. Unter ihnen gestandene Persönlichkeiten wie Oberstleutnant i. R. Alwin Ochs und Oberleutnant Siegfried Hofmann.
"Das Geschehene soll nicht in Vergessenheit geraten. Wir hatten das Glück des Friedens, es hätte auch uns passieren können", begründet Hofmann sein Engagement im Verein.
Heute muss die Soldatenkameradschaft auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein. Deshalb haben die Weingartser ihren Verein in diesem Jahr zum insgesamt dritten umbenannt. Er heißt jetzt "Soldatenkameradschaft Weingarts".
Nur ein "Traditions- und Kameradschaftsverein" wollten die Weingarter nicht sein. "Damit ginge der eigentliche Bezug verloren", sagt Ehrenvorsitzender Lorenz Grillmeier.