Von Hamsterkäufen in Höchstadt keine Spur

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Mit über 800 Kisten Wasser auf Lager wäre Getränkemarktleiter Armin Dittrich im Katastrophenfall gewappnet. Foto: Christian Bauriedel
Mit über 800 Kisten Wasser auf Lager wäre Getränkemarktleiter Armin Dittrich im Katastrophenfall gewappnet. Foto: Christian Bauriedel

Nahrung für zehn Tage, Wasser für fünf: Wie ernst nehmen die Höchstadter das Zivilschutzkonzept, das die Bürger vor Versorgungsengpässen schützen soll?

"Und, hast du auch schon einen Hamster gekauft?" Viel wird in den letzten Tagen gescherzt über die Empfehlung der Bundesregierung, für mehrere Tage Trinkwasser und Nahrung auf Vorrat zu horten. Die Zivilschutzverordnung, vor 20 Jahren abgeschafft, wurde gestern verabschiedet.

Hört man sich in Höchstadt um, ist von Panik keine Spur. "Ich hab den Schmarrn schon gehört", sagt Armin Dittrich, Marktleiter des Getränkemarkts Kistner. Von Hamsterkäufen allerdings könne nicht die Rede sein. "Die Leute kaufen das Quantum, das sie sonst auch kaufen." Für Dittrich steht fest, dass es sich um reines Füllmaterial für das Sommerloch handelt. Oder gar um eine Methode, die Wirtschaft anzukurbeln. Dass plötzlich mehr Kästen Sprudel über die Ladentheke gingen: Fehlanzeige.

Im Notfall gehört Dittrich zu den Gesegneten. Denn mit 800 bis 900 Kisten alleine an Wasser, würde er lange durchhalten.
Er bedient gerade einen Kunden. "Wenn der Fallout kommt, dann geh' ich zu meinen Eltern. Die haben einen Brunnen", sagt der Mann lachend, als man ihn auf mögliche Hamsterkäufe anspricht. Massive Stromausfälle, ja das könne wirklich zum Problem werden. Aber bei der Wasserversorgung mache er sich keine Gedanken.


Das Wassernetz ist nicht online

In Höchstadt ist er auch erstmal auf der sicheren Seite. Zumindest, was befürchtete Cyberangriffe von Hackern angeht. Denn: Die Wasserversorgung in Höchstadt läuft zwar computergesteuert. Im Falle eines Stromausfalls müssten hier Aggregate ihren Dienst tun. Jedoch sind die Rechner nicht mit dem Internet verbunden.

"Es gibt verschiedene Szenarien", sagt Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Wenn ein Teilabschnitt des Wassersystems nicht laufen sollte, gebe es Notfallpläne. "Wenn es hart kommt, könnte man auch über Sterpersdorf die Fernwasserleitung anbinden. Diese Möglichkeit bestünde", so Brehm, der natürlich auch schon vom Zivilschutzkonzept gehört hat.


Attacke auf IT-System der Stadt

"Wir greifen die Panik nicht auf", sagt Brehm. Generell findet er die Maßnahme aber nicht schlecht. "Dass ein Innenministerium sich für Notfälle Gedanken macht, ist doch klar. Das ist ein Thema, das man angehen muss." Wie wichtig Sicherheit vor allem in der IT ist, habe man bei der Stadt vor einiger Zeit erfahren, als das interne Computersystem durch einen Hackerangriff lahm gelegt wurde. Dieser sei aus der Ukraine gekommen. Die Erpresser forderten Geld, dann würden sie die Daten wieder frei geben. "Es war zwar schwierig, aber wir haben es hingekriegt, ohne zu zahlen", sagt Brehm. Seitdem gebe es weitergehende Sicherungen.

Die allgemeine Lage durch Syrienkrieg, Türkeiputsch und islamistischen Terrorismus sei sensibler geworden, so Brehm. Sensibler jedenfalls, als in den Jahren nach dem Kalten Krieg, als viele Zivilschutzmaßnahmen abgeschafft wurden.

Eine Zeit, an die sich Thomas Heideloff, stellvertretender Rettungsdienstleiter des BRK, noch gut erinnern kann. Der 58-Jährige kennt noch die Luftschutzübungen und die großen Sanitätszüge. Im Greiendorfer Weg in Höchstadt gab es ein Sanitätsmitteldepot. In einem Bunker unter der Mittelschule gab es bis 1999 ein Hilfskrankenhaus. "Gerade in der Flüchtlingskrise wären wir heilfroh gewesen, die eingelagerten Betten zu haben."
Dass das Zivilschutzkonzept beim BRK viel ändern wird, bezweifelt Heideloff. "Das ist eine Anpassung einer 20 Jahre alten Vorschrift." Auch er nennt das Stichwort Sommerloch. Trotzdem hält er es für sinnvoll, wenn Bürger sich Gedanken über Notfälle machen. "Wer verantwortungsbewusst ist, legt sich sowieso einen gewissen Vorrat an." Für Heideloff geht es auch um allgemeine Fragen der Absicherung: Habe ich einen Feuerlöscher? Gibt es Erste-Hilfe-Material im Haus?


Großeinsatz im Burgbergtunnel

Ausfälle der "Kritis", wie der Fachmann es nennt, würden beim BRK sowieso trainiert. Kritis ist die Abkürzung für "Kritische Infrastrukturen". Zum Beispiel Wasser, Verkehr oder Energie. Damit sei man beim BRK vertraut. Im Juni gab es eine Übung im Burgbergtunnel in Erlangen. Das Szenario: Stromausfall, im Tunnel muss ein stehengebliebener Nahverkehrszug evakuiert werden.

Im Kleinen habe Heideloff es letztes Jahr erlebt, als es für eineinhalb Tage beim BRK einen Serverausfall gegeben hatte. "Plötzlich merkt man, wie abhängig man vom Computer ist." Wichtige Dokumente gab es aber auch in Papierform. Die Dienstpläne habe er auf der alten Schreibmaschine geschrieben. Gewöhnungsbedürftig. Aber im Notfall geht auch das.