Adelsdorf plant ein neues Gewerbegebiet. Wo es hin soll, darüber waren sich allerdings nicht alle Gemeinderäte einig. Zur Auswahl standen Flächen am Reuthsee und am Gasberg.
Zwei Gewerbegebiete hat Adelsdorf bereits. Im Bereich der Hochstraße und im Bereich der Industriestraße. Beide sind so gut wie voll. Und die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren zeigt, dass auch weiter Bedarf besteht. 2013 wurden zwei Hektar, im vergangenen Jahr sogar drei Hektar an Gewerbeflächen verkauft. "Wir möchten unseren Bürgern Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Das können wir nur, indem wir Gewerbegebiete ausweisen", betont Bürgermeister Karsten Fischkal (FW).
Deshalb plant Adelsdorf nun ein neues Gewerbegebiet. Nur wohin damit? Das gesamte Gemeindegebiet wurde untersucht. Herausgekommen sind jetzt drei Vorranggebiete: südlich vom Reuthsee, westlich und östlich vom Gasberg. Matthias Rühl vom Büro Stadt & Land aus Neustadt an der Aisch stellte die einzelnen Flächen am Mittwochabend den Gemeinderäten vor.
Mit den Eigentümern sprechen Die erste mögliche Fläche unterhalb des Reuthsees würde mit rund zwölf Hektar zwar mittelfristig als Gewerbegebiet funktionieren, sie befindet sich allerdings direkt am Wohngebiet Läusberg. "Das ist schon sehr nahe, der Abstand wäre gerade mal 300 Meter groß. Außerdem ist die Fläche für viele Adelsdorfer Naherholungszone", gibt Rühl zu bedenken. Zudem sei die Zufahrt zur B470 sehr lang. Eine zweite Anbindung sei fraglich, an der Ostzufahrt komme es immer wieder zu Unfällen.
Die zweite Fläche westlich vom Gasberg, nahe Wiesendorf, wäre knapp elf Hektar groß und nach Norden hin leicht abfallend. Für sie würde die gute Erschließbarkeit über den Kreisverkehr und die Nähe zur Anschlussstelle B470 Adelsdorf-Ost sprechen. "Es würde aber nur für wenige Jahre einen Flächenvorrat bringen", erklärt Rühl. Ganz anders als bei der dritten Fläche, östlich des Gasbergs. Sie hätte das geringste Konfliktpotenzial und mit bis zu 20 Hektar eine langfristige Perspektive.
Laut Rühl wäre sogar ein Gebäude in der Größe des ehemaligen Aldi-Lagers möglich. Ebenso wäre die Fläche, genauso wie westlich des Gasbergs, gut über den Kreisverkehr und die Anschlussstelle B470 Adelsdorf-Ost zu erreichen. "Das Baugebiet Grünsee ist in der Nähe, deshalb könnte man das Gewerbegebiet noch etwas verkleinern", empfiehlt Rühl.
"Wir sollten uns mit den Eigentümern in Verbindung setzen und uns heute auf zwei Gebiete fixieren", eröffnet Fischkal die Diskussion. Für diese beiden Flächen sollte dann, auch Rühl zufolge, eine spezielle artenschutzrechtliche Untersuchung sowie eine Schallprognose in die Wege geleitet werden. Michael Auer (Grüne) findet dagegen, dass zunächst die Regierung von Mittelfranken miteinbezogen werden sollte, ob ihrer Meinung nach überhaupt Bedarf für Gewerbe bestehe. "Bevor wir so viel Geld für die Planung in die Hand nehmen, gerade in der finanziellen Lage, in der wir uns momentan befinden. Ich sehe, wie in Höchstadt alles explodiert, das ist grausam", findet Auer. Fischkal reagiert prompt: "Die Eigentümer müssen eingeladen werden, sonst brauch' ich nicht zur Regierung. Wir gehen nicht in Vorleistung. Die Gemeinde wird kein Land aufkaufen."
Sabina König (Grüne) fragt sich dagegen, ob es überhaupt mehr Gewerbegebiet braucht. Das große Geld habe es bisher nicht gebracht, zudem würde das Landschaftsbild negativ beeinflusst. "Was wollen wir für Adelsdorf? Ein Monstrum wie in Höchstadt?", fragt sie in die Runde. Wenn überhaupt, dann könne sie sich nur für die erste Variante am Reuthsee aussprechen.
Viele Radfahrer und Fußgänger Diese Meinung teilt auch Jörg Bubel (SPD). Ein Gewerbegebiet am Gasberg wäre für ihn in keinster Weise akzeptabel und würde lediglich eine unansehnliche Zersiedlung der Landschaft bedeuten. "Ein Gewerbegebiet am Reuthsee wäre dagegen eine natürliche Fortsetzung an das bestehende Gewerbegebiet", sagt Bubel.
Dieser Ansicht sind allerdings die wenigsten Gemeinderäte. Günter Münch (FW) sieht die Nähe zum Baugebiet Läusberg kritisch: "Da sind viele Fußgänger, Radfahrer und Sportler unterwegs." Die Flächen am Gasberg hält seine Fraktion deshalb für die deutlich bessere Wahl. "Das denken wir auch, man sollte bloß noch ein Stück weg vom Baugebiet", findet Andreas Maier (CSU).
Auch Parteikollege Hans Mönius ist generell von einem neuen Gewerbegebiet begeistert: "Soldan hat Adelsdorf mit seinem Verwaltungsgebäude optisch aufgewertet. Und genauso wird es auch am Gasberg sein. Die Generation der Architekten ist heute eine ganz andere." Auer hat dafür kein Verständnis: "Ich kann der Logik nicht folgen. Ein Gewerbegebiet kann kein Naherholungsgebiet sein. Und die Flächen am Gasberg sind das genauso wie die am Reuthsee."
Dass aber eben genau diese Fläche am Reuthsee weiter von der Gemeinde betrachtet wird, fand im Gemeinderat keine Mehrheit. Nur fünf Räte waren dafür. Nur mit fünf Gegenstimmen wurde dagegen beschlossen, die beiden Flächen am Gasberg weiterhin zu untersuchen und auf ihre Eignung als Gewerbegebiet hin zu überprüfen.