Vize-Landrat Pech weiter in Haft - vierter Verdächtiger auf der Flucht

1 Min
Christian Pech, Vize-Landrat von Erlangen-Höchstadt, sitzt weiterhin in U-Haft. Nach einem weiteren Verdächtigen im Fall des Zollbetrugs wird gefahndet. Foto: Evi Seeger
Christian Pech, Vize-Landrat von Erlangen-Höchstadt, sitzt weiterhin in U-Haft. Nach einem weiteren Verdächtigen im Fall des Zollbetrugs wird gefahndet. Foto: Evi Seeger

Christian Pech, Vize-Landrat von Erlangen-Höchstadt, sitzt weiterhin in U-Haft. Nach einem weiteren Verdächtigen im Fall des Zollbetrugs wird gefahndet.

Christian Pech, stellvertretender Landrat von Erlangen-Höchstadt (SPD), sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. Wie Anita Traud, Oberstaatsanwältin und Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, auf Anfrage mitteilt, sitzen alle drei Verdächtigen noch in Haft.

Zwei Geschäftsführer, darunter laut Staatsanwaltschaft eine Frau, sowie Pech, der als Mitarbeiter für das Nürnberger Unternehmen arbeitet, wurden am 9. Oktober im Rahmen von 14 groß angelegten Razzien in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz festgenommen. Der Ermittlungsrichter sehe laut Staatsanwaltschaft Flucht- und Verdunklungsgefahr gegeben. Ein weiterer Geschäftsführer, der Lebenspartner der inhaftierten Frau, befinde sich auf der Flucht. Nach ihm werde gefahndet, so Traud.


Keine Haftprüfung beantragt

Pech soll jedoch nicht als Kopf des bandenmäßigen Zollbetrugs fungiert haben. Gegen ihn wird wegen Beihilfe ermittelt. Lediglich die Geschäftsführer hätten eine führende Rolle eingenommen, bestätigt Oberstaatsanwältin Traud. Die Zollschuld liege bei der Firma. Es steht der dringende Verdacht im Raum, durch den Import chinesischer Solarplatten Zollgebühren in Höhe von über 30 Millionen Euro hinterzogen zu haben.

Von einem Antrag auf Haftprüfung und damit der Möglichkeit aus der U-Haft entlassen zu werden, sei ihr nichts bekannt, sagt Oberstaatsanwältin Traud.
Bei der Kreis-SPD ist man immer noch fassungslos. "Wir wissen auch nicht mehr, als aus der Presse zu erfahren ist", sagt Fritz Müller, Kreisvorsitzender der SPD. Er betont, dass - solange keine Beweise auf dem Tisch liegen - immer die Unschuldsvermutung gilt. Er kenne Pech schon seit 20 Jahren und sei mit ihm befreundet. "Da war nie der Gedanke an sowas", sagt Müller. Im Gegenteil: Wie Pech sich in seiner Funktion als ehrenamtlicher Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) ins Zeug gelegt habe, sei vorbildlich gewesen. Auch deshalb seien die im Raum stehenden Vorwürfe für ihn unvorstellbar. "Es gibt keine zwei Gesichter", ist Müller überzeugt. "Ich bin immer noch der Meinung, dass er unschuldig ist."


Für chinesische Firma tätig

Pech ist studierter Politikwissenschaftler und Betriebswirt. Von 2003 bis 2005 war der 41-Jährige Fraktionsgeschäftsführer der SPD-Stadtratsfraktion in Erlangen. Seit 2009 sitzt er im Kreistag Erlangen-Höchstadt. 2014 trat er als Landratskandidat der SPD an.

Laut seiner Vita auf seiner Webseite ist Pech seit 2008 "in der Geschäftsführung bei verschiedenen Unternehmen im Bereich ,Erneuerbare Energien'" tätig. Zudem ist er Mitglied in etlichen Vereinen, so etwa Gründungsmitglied der Bürgergenossenschaft Energiewende Erlangen und Erlangen-Höchstadt.

Seinem öffentlichen Profil bei Facebook ist zu entnehmen, dass er bei einer chinesischen Firma mit Sitz in der Stadt Shaoxing, rund 200 Kilometer südlich von Shanghai, tätig ist. Das in China börsennotierte Unternehmen bezeichnet sich auf seiner englischsprachigen Webseite als "einer der größten Photovoltaik-Hersteller", dessen Solarelemente im Jahr 2013 eine Kapazität von 600 Megawatt erreicht hätten. Die Firma spricht von 1500 "hochqualifizierten Mitarbeitern" am Standort in Shaoxing. Man operiere weltweit.