Der Gemeinde Vestenbergsgreuth geht es finanziell gut. Doch die Sanierung der Kläranlage Hermersdorf und der Kanalisation in den Ortsteilen wird teuer.
Zunächst schien es, als würde sich in der Bürgerversammlung überhaupt keine Diskussion entwickeln. Was bei den wenigen Teilnehmern und einer Bürgerversammlung vor wenigen Wochen zum Thema "Flüchtlinge" auch nicht verwundert hätte. Doch dann wurde die Frage nach der Umlegung der Sanierungskosten der Kläranlage aufgeworfen.
Mit einer Million Euro soll die Anlage in Hermersdorf ertüchtigt werden. Nach einer letztmaligen Verlängerung des Wasserrechtsbescheids sollte die Sanierung Ende 2016 abgeschlossen sein. Da diese Anlage "Neuland" sei, gebe es mit der Behörde noch Fragen zu klären, sagte Bürgermeister Helmut Lottes.
Er hält es daher für möglich, dass der Termin nicht gehalten werden kann. Das Unternehmen Martin Bauer werde sich mit 35 Prozent an den Kosten beteiligen.
Ob die verbleibenden Kosten über Gebühren oder Bescheide refinanziert werden, müsse im Gemeinderat erst noch entschieden werden, erklärte Lottes.
Bei Herstellungsbescheiden würden auf die rund 650 Haushalte Kosten von je 1000 Euro zukommen. Zuschüsse für die Sanierung der Abwasseranlage wird es nach Aussage des VG-Kämmerers Tobias Weiß nicht geben. Denn Vestenbergsgreuth sei nicht den finanzschwachen Gemeinden zuzurechnen. Was Weiß durch die Haushaltszahlen belegte.
Trotz mehrfacher Anmahnung der Aufsichtsbehörde sind die Realsteuerhebesätze seit 1979 unverändert. Mit 330/300 Prozent für die Grundsteuern und 320 bei der Gewerbesteuer liegen sie auf unterstem Level.
Mehr als 2,2 Millionen Gewerbesteuer sind 2015 eingegangen.
Die tatsächliche Zuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt lag mit knapp 943 000 Euro deutlich über dem Haushaltsansatz von 352 300 Euro.
Eine Schlüsselzuweisung bekommt Vestenbergsgreuth aufgrund der guten finanziellen Situation nicht. Die Schulden der Gemeinde lagen zum Jahresende 2015 bei 923 000 Euro. Allerdings stehen der knappen Million Verbindlichkeiten mehr als zwei Millionen Rücklagen gegenüber.
Um die Finanzen der Marktgemeinde muss man sich also keine großen Sorgen machen. Selbst dann nicht, wenn die Gemeindeväter als Multifunktionsgebäude einen 1,5 Millionen verschlingenden Anbau an die Schule ins Auge fassen. Bürgermeister Lottes sieht darin "einen Meilenstein" in der Geschichte der Gemeinde. Für ihre weitere Entwicklung brauche die Gemeinde ein solches Zentrum.
Die Gedanken des Bürgermeisters richten sich in die Zukunft.
Erstmals seit Lottes Amtsübernahme hat Vestenbergsgreuth letztes Jahr bei den Einwohnerzahlen von 1590 (2014) auf 1604 zugelegt.
Bei genauem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass es die Asylsuchenden sind, die Vestenbergsgreuths Einwohnerzahlen positiv beeinflussen. Zehn Alleinstehende beherbergt die Gemeinde in Dietersdorf und weitere zwei Familien mit zusammen zehn Personen in Burgweisach. Angesichts des erlittenen Leids sei es eine humanitäre Pflicht, diesen Menschen zu helfen, betonte Lottes.
Noch zähle Vestenbergsgreuth zu den "jungen" Gemeinden. Derzeit gebe es 200 Einwohner über 65 Jahre in der Gemeinde. 2025 werde es nach der Entwicklungsprognose aber 344 (ein Zuwachs von mehr als 50 Prozent) Senioren über 65 in Vestenbergsgreuth geben.
Für Lottes heißt das, "dass wir in den Anstrengungen für diese Bevölkerungsgruppe nicht nachlassen dürfen".
In seinem einstündigen Vortrag ging der Gemeindechef auf fast alle Gemeindethemen ein. Zu Beginn bat er um eine Schweigeminute für den verstorbenen Gemeinderat Harald Haberkamm und für die Opfer des Zugunglücks bei Bad Aibling.
Finanzielle Anreize
Die Baugebiete in der Gemeinde würden gut angenommen. "Es ist direkt zu sehen, wie die Häuser aus dem Boden sprießen", so Lottes. Allerdings könne man die Bauwerber nur durch günstige Baulandpreise "hierher an die Peripherie der Metropolregion" bringen.
Beim Ausbau der Breitbandversorgung sollen laut Lottes "die kleinen Ortschaften nicht links liegen bleiben". 139 Haushalte in Frickenhöchstadt, Ochsenschenkel, Oberwinterbach, Dutendorf und Hermersdorf sollen vom Ausbau
profitieren. Auf die Gesamtkosten von 350 000 Euro erwartet die Kommune eine Förderung von 60 Prozent. Die Gemeinde selbst müsse 140 000 Euro zahlen.
Ein Problem ist der an der Uehlfelder Straße gelegene, für Rasenschnitt gedachte Lagerplatz. Mit Fotos dokumentierte der Bürgermeister, dass dort vom Baumstumpf über Sträucher und Unrat alles mögliche abgeladen wird. "Wir müssen den Platz wieder schließen", bedauerte der Bürgermeister.
Bei den zum Teil bereits ausgeführten Sanierungen der Straßen in gemeindlicher Trägerschaft will Lottes rechtzeitig reagieren, um die Lebensdauer der Straßen zu erhöhen. Außerdem kommen vermehrt Kanalsanierungen auf die Gemeinde zu. Bei 26 Kilometern Kanalleitungen, 15 Kilometern Druckleitungen, 14 Pumpstationen und 640 Schächten kann man die Gedanken des Gemeindeoberhaupts nachvollziehen: "Was da wohl in der Erde noch an Kosten auf uns wartet!"