Das Bochabela String Orchestra aus South Africa spielt dreimal in Höchstadt. Das Ensemble bildet für junge Leute aus den Townships eine musikalische Familie.
Begeistert lauschen drei kleine Mädchen den temperamentvollen Klängen vom Podium am Weihnachtsmarkt. So konzentriert schauen sie auf den jungen Cellisten vor ihnen, dass sie vergessen, von ihrer Pizza abzubeißen. Der, der "für sie" spielt, ist der 20-järige Reginald Teys, der mit einem hervorragenden Ergebnis die Aufnahmeprüfung für eine Studium am Vorarlberger Landeskonservatorium abgelegt hat.
Auf dem Weihnachtsmarkt fungiert der junge Cellist als Konzertmeister für das Bochabela String Orchestra. Lauter junge Leute mit großer Begabung, die derzeit eine Konzerttournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz absolvieren.
Seelennahrung Neben Teys spielt Ashlin Grobbelaar (15) ihr Cello. Sie sagt schlicht: "Musik ist Nahrung für meine Seele." Das verbindet sie unmittelbar mit den drei Mädchen vor dem Podium.
Schräg hinter Teys steht Mookho Rankhala. Auch die 19-jährige Bratschistin wird demnächst ihr Studium am Konservatorium aufnehmen. "Wir sind wie eine große Familie, die immer zusammenhält - eigentlich sind wir ein Familienorchester", beschreibt sie ihr Ensemble.
Die beiden und ihre Orchesterkollegen stammen aus den Townships um die südafrikanische Stadt Bloemfontain. Dort hat 1998 der Amerikaner Peter Guy das Mangaung String Program ins Leben gerufen, um musikalischen Jugendlichen eine besondere, für sie sonst wahrscheinlich unerreichbare Chance zu bieten. Über 500 Jugendliche konnten in 16 Jahren so eine Perspektive finden.
Der Kontakt zu Höchstadt entstand durch einen früheren Kollegen von Bernd Lohneiß, dem Chef des Gymnasiums, den das Können der jungen Leute beeindruckt hat. Lohneiß lud schon im vergangenen Jahr das Ensemble zu einem Konzert ins Gymnasium ein. Ein Konzert, das alle begeisterte.
So setzte sich die Fachschaft Musik für einen öffentlichen Auftritt ein und hat die Organisation des gestrigen Konzerts in der Fortuna Kulturfabrik übernommen.
Auf Franken-Tour Ganz große Musik stand auf dem Programm; musikalische Themen, die man gemeinhin einem Ensemble mit einem Durchschnittsalter von deutlich unter 20 nicht "zutraut": Paul Hindemiths Trauermusik für Viola und Streichorchester und die Mahler'sche Orchesterbearbeitung von Franz Schuberts Streichquartett "Der Tod und das Mädchen".
Der zweite Teil ist bestimmt von den Melodien Südafrikas bis hin zur heimlichen Nationalhymne Pata Pata der unvergessenen Miriam Makeba.
Bürgermeister Gerald Brehm (JL) begrüßte die jungen Leute vor der anstrengenden Woche ihre Franken-Tour mit vielen Auftritten im Kommunbrauhaus, beschenkte sie mit Plüsch-Karpfen und erinnerte an die Intension der Höchstadter Friedenserklärung von 2003. Deren Zielsetzung, vom Kleinen her zu wirken, ordnet Teys auch dem Mangaung String Program zu: "...dass es Menschen aus allen Richtungen des Lebens willkommen heißt, ohne Ansehen ihrer Vergangenheit, ihres Einkommens und ihrer Rasse."
Am Mittwoch, 11.Dezember, tritt das Bochabela String Orchestra um 20 Uhr in Herzogenaurach in der Stadtpfarrkirche St. Magdalena auf.