Zwei offene Bücherschränke

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Unter den Büchern sind viele Schätze, finden Bürgermeister Alexander Tritthart (v. l. ), Walter Ferbar, Karoline Schmidt und Petra Embacher.Fotos: lp
Unter den Büchern sind viele Schätze, finden Bürgermeister Alexander Tritthart (v. l. ), Walter Ferbar, Karoline Schmidt und Petra Embacher.Fotos: lp
Ingrid Steidl vom Mehrgenerationenhaus.
Ingrid Steidl vom Mehrgenerationenhaus.
 

Der Markt Weisendorf hat keine Bücherei, aber im Rathaus und im Mehrgenerationenhaus offene Bücherregale eingerichtet. Sie quellen über vor interessanter Lektüre.

Das Offene Bücherregal ist ein Angebot für alle Leseratten, Bücherwürmer, Bücherliebhaber, Bücherfreunde, Büchernarren jeden Alters, heißt es seit dem 1. April 2010 in Weisendorf. "Auf den Aufbau einer eigenen Marktbücherei haben wir bewusst verzichtet, schon wegen der Nähe zur Stadtbücherei Herzogenaurach", sagt Bürgeremeister Alexander Tritthart (CSU). Zudem gibt es in der Schule eine klassische Schulbücherei, aus der Bücher auch mit nach Hause genommen werden dürfen.

Bringen un d holen

Aber ganz ohne geht es nicht, fanden einige Weisendorfer und initiierten das Offene Bücherregal im Rathaus. Zwei große und ein schmales Ikea-Regal sind es nur, aber es funktioniert.
Ohne Ausleihfristen, ohne Stempel, ohne (schmale) Öffnungszeiten.Während der Bürostunden der Verwaltung und zur Zeit der Sitzungen kann jeder das Foyer betreten und - schmökern Bücher bringen oder holen.

Als Grundregel haben die Bücherpaten Karoline Schmidt, Walter Ferbar und Petra Embacher ausgegeben: "Wer etwas aus dem offenen Bücherschrank herausnimmt, sollte ein anderes lesenswertes Buch wieder hineinstellen." Das klappt, fast zu gut. Die Zahl der gebrachten Bücher ist mittlerweile höher als die der geholten. Für die "Qualitätssicherung" sind die drei Bücherpaten zuständig. "Wir achten darauf, das nichts drinsteht, was nicht ,jugendfrei' ist oder rechtsradikal", sagt Schmidt. Gelegentlich mussten sie schon eingreifen, im erotischen Bereich.

Aber meistens sind sie positiv überrascht, was Mitbürger so vorbeibringen. "Ich habe den Eindruck, manche bringen ein Buch, das sie begeistert hat, recht bald, damit es auch andere lesen können. Bei Krimis, bei Thrillern und Bestsellern als Taschenbücher kann ich das gut verstehen", meint sie. Aber auch Kindersachbücher, Hardcover-Romane, gut ausgestattete Bildbände ohne Benutzungsspuren sind dabei.

Warum die gestiftet wurden, kann Embacher nur vermuten. An überquellende Bücherregale denkt sie, an falsche Altersstufen und gut gemeinte Geschenke, die leider die Interessen der Beschenkten nicht trafen.
Der Umsatz ist gut. "Unseren Erstbestand hatten wir mit Punkten gekennzeichnet. Nach drei bis vier Monaten hatte der Bestand gewechselt, stellten wir so fest", erinnert sich Ferbar. Selbst das ach "Religion" wird genutzt. "Der Standort ist ideal; er fällt bei jedem Behördengang ins Auge und unterliegt so auch der sozialen Kontrolle. Das System ist richtig pflegeleicht", sagt Schmidt.

Bücher in der Küche

Die drei Paten vom Rathaus haben noch eine Mitstreiterin in Sachen Bücher: Ingrid Steidl. Ihr "Arbeitsplatz" ist im Mehrgenerationenhaus. Den Altbau neben dem evangelischen Kindergarten könnte man mit Fug und Recht auch als Haus des Buches bezeichnen. Trotz mehrerer Gruppenräume und dem Festpunkt der Sozialdienste. Denn selbst in der Küche finden sich Bücher. Kochbücher. Als Anregung für regelmäßige gemeinschaftliche Kochaktionen.

Der erste Stock gehört fast ganz den Büchern. "Das ist ein Nachteil für manche Senioren", räumt sie ein. Aber auf Wunsch bringt sie schon mal einer Gruppe Lektüre ins Erdgeschoss.
Die Idee zu dieser Büchereivariante hatte sie nach einer Fernsehsendung. Dort ging es um einen offenen Rollschrank, der mitten in einer Großstadt steht. Steidl kombiniert die Bücherei des Kindergartens mit den offenen Regalen. Sie ist im Treppenhaus untergebracht. So ist sie vor allem auch für Eltern zugänglich, im Gegensatz zu Bücherschränken in den Verwaltungsräumen einer Kita.

Den Eltern steht für sich und für ihre Kinder ein reichhaltiger Bestand zur Verfügung. Wer etwas nimmt, trägt das in eine Liste ein. Dasselbe System gilt auch für die inzwischen elf laufenden Meter Bücherregal. DerRaum steht auch den Kinder der Hausaufgabenbetreuung im Haus zur Verfügung, als Raum der Stille und des Lesens. Und für Angebote des Ferienprogramms wie Lesenächte.