Revolution des Pfandsystems: Private Brauer fordern bis zu zehn Euro Pfand pro Bierkasten
Autor: Ronald Heck, Redaktion
Forchheim, Dienstag, 12. November 2019
Wenn Bierkästen und Flaschen nicht zurückgebracht werden, kostet es fränkischen Brauereien bares Geld. Deshalb möchten die privaten Brauer das Pfand deutlich erhöhen. Auch der Bayerische Brauerbund ist dafür - nur die zeitlichen Vorstellungen der zwei Verbünde klaffen auseinander.
Wer einen Kasten fränkischen Bieres einer regionalen Kleinbrauerei mit nach Hause nehmen möchte, könnte dafür bald sechs Euro Pfand bezahlen - nur für den Kasten. Derzeit zahlt der Kunde in der Regel 1,50 Euro; 3,10 mit Flaschen. Der Hallerndorfer Brauereiinhaber Georg Rittmayer kämpft seit langem für eine Erhöhung des Pfands auf Bierkästen und Flaschen - auch gegen den Widerstand größerer Brauereien in Deutschland. Zuletzt hat der Brauereiverband für eine Pfandverdopplung plädiert.
Eine bundesweit einheitliche Pfanderhöhung konnte Rittmayer, der Verbandspräsident der privaten Brauereien in Bayern ist, bislang nicht erreichen. "Wenn die Großen das nicht wollen, dann ziehen wir das eben alleine durch", habe er seinen Kollegen erklärt. Ab dem 1. März 2020 will er gemeinsam mit 40 bayerischen Bierbrauern sechs Euro Pfand pro Kiste verlangen - der Bayerische Brauerbund hingegen möchte erst Gespräche mit allen Beteiligten in die Wege leiten, bevor gehandelt wird.
Niedriger Pfandpreis setzt keinen Anreiz, Kästen zurückzubringen
Der Hintergrund: Wegen des niedrigen Pfandpreises lohne es sich für viele Kunden nicht, die Bierkästen wieder zu ihren eigentlichen Besitzern, den Brauereien, zurück zu bringen. Die Kästen verstauben in Kellern, werden zu Möbelstücken umgebaut, weggeschmissen oder landen bei Großhändlern, die das Bier gar nicht im Sortiment haben.
Zum Ärger der Brauereien lassen diese Großhändler viele Kisten sogar schreddern. Sie verarbeiten die Kästen aus Kostengründen lieber zu Plastikgranulat, anstatt sie zurück an die einzelnen Brauereien zu fahren. "500 000 Kisten werden jährlich geschreddert", betont Rittmayer.
Bierkästen: "Pfandflucht" kostet viel Geld
Diese "Pfandflucht" setzt vor allem die kleinen Brauereien unter Druck. Im Gegensatz zu Großbrauereien haben sie weniger Kisten im Umlauf und beziehen kleinere Stückzahlen bei den Kästen-Herstellern. Die Anschaffung eines neuen Bierkastens kostet sie deutlich mehr als das derzeitige Pfand. 90 000 Euro zahlt die Brauerei Rittmayer jedes Jahr, um neue Kisten und Flaschen zu kaufen.
"Das ist einfach zum Kopfschütteln", meint auch Christian Schuster, Juniorchef der Brauerei Greif. Die Forchheimer Brauerei muss jährlich 10 000 Kästen und etwa 200 000 Flaschen hinzukaufen. Jeder Kasten kostet samt Flaschen dabei rund zehn Euro. "Das jetzige Pfandsystem ist für uns ein deutliches Draufzahlgeschäft", so Schuster. Deshalb findet er den Vorstoß gut, das Pfand auf sechs Euro zu erhöhen.