Umgang mit Fehlgeburten hat sich massiv verändert - was Eltern hilft

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Nicht immer gab es Angebote für Eltern, sich würdevoll von ihrer Fehlgeburt zu verabschieden. Die Uniklinik Erlangen macht deutlich, was so wichtig ist.

Fehl- oder Totgeburten sind keine Seltenheit: Tatsächlich enden schätzungsweise 10 bis 15 Prozent aller bestätigten Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt (MSD Manual, 2025). Umso wichtiger ist es, dass Eltern in ihrer Trauer richtig begleitet werden - das erkannte auch Beatrix Kozjak-Storjohann schon früh. Als Krankenschwester in der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen ermöglichte sie bereits in den 1990er-Jahren Müttern und Vätern, die eine Fehl- oder Totgeburt erlitten hatten, sich würdevoll von ihrem Kind zu verabschieden. Damit stellte sie sich bewusst gegen den damaligen Zeitgeist und nahm auch mögliche berufliche Konsequenzen in Kauf.

Gemeinsam mit Prof. Beckmann und der damaligen Pflegedienstleitung Carla Evenkamp bereitete sie so den Weg für den Wandel im Umgang mit früh verstorbenen Kindern, der sich Anfang der 2000er in der Erlanger Frauenklinik durch den Wechsel des klinischen Direktors vollzog. Seit 2008 leitet Beatrix Kozjak-Storjohann den Psychosozialen Dienst der Geburtshilfe in der Frauenklinik, an dessen Aufbau sie maßgeblich beteiligt war.

Nach Fehl- oder Totgeburten: Begegnung kann helfen, den Schmerz zu verarbeiten

Kozjak-Storjohann betont: "Heute wissen wir – auch dank der Forschung –, dass es keine eindeutige Empfehlung für den klinischen Umgang nach dem frühen Verlust eines Kindes geben kann. Das interprofessionelle Klinikteam trägt dafür Sorge, dass Eltern umfassend über die Möglichkeiten der Abschiedsgestaltung informiert werden und einen geschützten Rahmen vorfinden, um eine für sie stimmige Entscheidung treffen zu können."

Das war längst nicht immer der Fall: "Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde es Eltern mit frühem Kindsverlust meist verwehrt, ihr verstorbenes Kind noch einmal zu sehen. Dabei kann diese Begegnung helfen, den Verlust und den Schmerz zu verarbeiten", erklärt Beatrix Kozjak-Storjohann.

Gemeinsam mit den Kolleginnen aus dem Team des Psychosozialen Dienstes der Geburtshilfe begleitet sie heute Mütter und Väter, die während der Schwangerschaft ein Kind verloren haben, eine Risikoschwangerschaft erleben oder sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen. "Jeder Trauerprozess ist einzigartig. Wir wollen die Betroffenen daher darin unterstützen, ihren tiefen Schmerz auf ihre ganz individuelle Weise zu bewältigen."

Engagement für trauernde Eltern: Ellen-Ammann-Preis geht nach Erlangen

Auch die Wanderausstellung "Tod am Anfang des Lebens", die Beatrix Kozjak-Storjohann mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Erlanger Frauenklinik, der Stadt Erlangen und dem Hospiz Verein Erlangen e. V. konzipiert hat, um Fehl- und Totgeburten in der Öffentlichkeit zu enttabuisieren und die seit 2012 an vielen Orten gezeigt wird, leistet einen entscheidenden Beitrag dazu.

Für ihr Engagement wurde Beatrix Kozjak-Storjohann nun auch mit dem Ellen-Ammann-Preis des Katholischen Deutschen Frauenbundes Landesverband Bayern e. V. ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen eines Festaktes im Bayerischen Landtag in München statt. Beatrix Kozjak-Storjohann erhielt den diesjährigen Hauptpreis; vier weitere Frauen wurden ebenfalls für ihr Engagement mit dem zweiten bis fünften Preis geehrt.

"Die Auszeichnung ist eine große Ehre und setzt ein wichtiges Zeichen für einen offenen und mitfühlenden Umgang mit frühem Kindsverlust", sagte Beatrix Kozjak-Storjohann nach der Preisverleihung. "Der Ellen-Ammann-Preis bestärkt mich und mein Team darin, unsere Arbeit weiterhin mit Herz und Überzeugung zu tun – und gibt mir Kraft für die Zukunft."

Wer ist Beatrix Kozjak-Storjohann?

Neben ihrer Tätigkeit am Uniklinikum Erlangen führt Beatrix Kozjak-Storjohann eine eigene Praxis für Psychotherapie in Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie ist examinierte Krankenschwester, Heilpraktikerin für Psychotherapie sowie Pflege- und Sprechwissenschaftlerin. Als Doktorandin am Lehrstuhl für Geschichte der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg forscht sie zum perinatalen Verlust älterer Frauen.

Alle zwei Jahre würdigt der Katholische Deutsche Frauenbund Landesverband Bayern e. V. mit dem nach seiner Gründerin benannten Ellen-Ammann-Preis Persönlichkeiten, die sich mit ihrem Engagement für die Gleichberechtigung und die Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in besonderem Maße verdient gemacht haben. Der Hauptpreis ist mit 2000 Euro dotiert; dazu wird die Ellen-Ammann-Kamee verliehen – ein eigens für diesen Anlass entworfenes Schmuckstück.

Bei diesem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung. 

Vorschaubild: © Fabian Sommer/dpa