Volltreffer in die fränkische Seele

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Oti Schmelzer demonstriert, wie man auf Unterfränkisch einer Dame zum Geburtstag gratuliert. Ob sie verstanden hat? Fotos: Evi Seeger
Oti Schmelzer demonstriert, wie man auf Unterfränkisch einer Dame zum Geburtstag gratuliert. Ob sie verstanden hat?  Fotos: Evi Seeger
Oti Schmelzer und sein trockener fränkischer Humor kamen beim Publikum an.
Oti Schmelzer und sein trockener fränkischer Humor kamen beim Publikum an.
 
Das Publikum war begeistert.
Das Publikum war begeistert.
 
Auch ohne Dreispitz und Wams macht er eine gute Figur.
Auch ohne Dreispitz und Wams macht er eine gute Figur.
 

Oti Schmelzer begeistert das Publikum im Weingartsgreuther Kronensaal.

Er kennt den Steigerwald vermutlich wie seine Westentasche. Deshalb versteht er auch den regionalen Aufstand gegen einen Nationalpark: "Wo klaust du denn dann dei Holz? Da laufen dann überall so Sheriffs rum!" Natürlich klingt das bei Oti Schmelzer in schönstem unterfränkischen Dialekt etwas anders.

Eine geballte Ladung davon bekamen die Besucher im Kronensaal ab, wohin der FSV Weingartsgreuth den Kabarettisten eingeladen hatte. Er habe ja nichts gegen die Bayern, aber "Heimat is, wo man sein Dialekt reden kann", sagt der aus den Kultsendungen "Fastnacht in Franken" und der "Närrischen Weinprobe" bekannte Humorist. Demnach kann er ab sofort auch den Ebrachgrund zur Heimat erheben. Obwohl bei ihm daheim in Oberschwappach (Gemeinde Knetzgau) die Kirchweih "Kirwa" heißt und in dem Wachenrother Ortsteil "Kerwa".
Den fränkischen Dreispitz auf dem Kopf und Rot-Weiß als dominante Farbe auf der Bühne, blickt Oti Schmelzer tief in die fränkische Seele. Und stellt fest: "Wir Franken sind emotionale Gefühlsfeuerwerkler!"

Im ausverkauften Kronensaal kam das Publikum aus dem Lachen nicht heraus. Auch wenn es bei dem Paradefranken mitunter deftig zugeht. "Nein, sowas würde ich nie sagen", distanziert er sich, wenn er heikle Eisen anspricht.
Oti Schmelzer provoziert, will manchmal - ganz mit Absicht - schockieren, aber auch zum Nachdenken anstoßen. Unterschiede im fränkischen Idiom sind der Grund dafür, dass er mitunter "mit Untertiteln arbeitet". Das heißt, dass er schwierige Sentenzen "ins Hochdeutsche übersetzt". Und davon gibt es im Laufe des Abends genug.


Franken - das Paradies

Dass Franken für ihn die schönste Region, ja gar das Paradies ist, daran lässt er keine Zweifel. Mit seiner fränkischen Sicht auf das Leben und den alltäglichen Wahnsinn hüpft er von einer Pointe zur anderen und schlüpft in unterschiedliche Figuren. Bei diesem Galopp entkommt ihm nichts und niemand: Die Frauen nicht und ihr Unvermögen beim Autofahren, nicht die Schwiegermütter, nicht die Kindererziehung, die Kirche oder die Politiker, wobei sein "Favorit" Martin Schulz zu sein scheint.
Frauen im Allgemeinen, die fränkische im Besonderen, sind für ihn ein ergiebiges Thema. "Frauen wie Sterne müsste man erfinden - die abends erscheinen und morgens verschwinden". Um gleich danach zur Versöhnung ein "Frauen-Einschleim-Lied" zum Besten zu geben.
Aber die Franken sind leidensfähig, das macht "OtiderSchmelzer" am FCN deutlich: "Ich bin Nürnberg-Fan, weil ich mir kein Sado-Maso-Studio leisten kann."

Einer der Höhepunkte des Abends ist die Wallfahrt, auf die er sein Publikum mitnimmt. "Nix für uns", haben die Zuhörer auf seine Anrufungen zu antworten. Den Gesang begleitet er mit seiner steirischen Harmonika "in Ess-Dur, denn gegessen und getrunken wird immer".
Und dann stellt er unter Beweis, dass er gut vorbereitet ist: Dass Weingartsgreuth am liebsten unabhängig von Wachenroth wäre, dass man die Windräder in die schöne Landschaft "hineinpappen" wollte und dass die FSV-ler "zum Duschen über die Straße gehen".