"Aorten-Experte": Uniklinikum Erlangen stellt neuen Leiter der Gefäßchirurgie vor

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Die gefäßchirurgische Abteilung am Uniklinikum Erlangen hat eine neue Führung. Demnach wird ein "Aorten-Experte" die Gefäßchirurgie zukünftig leiten.

Neuer Leiter der Gefäßchirurgischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen ist Prof. Dr. Ulrich Rother. Der Nürnberger übernahm zum 1. Oktober 2025 die Leitung von Prof. Dr. Werner Lang. "Wir haben mit Prof. Rother einen sehr erfahrenen Arzt und Forscher auf den Gebieten der Entwicklung und der Etablierung neuer Technologien im Bereich der Aortenversorgung und der peripheren Gefäßchirurgie gewinnen können", sagte Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Erlangen, bei der offiziellen Amtsübergabe.
 
Prof. Rother erläuterte beim Amtsantritt seine Arbeitsschwerpunkte. Patienten, die von ihrem Arzt die Erstdiagnose "Aortenaneurysma" erhalten haben, sollen ab Januar 2026 bei ihm in einer eigenen Sprechstunde ganzheitlich betreut werden. "Beim Aortenaneurysma handelt es sich um eine lebensbedrohliche Erweiterung der Hauptschlagader, die ab einer gewissen Größe platzen kann. Wir müssen das Aneurysma daher regelmäßig kontrollieren und ab einer bestimmten Größe operieren", so Prof. Rother.

"Dafür können wir am Uniklinikum Erlangen das gesamte Portfolio an Operationen der Hauptschlagader interdisziplinär anbieten, sodass die Patienten an einem Ort von Spezialisten aus Herzchirurgie, Interventionsradiologie und Gefäßchirurgie aus einem Guss versorgt werden können." Die Experten stimmen sich dazu jeden Mittwoch in einer Fallbesprechung, dem sogenannten interdisziplinären Aortenboard, ab. "Das ist extrem wichtig, damit eine Operation auf die andere aufbauen kann und so unnötige Operationen vermieden werden können."

Durch neue Forschung Operationen vermeiden

Prof. Rothers persönlicher klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Therapie von Durchblutungsstörungen in Beinen und Armen, die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). "Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die Durchblutung eines Gewebes wiederherzustellen oder zu verbessern: eine meist minimalinvasive Operation beziehungsweise Intervention oder aber Bewegung", so Prof. Rother. "Wenn keine Operation oder Intervention notwendig ist, empfehlen wir ein spezielles Sportprogramm." In Erlangen gibt es dafür z. B. eine Gehsportgruppe des Turnvereins 1848 Erlangen e. V. Prof. Rother möchte die Teilnehmenden künftig mit einem neuartigen, optoakustischen Bildgebungsverfahren beim Training begleiten, um ihre Fortschritte in messbare Daten zu verwandeln und zu quantifizieren. "Wenn uns das gelingt, können wir im nächsten Schritt Trainingsmethoden optimieren und letztlich Operationen vermeiden."

Patienten Nierentransplantation ermöglichen

Auch in der Transplantationsmedizin möchte Prof. Rother neue Wege gehen und ein spezielles Programm für Patienten mit schwerer Arteriosklerose starten, die aufgrund ihrer Erkrankung von einer Nierentransplantation ausgeschlossen sind. "Bei diesen Patienten kann ein neues Organ oft nicht mehr an die geschädigte Beckenarterie angeschlossen werden. Wir wollen die Betroffenen daher vorab mit einer Y-Prothese versorgen und sie so durch ein neues Gefäß wieder transplantationsfähig machen." Die Patienten werden damit wieder "anschlussfähig" für eine neue Niere. "Dieses Verfahren bieten bislang deutschlandweit nur sehr wenige Transplantationszentren an", so der Gefäßchirurg.
 
Prof. Rother ist Mitautor von europäischen und deutschen Leitlinien zur PAVK-Behandlung und Vorsitzender der "Kommission für PAVK und Diabetischer Fuß" der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e. V. Die von seinem Vorgänger Prof. Lang etablierte gute Zusammenarbeit mit der Radiologie bei endovaskulären Verfahren sowie der Neurologie und der Neuroradiologie des Uniklinikums bei der Carotis-Chirurgie zur Behandlung von Verengungen der Halsschlagader möchte Prof. Rother weiter ausbauen.

Von Nürnberg in den Senegal

Prof. Rother ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Sportklettern in der Fränkischen Schweiz und Saxophonspielen in einer Big Band sind sein Ausgleich zu seinem Beruf. "Eigentlich wollte ich mal Musiker werden, aber an der Musikhochschule haben sie mich nicht genommen, da habe ich Medizin studiert", verrät er mit einem Augenzwinkern.
 
Ulrich Rother wurde in Nürnberg geboren und begann 2006 sein Medizinstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Während des Studiums nahm der heute 40-Jährige einen Auslandsaufenthalt am Hôpital Saint Jean de Dieu in Thiès im Senegal wahr. Nach der ärztlichen Approbation im Jahr 2012 war Ulrich Rother am Uniklinikum Erlangen bis 2014 Arzt in der Chirurgischen Klinik unter dem damaligen Direktor Prof. Dr. Dr. h. c. Werner Hohenberger und anschließend bis 2018 Arzt in der Gefäßchirurgie unter Prof. Lang. Seine Dissertation verfasste Ulrich Rother 2013 an der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen bei Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch. 2019 folgten die Habilitationsschrift "Evaluation moderner Verfahren der nicht-invasiven Messung der Gewebeperfusion" und die Erteilung der Lehrbefugnis im Fach Gefäßchirurgie. Außerdem wurde Prof. Rother im selben Jahr zum Oberarzt und 2022 schließlich zum leitenden Oberarzt der Gefäßchirurgie des Uniklinikums Erlangen ernannt. 2023 schloss er den Master of Health Business Administration (MHBA) an der FAU Erlangen-Nürnberg ab.
 
Die Gefäßchirurgie war seit 1977 ein Schwerpunktbereich der Chirurgischen Klinik mit rund 1200 Eingriffen jährlich und wurde von 1997 bis zum 30.09.2025 von Prof. Lang geleitet. 2008 ging sie als selbstständige Abteilung aus der Chirurgie hervor. Zum Behandlungsspektrum gehören die Therapie von Engstellen der Halsschlagader und Ablagerungen in den Gefäßwänden, von Gefäßaussackungen, Durchblutungsstörungen bei Diabetes, Venenleiden und Krampfadern. Weitere Informationen unter: www.gefaesschirurgie.uk-erlangen.de.

Bei diesem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung. 

Vorschaubild: © Michael Rabenstein