Als frischgebackene Platzmeisterin muss sich Sigrid Mauser in einer Männerdomäne beweisen. Ihre Aufgabe ist es, dieFahrgeschäfte koordinieren und sie ist immer zur Stelle, umkleinere und größere Probleme zu klären.
Bis zu 400 000 erwartete Besucher, 30 000 Sitzplätze auf 23 Kellern , 84 Schausteller, das ist das Annafest 2012 - und mittendrin eine Frau, die für Ordnung sorgt, damit am Samstag das zehntägige Spektakel im Kellerwald beginnen kann. Sigrid Mauser, die bislang im Bürgermeisteramt tätig war, ist seit 1. März "Platzmeisterin". Eine Frau auf diesem Posten, das gab's bisher noch nie!
Unvergessen ist noch "Mr. Annafest", Paul Ziegler, der bis zu seinem Tod, kurz vor dem Annafest 2006, jahrelang als Platzmeister die Schausteller und Fahrgeschäfte koordiniert hatte. Danach folgten Klaus Backer und Matthias Gräbner. Mit der Versetzung Gräbners ins Bürgermeisteramt ist diese Männerdomäne nun erstmals in zarte Hände übergegangen. "Sigrid Mauser schlägt sich tapfer", urteilt Ordnungsamtschef Klaus Backer anerkennend. Und auch Zweiter Bürgermeister Franz Streit bestätigte beim Annafest-Pressegespräch: "Sie hat sich gut eingearbeitet und kommt mit allen gut zurecht." Sigrid Mauser gibt sich bescheiden. Sie sei unbedarft rangegangen und habe festgestellt: "Die Leute hier sind alle sehr freundlich und hilfsbereit." Und natürlich bekommt sie von Klaus Backer und Matthias Gräbner Schützenhilfe. Sie war schon die ganze Woche auf dem Annafestplatz und ist gerade dabei die Schausteller kennen zu lernen. Sigrid Mausers Aufgabe ist die Einteilung der Standplätze. Dazu kennt sie sich schon erstaunlich gut aus. Denn als das Handy klingelt und ein Schausteller anfragt, wo er denn seinen Wohnwagen hinstellen darf, erklärt sie aus dem Stand heraus: "Sie stehen neben dem Disco-Express. Aber die Einfahrt ist schmal, wir klären das vor Ort!" Und dann bespricht sie mit der Firma Käding, die im Auftrag der Stadt für Fragen der Stromversorgung zuständig ist, wer noch alles angeschlossen werden muss.
Mädchen für alles Kurzum: Die Platzmeisterin ist überall zur Stelle, um kleinere und mittleren Probleme zu klären. Und die gibt es immer wieder. Skurriles Beispiel: Ein Zwickel von nur 10 Quadratmetern am Aufgang zum Rappenkeller gehört zum gegenüberliegenden Winterbauer-Keller.
"Vor Urzeiten", so erklärt Rappen-Wirtin Simone Woite , sei diese Fläche beim Karteln verzockt worden und zum Zankapfel geraten. Daher habe man mit dem früheren Winterbauer-Pächter, der St. Georgenbräu, einen Nutzungsvertrag über den Schankplatz geschlossen. Der aber sei mit dem Verkauf an den neuen Besitzer hinfällig geworden.
Der jetzige Winterbauer-Inhaber besteht nun auf sein Nutzungsrecht - Folge: Rappenkeller-Besucher müssen sich ihren Weg über den Seiteneingang suchen und die Wirtin ist deswegen so sauer, dass sie zehn Prozent ihrer Musik-Beteiligung streichen will.