Clubfan Michael Seeberger ist Hausmeister an der Niederndorfer Grundschule und hat sein Reich in Rotschwarz dekoriert.
Es sind unumstößliche Weisheiten wie "Die Hoffnung stirbt zuletzt" oder "Ein Clubfan muss leiden", die sich die Anhänger des 1.FC Nürnberg tagaus tagein anhören müssen. Ohne, dass irgendjemand dafür fünf Euro ins Phrasenschwein werfen muss. Aber es stimmt ja auch: Die "Fanglubberer" durchleben immer ein Wechselbad der Gefühle, manchmal überwiegt die Freude, oft sind es aber auch traurige Momente. Letztere haben ja leider auch die aktuelle Saison im Griff.
Dem Michael Seeberger aus Niederndorf sind die Spötteleien wurschd. Er ist Clubfan mit Leib und Seele, und er wird es auch bleiben. Seit seinem 15. Lebensjahr ist er dabei, besucht die Spiele im Frankenstadion, das heute Max-Morlock-Stadion heißt, und bleibt seinen Idolen treu. Und wenn's diesmal tatsächlich der Abstieg sein sollte, der im Moment schier unvermeidbar scheint, ja dann "steig mer halt wieder auf", sagt er sich - ganz wie es dereinst der legendäre Club-Blueser Maximilian Kerner gesungen hat.
Seeberger ist Hausmeister an der Grundschule in Niederndorf, oder "Caretaker", wie es auf einem Schild an seiner Tür steht. Vor 20 Jahren hat er den Job angetreten und damit begonnen, sein Büro respektive Häuschen in der Eingangshalle stückweise zu dekorieren. In Rotschwarz präsentiert sich der Wandschmuck, gut sichtbar durch die großen Glasfenster. Ob Schal und Trikot, Aufkleber und Poster oder die Fotocollage von den Pokalhelden von 2007 - Seeberger hat Clubgeschichte gesammelt. Und dazu natürlich eine Menge an Autogrammen, versteht sich.
Die Entwicklung des etwas anderen Hausmeister-Zimmers ist auch der damaligen Rektorin Heidrun Robra zu verdanken. "Sie hatte nichts dagegen", erinnert sich der 55-Jährige. Und ihr Nachfolger Helmut Reinbold auch nicht, "dem hab ich zum Geburtstag ein Clubtrikot mit der Nummer 60 geschenkt", sagt Seeberger. Vor kurzem kam eine neue Rektorin. "Darf ich das behalten?", habe er sie beim allerersten Kontakt gefragt. Er durfte selbstverständlich.
Prima Verständnis
Manchmal kommt Heidi Forisch auch zum Fußballgespräch, auch wenn sie jetzt nicht gerade der überzeugteste Clubfan ist. Sondern schon eigentlich aus einem Lager kommt, das einem eingefleischten Nürnberger normalerweise nicht so recht ist: Nein, nicht die Fürther, aber die Bayern. Doch das ist kein Grund, dass sie sich jetzt argwöhnisch beäugen würden, im Gegenteil. Die beiden verstehen sich prima, "extrem super", wie sie gemeinsam feststellen, und überhaupt leben sie das Prinzip der Schule. " Wir sind eine ganz tolerante Schule", sagt die Chefin. Und das gilt auch für den Fußball: "Wir lassen alle Vereine gelten."
Das Herz der 55-Jährigen schlägt dennoch für die Bayern aus München, und das zeigt sie beim Fototermin mit dem FT auch, ausgerüstet mit Fanschal und Trainingsjacke. Auf dem Arm ein Stoffhündchen mit Pullover in rotweiß. "Das hat mir unsere Reinigungsfrau Maria Dittmar gestrickt", sagt die Pädagogin. Es gefällt auch den Schülern, dass die Rektorin Fußball mag. "Frau Forisch, bist du auch Fan?", fragt die neunjährige Katharina, als sie die Schulleiterin einmal in einem ganz anderen Outfit sieht.
Bittere Momente gibt es viele
Tolerant ist Michael Seeberger natürlich auch, mit Krawallbrüdern hat er nichts am Hut. Und in seiner Schulbude darf sogar ein Wimpel von Greuther Fürth hängen, vom Erzfeind also, mit Autogrammen drauf. Den hat ihm einst Björn Schlicke mitgebracht, als die Mannschaft mal die Schule besuchte. Aber dieses Geschenk wird freilich nur geduldet.