Die Leutenbacher feiern die 400. Auflage ihrer Pilgerfahrt nach Gößweinstein und sie verabschieden sich vom langjährigen Wallfahrtsführer Franz Roth.
LeutenbachWenn sich die Leutenbacher Wallfahrer am Samstag, 3. September, auf den Weg nach Gößweinstein machen, tun sie dies zum 400. Mal. Pilgern und Traditionspflege prägten den Ort. Franz Roth fühlt sich diesen Eigenschaften als Wallfahrtsführer verbunden. Mit Hingabe nimmt er seit 2000 diese Aufgabe wahr.
Zum Jubiläum will er Akzente setzen. Er ließ Erinnerungsplaketten anfertigen und verfasste eine Festschrift, an der er einen Monat arbeitete. Dazu gehören die abwechslungsreiche Geschichte des Orts und der Pfarrei in dieser langen Periode und das das bewegte Vereinsleben. Breiten Raum nimmt die Wallfahrt ein mit Fakten und Anekdoten.
Die evangelischen Glaubensbrüder sahen das Wallfahrten im 18. Jahrhundert eher distanziert, wie der evangelische Pfarrer Johann Kaspar zeigt.
Er spricht von "guten, dummen Schäflein, die, gepeitscht vom Aberglauben ... in der Welt umher irren". An anderer Stelle in der Festschrift heißt es "dass die Wallfahrten ohne aufgereckte Fahnen und ohne Singen und Beten durch lutherische Dörfer gehen mussten".
Vieles hat sich über die Jahre geändert. Auch bei den Wallfahrern Leutenbachs. War gerade die Übernachtung in Gößweinstein und das damit verbundene religiöse und gesellige Zusammensein ein spezielles Kennzeichen der Wallfahrt, so fahren die Teilnehmer jetzt zum Übernachten nach Hause. Das ist praktischer und günstiger.
Zu einer ordentlichen Wallfahrt gehört immer auch für den Einzug in die Basilika eine Wallfahrtskerze. Dieses Mal hat Franz Roth die einen Meter hohe Kerze spendiert.
Sie wurde in Bamberg angefertigt.
Die Heilige Dreifaltigkeit und die Basilika von Gößweinstein schmücken die Kerze am oberen Ende, unten findet sich die Widmung zum 400. Jubiläum. Als Glanzstück ziert sie in der Mitte die Leutenbacher Pfarrkirche St. Jacobus. Das Bildnis wurde von einem Künstler in Staffelstein aus Holz angefertigt. Da es eine besondere Kerze ist, möchte Roth, dass sie im Wallfahrtsmuseum oder in der Pfarrei Leutenbach dauerhaft aufbewahrt wird.
In seinem Grußwort zitiert Pfarrer Alfred Beißer Pater Alfred Depp (1907-1945): "Wir sind nie allein, Gott geht alle Wege mit."
"Unterwegssein ist ein Merkmal unseres katholischen Glaubens", schreibt Erzbischof Ludwig Schick in der Festschrift. Er wird den Wallfahrtsgottesdienst zum 400. Jubiläum der Leutenbacher zelebrieren.
Abschied mit Wehmut
Franz Roth blickt mit etwas Wehmut auf die bevorstehende Wallfahrt. Aus gesundheitlichen Gründen gibt er seine Aufgabe als Wallfahrtsführer auf.
Kinder in typischer Leutenbacher Tracht mit ihren Familien und die Leutenbacher Bayerische Landwehr werden die Wallfahrt eskortieren, dazu kommen die Leutenbacher Wallfahrtsmusiker, der gemischte Chor wird die gesangliche Umrahmung übrnehmen. Alle Leutenbacher Vereine sind eingeladen.
Gottes Worte aus Matthäus 15, 8
"Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen,
aber ihr Herz ist fern von mir;"
Martin Luther schrieb:
"So hilft es der Seele nichts, wenn der Leib heilige Kleider anlegt,
wie es die Priester und Geistlichen tun;
auch nicht,
wenn er in den Kirchen und an den heiligen Stätten ist;
auch nicht,
wenn er leiblich betet, fastet, wallfahrtet und alle guten Werke tut,
die nur immer durch den Leib und in dem Leibe geschehen können.
Es muß noch alles etwas ganz anderes sein,
was der Seele Frommheit und Freiheit bringt und gibt.
Denn alle diese oben genannten Stücke, Werke und Weisen kann auch ein böser Mensch und Heuchler an sich haben und ausüben.
Durch solches Treiben wird auch kein anderes Volk als eitel Heuchler werden.
Wiederum schadet es der Seele nichts, wenn der Leib unheilige Kleider trägt,
an unheiligen Orten, ißt, trinkt,
nicht wallfahrtet, nicht betet und alle die Werke anstehen läßt,
die die oben genannten Heuchler tun.
Daraus sieht man klar,
wie ein Christenmensch frei ist von allen Dingen und über alle Dinge,
so dass er keiner guten Werke bedarf, damit er fromm und selig ist,
sondern der Glaube bringt es ihm alles im Überfluß.
Wenn er töricht wäre und meinte,
durch ein gutes Werk fromm, frei, selig oder Christ zu werden,
so verlöre er den Glauben mit allen Dingen,
so wie der Hund, der ein Stück Fleisch im Munde trug und nach dem Schatten schnappte,
damit verlor er beides. Fleisch und Schatten."
"Denn welche der Geist Gottes treibt,
die sind Gottes Kinder".
Römer 8,14
Worte Gottes aus Matth. 6, 1:
"Habt Acht auf eure Frömmigkeit,
dass ihr die nicht übt vor den Leuten,
um von ihnen gesehen zu werden;
ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel."
"Wahre, gläubige Christen" brauchen keine Wallfahrt !
Der christliche Glaube spielt sich im Geist ab und nicht in den Beinen.
Bibelworte:
"...es kommt die Zeit und ist schon jetzt,
in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit;
denn auch der Vater will solche Anbeter haben.
Gott ist Geist,
und die ihn anbeten,
die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten."
Joh. 4,23.24
Wandern ja, Wallfahrten nein !
Weder Wallfahrt, noch die die falsche Menschenverehrung zu Papst, Maria, oder sonst irgendwelchen Heiligen verhilft zum christlichen Glauben.
Was also soll das "sinnlose wallfahrten" ?
Johann Wolfgang von Goethe schrieb:
„Es ist gar viel Dummes in den Satzungen der Kirche.
Aber sie will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben,
die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen.
Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“