Unter Zeitdruck ans Stromnetz

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Jürgen Thiele von der Solarfirma führt durch die Anlage bei Etzelskirchen. Foto: bau
Jürgen Thiele von der Solarfirma führt durch die Anlage bei Etzelskirchen.  Foto: bau
Innerhalb von nur einem halben Tag stand das Grundgerüst der Anlage.
Innerhalb von nur einem halben Tag stand das Grundgerüst der Anlage.
 
Mit speziellen Erddübeln werden die Halterungen für die Solarplatten in der Erde verankert. Foto: Jürgen Thiele
Mit speziellen Erddübeln werden die Halterungen für die Solarplatten in der Erde verankert. Foto: Jürgen Thiele
 

Nach nur einem Monat Bauzeit wird die Photovoltaik-Anlage bei Etzelskirchen (Stadtteil von Höchstadt) in Betrieb genommen. Kurios aber wahr: Um es in dieser kurzen Zeit zu schaffen, kam High-Tech vom Erfinder des Christbaumständers zum Einsatz.

Von Christian Bauriedel

Etzelskirchen — In der Solar-Branche muss es schnell gehen. Wer sich für eine Investition in die Photovoltaik entscheidet, muss zwar nicht auf Rohstoffpreise achten - die Sonne wird noch eine Weile scheinen - aber er muss Termine ganz anderer Art beachten.
"Wir hatten wirklich zu kämpfen, dass wir es zeitlich schaffen", erzählt Jürgen Thiele von der Firma Iliotec Solar. Das Unternehmen mit Sitz in Regensburg installiert Photovoltaik-Platten auf Dächern und der freien Fläche.

PV-Anlage auf der Zugspitze


Zu den zwei größten Projekten zählt etwa die Bestückung des Easy-Credit-Stadions in Nürnberg sowie Deutschlands höchste Photovoltaik-Anlage auf der Zugspitze. Am Freitag geht nun auch bei Höchstadt eine ihrer Anlagen ans Netz.
"Unsere Branche ist ein wahres Termingeschäft", meint der 37-Jährige. Der Grund dafür: Die staatliche Vergütung für den Betrieb von Photovoltaik-Anlagen ist vom Fertigstellungsdatum abhängig. Ansonsten sinkt die Rate für die Einspeisung in das Stromnetz. Zeit bedeutet eben auch in diesem Geschäft Geld.
Thiele steht am Rand des kleinen Wäldchens bei Etzelskirchen. Das Solarfeld liegt nahe der A3. "Wir liegen hier genau im vorgeschriebenen räumlichen Korridor", erklärt Thiele.
Für die Solarparks, die seit Jahren allerorts aus dem Boden sprießen, sind 40 Meter zur Autobahn und 110 Meter davon entfernt erlaubt. "In diesem Fall mussten wir besonders weit von der Autobahn weg, da ja für die nächsten Jahre ein mehrspuriger Ausbau geplant ist", sagt Thiele, der gerade das Tor zu den Solarplatten öffnet.

In Diebstahlsicherung investiert


Ein hoher Zaun umgibt das Gelände. Darauf sitzt doppelreihiger Stacheldraht. Eine Vorgabe der Versicherung, denn die verbaute Technik hat bei Gesamtkosten von zirca einer dreiviertel Million ihren Wert. Trotzdem ließen sich vor einem Monat hier Diebe nicht abschrecken. Wechselrichter im Wert von rund 68 000 Euro wurden entwendet.
"Es muss sich um eine länger geplante Tat gehandelt haben", sagt Thiele. Ein Wechselrichter wiegt 80 Kilogramm. Bei 14 gestohlenen Geräten müssen die Diebe schon mit einem Transporter oder gar einem Lkw angerückt sein. Die Polizei hat Spuren gesichert. Die Ermittlungen laufen noch. Doch noch einmal soll so etwas nicht passieren, erklärt Stefan Litz aus Etzelskirchen, einer der Betreiber. Neue Sicherheitstechnik, inklusive Kameras, wurde angeschafft.

High-Tech kam zum Einsatz


Um den Bau innerhalb nur eines Monats zu bewerkstelligen, kommt High-Tech zum Einsatz. Die Stahlpfosten, auf denen die Platten montiert sind, werden durch ein spezielles Verfahren im Boden verankert. Die Konstrukteure verwenden GPS-Technik: "Nachdem das Areal vermessen wurde, scannt ein Gerät die Wiese und markiert zentimetergenau Punkte, an denen die Bolzen in die Erde kommen", erklärt Thiele bei einem Rundgang. Mit schraubenförmigen Bodendübeln von drei Metern Länge werden schließlich die Stützen in den Boden gedreht. Der Photovoltaik-Fachmann erwähnt noch ein Kuriosum am Rande: "Falls sie die spannbaren Drahtseil-Christbaumständer kennen; das Patent mit den Drehdübeln ist vom gleichen Erfinder. Genial." Durch das Verfahren sei es möglich, den Aufbau in nur einem halben Tag zu bewerkstelligen.
Nachdem die Anlage ans Netz gegangen ist, soll sie auf einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern künftig jährlich etwa 500 000 Kilowattstunden Strom einspeisen - abhängig von der Sonneneinstrahlung versteht sich. Das entspricht etwa dem Bedarf von 140 Familien pro Jahr, erklärt Thiele. Nach etwa zehn bis zwölf Jahren hätte sich eine Anlage dieser Größe amortisiert.