Facebook: Über Fake-Account Kinder angelockt

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Symbolbild: dpa
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Zwei elf und zwölf Jahre alte Mädchen sind auf einen 21-Jährigen und seine dreisten Lügen hereingefallen. Auf Facebook hatte sich der junge Mann als Radiomoderatorin ausgegeben und Kontakt zu den Kindern aufgebaut. Kurz darauf holte er die Mädchen sogar zu Hause ab und fuhr mit ihnen davon. Die Polizei konnte Schlimmeres verhindern.

Der Vorfall ereignete sich bereits Ende Januar dieses Jahres. Seitdem ermittelt die Kripo Aschaffenburg in enger Abstimmung mit der Aschaffenburger Staatsanwaltschaft intensiv gegen den Mann. Nach Abschluss der Auswertung sichergestellter Datenträger und eines Computers ergab sich der dringende Verdacht eines Sexualdelikts zum Nachteil einer jungen Frau aus dem engen sozialen Umfeld des 21-Jährigen. In der Zeit von 15.03.2013 bis Anfang April saß der Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Auf eine Beschwerde des Verteidigers hob das Landgericht Aschaffenburg den Haftbefehl jedoch auf, weil aus Sicht des Gerichts ein Haftgrund (Flucht- oder Verdunkelungsgefahr) nicht gegeben ist.

Der Ausgangspunkt der kriminalpolizeilichen Ermittlungen in dem Fall war die Tatsache, dass der 21-Jährige aus dem Landkreis Miltenberg nach derzeitigen polizeilichen Erkenntnissen in dem sozialen Netzwerk Facebook einen sogenannten Fake-Account angelegt hatte.

Unter einem Pseudonym - also einer falschen Identität - hatte er offenbar mit mehreren Kindern Kontakt aufgenommen und sich Fotos ohne Sexualbezug schicken lassen. So auch mit einer 12-Jährigen und ihrer ein Jahr jüngeren Freundin aus dem Landkreis Aschaffenburg. Der 21-Jährige hatte sich demnach als Mitarbeiterin eines Radiosenders ausgegeben und die Kinder für ein angebliches Gewinnspiel, für welches Fotos gemacht werden sollten, am 30.01.2013 zu Hause abgeholt.

Über Fake-Account Kinder auf Facebook angelockt by Infranken.de

Der Vater der 12-Jährigen hatte sich dann über Notruf bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken gemeldet, nachdem ihm das Ganze verdächtig vorgekommen war und er bei dem Radiosender die Auskunft erhalten hatte, dass es ein derartiges Gewinnspiel nicht gibt. Unmittelbar darauf hatte er per Handy seine Tochter kontaktiert und auch mit dem 21-Jährigen gesprochen.

Dieser war zwischenzeitlich mit den beiden Kindern bis nach Klingenberg am Main gefahren, wo er letztlich auf das Eintreffen der Obernburger Polizei wartete und vorläufig festgenommen werden konnte. Auf Antrag der Aschaffenburger Staatsanwaltschaft hatte eine richterlich angeordnete Durchsuchung bei dem 21-Jährigen zum Auffinden einer Schreckschusspistole in dessen Auto geführt. Ferner waren in seiner Wohnung ein Computer und mehrere Datenträger sichergestellt worden.

Die sichergestellten Datenträger wurden zwischenzeitlich von Spezialisten der Kripo ausgewertet und der Aschaffenburger Staatsanwaltschaft zur Prüfung strafrechtlich relevanter Inhalte übergeben. Erkenntnisse hinsichtlich irgendeines strafbaren Verhaltens zum Nachteil der Kinder haben sich in der Folge allerdings nicht ergeben.

 


Im Zuge dieser Auswertungen ergab sich allerdings der dringende Tatverdacht eines Sexualdelikts zum Nachteil einer volljährigen jungen Frau. In der Folge wurde ein Haftbefehl gegen den 21-Jährigen erlassen. Dieser wurde am 14.03.2013 vollstreckt. Nach einer Nacht in einer Haftzelle der Polizei hatte der dringend Tatverdächtige auf Antrag der Aschaffenburger Staatsanwaltschaft einen Vorführungstermin bei der Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Aschaffenburg. Diese erließ gegen den Mann einen Untersuchungshaftbefehl. Die Beamten brachten den Mann in eine Justizvollzugsanstalt. Diese hat der weiterhin dringend Tatverdächtige Anfang dieser Woche bis zum Termin einer möglichen Gerichtsverhandlung wieder verlassen.


Tipps für Eltern und Kinder
Das Polizeipräsidium Unterfranken und die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg möchten den Vorfall mit den beiden

 

Mädchen erneut zum Anlass nehmen und die Wichtigkeit betonen, dass Eltern genau hinschauen, was Ihre Kinder im Internet und gerade im Bereich der Sozialen Netzwerke bzw. in Chatrooms tun. Es ist vollkommen klar, dass hier keine vollständige Überwachung möglich und sinnvoll ist, allerdings sollte eine gute Vertrauensbasis zwischen Kindern und Eltern herrschen und man insbesondere von Elternseite Interesse an den Online-Aktivitäten der Jüngsten zeigen.

Die Abwehr jeglicher Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, hier ganz konkret die mögliche Gefährdung für Kinder und Jugendliche im Internet, liegt dem Polizeipräsidium Unterfranken besonders am Herzen. Daher möchten wir mithilfe von gezielten Tipps für Eltern, aber auch Kinder, Straftaten möglichst verhindern.

Kinder und Jugendliche bitten wir über folgende Hinweise nachzudenken (bzw.

diese sollten von den Eltern vermittelt werden):


Chatten. Aber sicher!
- Chatte am Anfang nicht allein und suche Dir einen Chat, der von einem Moderator begleitet wird.
- Gehe nicht in Chats für Erwachsene, weil da oft unangenehme Sachen geschrieben werden. Und gib auf keinen Fall Deinen Namen, Deine Adresse und Deine Telefonnummer raus.
- Das absolut Wichtigste ist aber: Triff Dich nicht mit Leuten aus dem Chat und schicke Ihnen keine Bilder von Dir.
- Bleib auch immer misstrauisch: Am anderen Ende sitzt vielleicht eine Person, die Dich aushorchen und belästigen will. Wenn Dir etwas komisch vorkommt, brich den Chat sofort ab und sage Deinen Eltern oder einem anderen Erwachsenen direkt Bescheid.

Für die Eltern sind folgende Tipps aus polizeilicher Sicht besonders wichtig:


Surfen.

Aber sicher!
- Seien Sie Vorbild und helfen Sie Ihren Kindern, sich gefahrlos in den Welten des Internets zu bewegen.
- Lassen Sie Ihr Kind nicht mit dem Internet alleine.
- Bereiten Sie Ihr Kind auf eine mögliche Konfrontation mit jugendgefährdenden Inhalten vor - wie Gewalt, Pornografie oder Rassismus - und vereinbaren Sie mit ihm, solche Seiten sofort wegzuklicken.
- Machen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind mit der technischen Handhabung und den Anwendungen im Internet vertraut.
- Stellen Sie Regeln für den Umgang mit dem Internet auf - zeitlich und inhaltlich - und achten Sie auf deren Einhaltung.
- Zeigen Sie Interesse an den Freizeitaktivitäten Ihres Kindes - auch an seinem Surfverhalten.

Fragen Sie Ihr Kind nach den gemachten Erfahrungen.
- Interessieren Sie sich dafür, welche Freunde Ihr Kind im realen Leben hat? Dann erkundigen Sie sich auch nach den Freunden im Netz, sei es in Sozialen Netzwerken oder in Chatforen!
- Nutzen Sie Filterprogramme. Diese helfen Ihnen, Ihr Kind vor jugendgefährdenden Inhalten zu schützen.
Zeigen Sie ihm aber auch gute Kinderseiten und Angebote, die es nutzen kann. Das Internet ist ein normaler

Bestandteil unseres Lebens geworden. Helfen Sie dabei, dass Ihre Kinder sicher im Netz unterwegs sind!

Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter Medienkompetenz und Polizeiberatung. pol